UMSICHT-Wissenschaftspreis 2010 verliehen

ZDF-Redakteur Joachim Mahrholdt sowie der Physiker und promovierte Journalist Dr. Joachim Lublinski erhalten die je mit 2 500 € dotierten Preise in der Rubrik Journalismus. Schirmherr Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer, Vorstand des Wissenschaftsforums Ruhr e.V., verlieh die Preise am 23. Juni 2010 im Rahmen der 20-Jahr-Feier des Fraunhofer-Instituts UMSICHT für hervorragende Leistungen für die marktnahe Forschung im Bereich Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik und deren verständlicher Darstellung in der Öffentlichkeit.

Ein Land, das mit der Ressource »Wissen« wirtschaftet, braucht für seine Zukunftsfähigkeit Menschen mit guten Ideen und dem Willen, sie umzusetzen. Und Menschen, die den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft vorantreiben und das gegenseitige Verständnis verbessern. Genau das sind die Menschen, die sich auf den UMSICHT-Wissenschaftspreis für marktnahe Forschung in den Bereichen Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik und deren verständlicher Darstellung in der Öffentlichkeit beworben haben.

Die Resonanz auf den erstmals im Jahr 2009 vom Förderverein des Fraunhofer-Instituts UMSICHT ausgeschriebenen Preis fiel mit 32 Bewerbungen sehr positiv aus. Das Spektrum der eingereichten Arbeiten reichte von Niedrigenergie- und Passivhaus, Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, Kleb- und Fügetechnik über Siedlungswasserwirtschaft, Wertstoffrückgewinnung und Robotik bis zu Geomagnetismus. In der Rubrik Journalismus konkurrierten Beiträge aus TV und Hörfunk mit Beiträgen in print- und online-Medien.

Dr. Claudio Cinquemani, geb. 30.06.1976 in Erbach

Dr. Claudio Cinquemani erhält den UMSICHT-Wissenschaftspreis in der Rubrik Wissenschaft für seine Arbeit »Sterilisation implantierbarer (Bio)-Polymere mit Ozon in hoch komprimierten Fluiden – umweltverträgliche Inaktivierung von Biokontaminanten«.

Die unkontrollierte Verbreitung von gesundheitsschädlichen Mikroorganismen insbesondere auch in der Implantationsmedizin nimmt ständig zu, ebenso wie die Bedeutung dieses Gebietes an sich. Im Krankenhaus erworbene Infektionen gehören inzwischen zu den häufigsten postoperativen Komplikationen.

Gegenmaßnahmen basieren heute auf Chemikalien, mit denen Implantatmaterialien behandelt werden, um sie weitgehend keimfrei zu erhalten. Da die Materialeigenschaften durch diese Behandlung nicht beeinträchtigt werden dürfen, beschränkt sich die Auswahl zur Verfügung stehender Mittel auf toxische Substanzen, die aus Gründen des Arbeitsschutzes und des Umweltschutzes bedenklich sind.

Vor diesem Hintergrund entwickelte Dr. Cinquemani einen neuen Steri-lisationsprozess, der auf überkritischem Kohlendioxid basiert. Von über-kritischem Kohlendioxid spricht man, wenn das Gas CO2 bei Drücken und Temperaturen oberhalb des sogenannten kritischen Punktes (31°C, 74 bar) vorliegt.

Im überkritischen Zustand hat CO2 weder die Eigenschaften eines Gases wie bei Raumtemperatur, noch die Eigenschaften einer Flüssigkeit wie bei hohen Drücken und tiefen Temperaturen. Überkritisches CO2 hat die Eigenschaften beider Phasenzustände. Insbesondere eine hohe Dichte und gleichzeitig eine hohe Fließfähigkeit, daneben wirkt es bakterizid. Durch diese Eigenschaften ist das Medium sehr gut geeignet, einfache Wirkchemikalien wie z.B. Ozon auch in Polymermaterialien hineinzutransportieren, so dass die Wirkung nicht nur auf der Oberfläche sondern auch gerade rückstandsfrei in der Tiefe entfaltet werden kann.

Durch die Verwendung von überkritischem CO2 quasi als trojanisches Pferd zum Transport anderer Substanzen, lassen sich patienten- und umweltfreundliche Sterilisationsverfahren ableiten, ohne dass schädliche organische Lösemittel zurückbleiben.

