Pollen als Klimadetektive

Im Rahmen der gestrigen Absolventenfeier der Internationalen Bremer Graduiertenschule für Meereswissenschaften, kurz GLOMAR, erhielt Nachwuchswissenschaftlerin Ines Heßler den „GLOMAR Best Paper Award 2010“.

Mit dem Preis in Höhe von 1000 Euro wird jedes Jahr die beste wissenschaftliche Veröffentlichung einer Doktorandin oder eines Doktoranden der Graduiertenschule ausgezeichnet. In ihrer preisgekrönten Publikation untersuchte Ines Heßler anhand von Pollen die Pflanzenwelt in Afrika und Südamerika während der letzten Eiszeit.

Was Allergiker alljährlich plagt, ist für Klimawissenschaftler eine wertvolle Informationsquelle: Pollen sind ein ausgezeichnetes Klimaarchiv. In Ablagerungen aus Seen und Küstengebieten finden sich heute noch Pollen, die dort vor Jahrtausenden abgelagert wurden. Wissenschaftler können mit Hilfe dieser Pollen Rückschlüsse auf die damalige regionale Pflanzenwelt ziehen und somit das Klima vergangener Zeiten rekonstruieren.

Erstmalig versuchte nun ein internationales Wissenschaftlerteam, zu dem auch die Bremer Geologin Ines Heßler zählt, alle weltweit vorhandenen Datensätze zu Pollenfunden zusammenzutragen, zu vergleichen und auszuwerten. Die Ergebnisse zeigen, wie sich abrupte Klimaschwankungen während der letzten Kaltzeit auf die regionale Vegetation auswirkten, und erlauben Rückschlüsse auf Veränderungen der atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation.

„Es war schwierig, geeignete Bohrkerne zu finden, die weit genug in die Vergangenheit reichen und eine hohe zeitliche Auflösung aufweisen. Von anfangs mehr als 50 Proben konnten wir letztendlich nur 16 für unsere Untersuchungen nutzen.“ erklärt Ines Heßler, die federführend die Pollenbefunde aus dem tropischen Afrika und Südamerika verglich. Ihre Ergebnisse wurden im Oktober 2010 in einem Sonderband der Zeitschrift Quaternary Science Reviews im Elsevier Verlag veröffentlicht, wofür sie nun mit dem „GLOMAR Best Paper Award 2010“ ausgezeichnet wurde. Die Preisverleihung fand im Rahmen der gestrigen Absolventenfeier der Graduiertenschule GLOMAR am MARUM, dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, statt.

Im Januar 2011 wird auch Ines Heßler ihre Doktorarbeit abgeben und die Graduiertenschule verlassen. „Es ist toll, in GLOMAR so viele junge Leute zu treffen, die alle auf dem gleichen Ausbildungslevel sind, und mit denen ich mich jederzeit austauschen kann – nicht nur über wissenschaftliche Themen.“

Die Preisträgerin hat Geologie und Paläontologie in Berlin studiert und ihre Diplomarbeit am Alfred-Wegener-Institut in Potsdam angefertigt. Sie ist seit 2008 als Doktorandin und Mitglied der Graduiertenschule GLOMAR (Global Change in the Marine Realm / Globaler Wandel in der Meeresumwelt) am MARUM in Bremen tätig. GLOMAR wurde im November 2006 im Rahmen der Exzellenzinitiative gegründet und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Ausgewählte Nachwuchswissenschaftler erhalten hier gemeinsam eine exzellente Ausbildung in allen Bereichen der Meereswissenschaften von der Ozeanographie bis zum Seerecht. „Gerade mit diesem breiten interdisziplinären Ausbildungsansatz zielt GLOMAR daraufhin, schon unsere jungen Wissenschaftler in die Lage zu versetzen, solche komplexen und integrativen Forschungsansätze zu verfolgen.“ sagt Prof. Dr. Dierk Hebbeln, Leiter der Graduiertenschule GLOMAR.

Weitere Informationen / Interviewanfragen / Bildmaterial:
Jana Stone
MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0421 – 218-65541
Email: jstone@marum.de

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Albert Gerdes idw

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