Verleihung des Deutschen Preises für IT-Sicherheit

Am Freitag, 24. Oktober 2008, wurde in Darmstadt der von der Horst Görtz Stiftung ausgeschriebene hochdotierte Deutsche IT-Sicherheitspreis feierlich verliehen. Insgesamt wurden bei der Verleihung 200.000 Euro Preisgelder an drei Preisträger vergeben.

Dabei erhielt ein Team von Nachwuchswissenschaftlern um Dr. Jörn Müller-Quade von der Universität Karlsruhe (TH) den ersten und Prof. Dr. Johannes Buchmann zusammen mit Erik Dahmen von der TU Darmstadt den zweiten Preis. Der dritte Preis wurde geteilt und ging an den Bonner Entwickler Andreas Schuster und an Prof. Dr. Dieter Bartmann von der Universität Regensburg.

Der Deutsche IT-Sicherheitspreis ist der am höchsten dotierte Preis für IT-Sicherheit und einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise in Deutschland. Wie bei einer Oscar-Verleihung erfuhren die zehn nominierten IT-Experten-Teams erst bei der Vergabe der Preise, ob sie einen der drei Preise erhalten würden. Als besonderes Highlight überreichten humanoide Roboter als „Helfer“ die Preise an die Laudatoren.

Der mit 100.000 Euro dotierte erste Preis wurde an das Nachwuchswissenschaftler-Team Michael Bär, Jens-Matthias Bohli, Christian Henrich, Dr. Jörn Müller-Quade, Stefan Röhrich und Carmen Stüber vom Europäischen Institut für Systemsicherheit (E.I.S.S.) an der Universität Karlsruhe (TH) für ihr Projekt „Bingo Voting – Verifizierbare Wahlen mit Wahlmaschinen“ verliehen. Bei dem elektronischen Wahlverfahren kann der Wähler sicher überprüfen, ob seine eigene Stimme korrekt gezählt wurde.

Bingo Voting bietet nicht nur eine schnellere Auszählung und einfache Bedienbarkeit, der größte Vorteil gegenüber anderen Wahlverfahren ist die nachweisbare Korrektheit des Wahlergebnisses. Prof. Dr. Claudia Eckert, Leiterin des Darmstädter Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT), hielt die Laudatio.

Mit dem mit 60.000 Euro dotierten zweiten Preis wurden Prof. Dr. Johannes Buchmann und Erik Dahmen vom Fachgebiet Theoretische Informatik an der TU Darmstadt für das Projekt „Zukunftssichere digitale Signaturen – FutureSign“ geehrt. Für das Internet der Zukunft sind sichere elektronische Signaturen eine wichtige Voraussetzung.

Die wenigen verfügbaren Signaturverfahren sind aber in ihrer Sicherheit bedroht, etwa durch die Entwicklung von Quantencomputern. FutureSign, ein Verfahren, mit dem beliebige Inhalte signiert werden können, löst dieses Problem und garantiert damit langfristig die Existenz sicherer elektronischer Signaturverfahren. Die Laudatio hielt Dr. Gerd Schabhüser vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Den dritten Preis teilen sich der Bonner Entwickler Andreas Schuster und Prof. Dr. Dieter Bartmann vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II der Universität Regensburg und erhalten je 20.000 Euro. Schuster hat in seinem Projekt „PTFinder und PoolFinder – Identifikation von Prozessen und anderen Objekten des Microsoft Windows-Betriebssystemkerns in Arbeitsspeicherabbildern“ Tools entwickelt, die schwer rekonstruierbare Datenzusammenhänge im Betriebssystem von Windows-PCs aufspüren.

So erleichtern sie eine forensische Analyse von PCs, die beispielsweise mit aufzuspürender Schadsoftware verseucht sind. Im Rahmen einer forensischen Untersuchung machen diese Werkzeuge sowohl bereits zerstörte als auch aktive und in maliziöser Absicht verborgene Objekte des Betriebssystems sichtbar. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Claudia Eckert (SIT).

Das von Prof. Dr. Dieter Bartmann, Informatiker an der Universität Regensburg, entwickelte Tippverhaltensbiometrie-Tool „Psylock“ erkennt Computerbenutzer anhand der Art und Weise, wie sie die Tastatur bedienen. Ihr Tippverhalten kann so als Passwortersatz dienen. Anhand einer kurzen Tipp-Probe auf einer gewöhnlichen Tastatur authentifiziert das System Psylock den Schreiber und gewährt oder verweigert ihm den Zugang zum Computersystem. Benötigt wird nur eine herkömmliche Tastatur, Passwörter braucht sich der Nutzer bei Psylock nicht zu merken. Die Laudatio hielt Klaus-Dieter Wolfenstetter von der Telekom AG.