Die Arbeit, die Claudio Cinquemani im Rahmen seiner Promotion am Deutschen Textilforschungsinstitut Nord-West e.V. in Krefeld anfertigte, überzeugte die Jury durch ihre klare Aufgabenstellung und beeindru-ckende wissenschaftliche Ergebnisse. Diese sind geeignet, den technischen Fortschritt im Bereich Umwelt- und Sicherheitstechnik zu unterstützen und in wirtschaftliches Handeln in einem Bereich, der auch von weitergehender Bedeutung für die Gesellschaft ist, umzusetzen. Insbesondere die Praxisrelevanz und der Themenbezug sind bei hohem fachlichem Niveau herausragend. Die Darstellung aller Teile der Arbeit ist überdurchschnittlich und ermöglicht auch dem vorgebildeten Laien, das Potenzial des wissenschaftlichen Ansatzes und der resultierenden Technologie zu erkennen.

Dr. Claudio Cinquemani forscht aus zwei Gründen:

Zum einen um seiner Verantwortung gerecht zu werden, die er als einzelner gegenüber künftigen Generationen empfindet, die Welt zu erhalten und Ressourcen zu schonen. Zum anderen aus einer ganz persönlichen Komponente heraus: Aus dem Spaß daran, eine Fragestellung zu behandeln und zu beantworten, die bisher noch nicht beantwortet wurde.

Joachim Mahrholdt, geb. 20.12.1956 in Mülheim a. d. Ruhr

Der studierte Germanist und Romanist Joachim Mahrholdt erhält den UMSICHT-Wissenschaftspreis in der Rubrik Journalismus für seinen Fernseh-Beitrag »Kraftwerk Sonne – Energie aus dem Weltall«. Der 15-minütigen Beitrag wurde am 20.6.2009 im ZDF.info-Kanal erstausgestrahlt.

Wenn von Erneuerbaren Energien die Rede ist, kann man das Potential der von unserer Sonne emittierten Strahlung gar nicht überschätzen. Dieses »Kraftwerk Sonne« lässt sich auf vielerlei Arten anzapfen, in kleinerem, dezentralen Maßstab, aber auch in größeren, industriellen Dimensionen. Der letzteren Nutzungsart widmet sich der prämierte Filmbeitrag, in dem die Andasol-Anlage in Spanien, das größte Solarkraftwerk der Welt, präsentiert wird.

Die Jury wählte diesen Beitrag aus, da er auf kompakte und sehr prägnante Weise ein komplexes Thema umfassend der Öffentlichkeit präsentiert und hilft, die Meinungsbildung in Bereich Solarenergie zu gestalten.

Herr Mahrholdt veröffentlicht seit 25 Jahren als »gelernter Zeitungsmann« in zahlreichen Printmedien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit knapp 10 Jahren arbeitet er als »altgedienter Fernsehmann« für ZDF.umwelt in der Hauptredaktion Wirtschaft, Recht, Soziales, Umwelt. Sein Themenschwerpunkt ist die Luft- und Raumfahrttechnik

Themen wie Klimaschutz, Energiewirtschaft, ökologisches Bauen sind heute Megathemen. Ein großes Publikum nimmt sie zur Kenntnis, wenn sie für ein großes Publikum verständlich präsentiert werden. Genau dies ist der Beweggrund für Herrn Mahrholdt über solche Themen zu berichten, er will Schwieriges verständlich präsentieren.

Dr. Jan Lublinski, geb. 04.10.1968 in Darmstadt

Der studierte Physiker und promovierte Journalist erhält den UMSICHT-Wissenschaftspreis in der Rubrik Journalismus für seinen Artikel »Über alle Maßen genau«, der im GEO-Magazin 3/2008 erschienen ist.

In dieser Arbeit beschäftigt sich Dr. Lublinski mit dem im Paris gelager-ten Urkilogramm, dessen Gewicht abnimmt. Die Ursache des Masseverlusts ist unklar – seit Jahren. Umso dringlicher ist die Suche nach einem Ersatz für den über 100 Jahre alten Metallzylinder, der als global geltende Bezugsgröße große Bedeutung für die Wirtschaft hat.

Die Jury wählte diesen Beitrag aus, da er die Leserinnen und Leser anschaulich in die Welt der Präzisionsmesstechnik einführt. Er beschreibt die sieben Basiseinheiten (Kilogramm, Ampere, Sekunde, Candela, Meter, Mol und Kelvin) und stellt ihre Bedeutung für Wissenschaft und In-dustrie dar und zeigt, warum es in unserer globalisierten Welt auf immer größere Präzision bei der Definition und Darstellung dieser Einheiten ankommt.

