Riesige Datenmengen im Griff

Für ein Leistungszentrum auf dem Gebiet der Mikrobiellen Bioinformatik erhält die Professur für Systembiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ab März 1,9 Millionen Euro. Das Projekt ist Teil eines neuen Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Bioinformatik.

Das BMBF finanziert das „Deutsche Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur“ (de.NBI) bis 2020 mit insgesamt 22 Millionen Euro. In dem Netzwerk arbeiten acht deutsche Zentren zusammen, die für die Bearbeitung bioinformatischer Daten auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften ausgewiesen sind. Als Gemeinschaftseinrichtung bieten sie künftig bioinformatische Dienstleistungen für Forschungsprojekte aus Biotechnologie und Biomedizin an. Außerdem bildet das Netzwerk Forscherinnen und Forscher in der Nutzung von Bioinformatik-Software aus.

Die Lebenswissenschaften Biologie und Medizin arbeiten heute mit Technologien, bei denen riesige Datenmengen produziert werden. Solche „Big Data“ entstehen zum Beispiel bei der systematischen Analyse von Zellfunktionen mit aktuellen Methoden der Genomforschung.

Diese Datenmengen lassen sich nur mit geeigneten Hochleistungsrechnern und Software-Paketen auswerten. Das Netzwerk soll ermöglichen, dass bundesweit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von den neuen Technologien profitieren können. So sollen Forscherinnen und Forscher mit einem der Netzwerkzentren kooperieren, um dort eine Auswertung ihrer Forschungsdaten durchzuführen.

Hauptziel des Netzwerks ist es, die Bioinformatik in Deutschland als zentrale Grundlage für eine zukunftsfähige Biotechnologie und Biomedizin weiterzuentwickeln. In der Biomedizin sollen Krankheiten besser verstanden und Therapien effektiver gestaltet werden. Die Biotechnologie erhofft sich Beiträge zu einer gesünderen Ernährung und weitreichende Innovationen für biotechnologische Produktionsprozesse.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Analyse des Erbguts von medizinisch und biotechnologisch relevanten Mikroorganismen. „Der rasante Fortschritt in der Sequenziertechnologie in den vergangenen zehn Jahren hat zu völlig neuen Möglichkeiten in der Hochdurchsatzanalyse von mikrobiellen Genomen geführt, gleichzeitig aber auch viele neue Herausforderungen hervorgebracht“, erklärt Prof. Dr. Alexander Goesmann von der JLU, Inhaber der Professur für Systembiologie und Leiter des Projekts auf dem Gebiet der Mikrobiellen Bioinformatik.

Das Zentrum für Mikrobielle Bioinformatik übernimmt in Kooperation mit Forscherinnen und Forschern der Universität Bielefeld die bioinformatische Bearbeitung von Genomdaten, vorzugsweise von Mikroorganismen. So können Genomdaten einzelner Organismen, aber auch Metagenomdaten analysiert werden.

Bei Metagenomen handelt es sich um das gemischte Erbgut von Mikroben-Gemeinschaften. „Für die bioinformatische Bearbeitung können wir auf eine neu etablierte IT-Infrastruktur zurückgreifen, die seit der Einrichtung der Professur im August 2013 aufgebaut wurde“, sagt Goesmann. Im Rahmen des Projekts werden die Speicher- und Rechenkapazitäten nun deutlich ausgebaut, um mit den schnell steigenden Anforderungen Schritt halten zu können.

Die weiteren Zentren sind über ganz Deutschland verteilt. Sie sind an den Universitäten Bochum, Bremen, Heidelberg, Freiburg und Tübingen sowie am Forschungsinstitut Gatersleben angesiedelt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller acht Zentren kommen künftig in gemeinsamen Koordinierungstreffen, Symposien, Workshops und Sommerschulen zusammen.

Darüber hinaus organisieren die Leistungszentren Trainingskurse und bearbeiten Anfragen von Nutzerinnen und Nutzern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung lässt das Netzwerk im Jahr 2018 zwischenbegutachten.

Kontakt:

Prof. Dr. Alexander Goesmann, Professur für Systembiologie
Heinrich-Buff-Ring 58, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-35800
E-Mail: alexander.goesmann@computational.bio.uni-giessen.de

Weitere Informationen:

http://www.computational.bio

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Lisa Dittrich idw - Informationsdienst Wissenschaft

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