Preis für Erfurter Wirtschaftsforscher

Dr. Özgür Gürerk von der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt wurde mit dem „Heinz Sauermann-Preis zur experimentellen Wirtschaftsforschung 2007/2008“ ausgezeichnet.

Der Preis wird von der Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung e.V. für die beste wissenschaftliche Dissertation auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung vergeben. „Es ist eine große Auszeichnung für Dr. Özgür Gürerk und die experimentelle Forschung an der Universität Erfurt“ freut sich seine Betreuerin Prof. Dr. Bettina Rockenbach, Professorin für Mikroökonomie und gleichzeitig Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Erfurt.

Dr. Gürerk (33), der mittlerweile an seiner Habilitation arbeitet, untersucht in seiner Dissertation die endogene Wahl und Auswirkungen von verschiedenen Mechanismen auf das Kooperationsverhalten in sozialen Dilemmasituationen. Soziale Dilemmasituationen sind durch den Konflikt von individuellen und kollektiven Interessen gekennzeichnet. Die Bereitstellung eines öffentlichen Gutes (wie z.B. saubere Luft) ist das Paradebeispiel für ein soziales Dilemma.

Das soziale Interesse der Gemeinschaft verlangt, dass alle seiner Mitglieder einen Beitrag zur Bereitstellung des öffentlichen Gutes leisten. Andererseits hat jedes einzelne Individuum den Anreiz, sich der gemeinsamen Anstrengung zu entziehen, indem es sich als ein Trittbrettfahrer verhält. Verfolgen viele Mitglieder einer Gemeinschaft nur ihre eigenen Interessen, kann dies sich zum Nachteil der gesamten Gesellschaft auswirken.

„Je besser wir die Zusammenhänge zwischen den institutionellen Rahmenbedingungen und dem menschlichen Handeln verstehen, umso mehr sind wir in der Lage, die Folgen von sozialen Dilemmasituationen abzuschätzen und eventuelle negativen Folgen abzumildern bzw. gänzlich zu vermeiden“ so Dr. Gürerk über die Motivation seiner Dissertation. In seiner Arbeit untersucht er die endogene Wahl von verschiedenen Mechanismen wie Belohnungsmöglichkeiten für prosoziales Verhalten oder die Bestrafung von sozial nachteiligem Verhalten in sozialen Dilemmasituationen. In kontrollierten Experimenten mit realen Personen, die von Herrn Dr. Gürerk im Erfurter Laboratorium für experimentelle Wirtschaftsforschung (eLab) durchgeführt wurden, konnte bestätigt werden, dass Sanktionen ein sehr wichtiges Element zur Lösung von sozialen Dilemmata sind.

Darüber hinaus konnte erstmalig gezeigt werden, dass trotz anfänglicher Zurückhaltung die allermeisten Menschen aus freien Stücken eine Gesellschaft mit Sanktionsoptionen einer Gesellschaft ohne jegliche Sanktionsmöglichkeit vorziehen. „Einmal stabilisiert durch die Anstrengungen von stark kooperativen Typen, ist eine Gesellschaft mit Sanktionen auch für Eigennützige eine Option, die zu wählen es sich lohnt, denn sie funktioniert nahezu perfekt und ist somit für jedes Mitglied der Gesellschaft eine lohnende Alternative. Langfristig reicht in meisten Fällen die Drohung der Sanktionierung, wie die Gesetze es in der Realität auch tun, die negativen Folgen von sozialen Dilemmata zu beschränken“ fasst Dr. Gürerk die Hauptergebnisse seiner Arbeit zusammen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Joachim Weimann, Vorsitzender der „Gesellschaft für experimentelle Wirtschaftsforschung e.V.“, überreicht den Preis an Dr. Özgür Grürerk (Mitte) im Beisein seiner Betreuerin, Prof. Dr. Bettina Rockenbach

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Jens Panse idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-erfurt.de

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