Neben seiner Tätigkeit im Bereich Wissenschaftsjournalismus trainiert Dr. Lublinski Journalisten bei ARD, Deutscher Welle, Henri-Nannen-Schule und Robert-Bosch-Stiftung und engagiert sich als Projektmanager für Evaluation in der Medien-Entwicklungszusammenarbeit für das Projekt »SjCOOP«, ein Mentoring-Projekt für Wissenschaftsjournalisten in Afrika und dem nahen Osten. In dessen Rahmen wurde ein Netzwerk von Journalisten in Entwicklungsländern etabliert, das sich in seiner Berichterstattung gezielt mit den Fragen aus den Bereichen Wissenschaft, Umwelt und Technik befasst.

Hier setzt er auf Instrumente zur Qualitätssicherung, denn nur durch Monitoring und Evaluation werden Lernprozesse bewusst steuerbar und nachhaltig optimierbar.

Nur wenn man Veränderungen initiiert, beobachtet und versucht zu verstehen, kommen die Dinge voran, das ist die Motivation, die Dr. Lublinski vorantreibt.

Informationen zum UMSICHT-Förderverein:

Der UMSICHT-Förderverein ist ein wesentliches Element eines lebendigen und leistungsfähigen Umfelds des Fraunhofer-Instituts UMSICHT. Die Mitglieder des Vereins unterstützen das Institut bei der Realisierung von Forschungs- und Entwicklungsideen zur Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Darüber hinaus beteiligt sich der Verein an der Veranstaltung von Kongressen und Seminaren, fördert Nachwuchs- und Gastwissenschaftler/innen.

Infos: http://www.umsicht-foerderverein.de

Objekt – exklusiv für den UMSICHT-Wissenschaftspreis

Hans-Dieter Godolt vom Kupferatelier Godolt in Alpen entwarf exklusiv für die Preisträger der UMSICHT-Wissenschaftspreise 2010 ein Objekt.

Das Objekt stilisiert abstrakt eine Person, die unter Einbeziehung von Geist, Seele und Körper Innovation erschafft. Die dem Individuum von dem Schaffenskraft ausgehende und die ihr entspringenden Idee verbinden und verdichten sich im Umfeld der Person zu Innovationen.

Grundlage für die Entwicklung der Skulpturen sind die Gedanken, dass:
• Kern jeder Innovation immer ein einzelner, individueller Mensch ist
• Der Mensch als soziales Wesen immer im Kontakt mit seiner Umwelt, seinem Umfeld und seinen Mitmenschen steht und nur daraus Innovationen entstehen können
• Der Mensch permanent eine Flut von Informationen verarbeitet. Dies geschieht parallel über drei Ebenen:
– im Kopf (Sitz von analytischem Verstand und Kreativität)
– im Herzen (Sitz von Gefühlen und Werten)
– im Bauch (Sitz der eher irrationalen Gefühle)
Für die Skulpturen bedeutet das:
• Kern jeder Skulptur ist ein einzelner Mensch
• Wie jede Innovation ist auch jede Skulptur persönlich und individuell
• Die Individualität zeigt sich darin, dass die Skulpturen bewusst geringfügig voneinander abweichen und bewusst deutlich unterschiedliche „Ecken und Kanten“ aufweisen
• Die gebogenen Kupferdrähte stellen den ständigen Informationsfluss zwischen dem Menschen und seinem Umfeld dar; sie kommen aus und gehen in unterschiedliche Richtungen, sind aber durch Knoten miteinander verbunden
• Goldapplikationen heben die Innovationszentren Kopf, Herz und Bauch besonders hervor
Um den Einsatz von Fraunhofer UMSICHT auf dem Gebiet der Umwelt-technologie zu würdigen, wurden die Skulpturen weitgehend aus recycelten Materialien erstellt:
• Die Kupferbleche stammen von einem alten Kupferdach, die Kupfer-rohre und Kupferdrähte aus der Entkernung eines Zweifamilienhauses
• Die Produkte aus Gold enthalten hohe Anteile an Altgold
• Die Granitsockel stammen aus einer ehemaligen Beetumrandung aus dem Garten einer gutbürgerlichen Villa

Media Contact

Iris Kumpmann idw

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