Der Deutsche IT-Sicherheitspreis

Der Deutsche IT-Sicherheitspreis wurde 2006 in Bochum zum ersten Mal vergeben und wird alle zwei Jahre verliehen. Insgesamt waren 50 Beiträge eingesandt worden. Schirmherr des IT-Sicherheitspreises 2008 ist Dr. Udo Helmbrecht, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das Preisgeld ist nicht an spezielle Projekte gebunden, doch sollen die Prämierten das Preisgeld für Forschung und Entwicklung einsetzen.

„Die eingereichten Arbeiten sollen vor allem innovativ und marktfähig sein“, erläutert der Stifter und Unternehmensgründer Horst Görtz: „Die meisten Arbeiten sind noch nicht hundertprozentig marktgängig, sodass natürlich noch Geld in die genaue Ausarbeitung des anschließenden Produkts fließen muss.“ Mit der außergewöhnlichen Höhe des Preisgeldes will Görtz ein Zeichen setzen: „Es soll sich lohnen, sich anzustrengen und zu gewinnen“.

Organisiert wurde die Ausschreibung und die Begutachtung vom Darmstädter Zentrum für IT-Sicherheit (DZI) an der TU Darmstadt. Die Preisverleihung fand in den Räumen des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt statt. Die Jury aus acht anerkannten IT-Sicherheits-Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft bestand aus Dr. Udo Helmbrecht (Präsident des BSI), Prof. Dr. Claudia Eckert (TU Darmstadt und Fraunhofer SIT), Wolf-Rüdiger Moritz (Infineon Technologies AG), Dr. Gerd Schabhüser (BSI), Prof. Dr. Jörg Schwenk (Horst Görtz Institut für IT Sicherheit, Universität Bochum), Dr. Thomas Wille (NXP Semiconductors GmbH), Klaus Dieter Wolfenstetter (Deutsche Telekom AG), und Martin Wülfert (Utimaco Safeware AG).

Die Stiftung und der Stifter

Deutsche Forschungseinrichtungen und Unternehmen spielen in der IT-Sicherheit eine weltweit führende Rolle. Mit der Ausschreibung des Deutschen IT-Sicherheitspreises verfolgt die Horst Görtz Stiftung das Ziel, die Wettbewerbsposition von IT-Sicherheit „made in Germany“ weiter zu festigen und zu fördern. Damit will die Horst Görtz Stiftung einen Beitrag leisten, die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft zu stärken. Die 1996 gegründete Horst Görtz Stiftung widmet sich insbesondere der Förderung von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der IT-Sicherheit sowie der Hilfe für krebskranke Kinder und Koma-Patienten.

Dr.-Ing. eh. Horst Görtz, 1937 in Solingen geboren, gründete 1983 die utimaco software GmbH, die sich auf das Spezialgebiet IT-Sicherheit konzentrierte. 1996 wurde sie in die Utimaco Safeware AG umgewandelt. Bis 1997 war Görtz Vorsitzender des Vorstands und bis zum Frühjahr 2005 Vorsitzender des Aufsichtsrats. Nach der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft gründete Görtz mit einem großen Teil des persönlichen Erlöses schließlich 1996 die Horst Görtz Stiftung und ist seither ausschließlich für diese tätig.

2002 erhielt Horst Görtz die Würde eines Ehrensenators der TU Darmstadt. Damit würdigte die TU die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Sicherheit in der Informationstechnik durch die Horst Görtz Stiftung. Diese Professur ermöglichte der TU Darmstadt, gemeinsam mit anderen Forschungseinrichtungen in der Region ein europaweit anerkanntes Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit in Aus- und Weiterbildung sowie in der Forschung zu etablieren.

Horst Görtz kann als einer der wichtigsten „Schrittmacher“ der IT-Sicherheit in Deutschland bezeichnet werden. Zu einer Zeit als es den Begriff der IT-Sicherheit noch gar nicht gab, gründete Görtz 1983 das Unternehmen Utimaco mit IT-Sicherheit als Geschäftsmodell. Für die Graduiertenschule im neu gegründeten Center for Advanced Security Research (CASED) an der TU Darmstadt stiftet Horst Görtz einen fünfstelligen Betrag und trägt damit wesentlich dazu bei, dass Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt hier promovieren können.

Nationaler IT-Gipfel:
Die TU Darmstadt bespielt wesentlich den Nationalen IT-Gipfel am 20.11., zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in Darmstadt erwartet wird.

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