Physiker der Freien Universität erhält hochdotierten Förderpreis

Der Physik-Professor Dr. Jens Eisert von der Freien Universität Berlin ist mit einem hochdotierten Förderpreis des Europäischen Forschungsrats (ERC) ausgezeichnet worden. Der ERC Consolidator Grant umfasst eine Förderung von rund 1,2 Millionen Euro über fünf Jahre.

Jens Eisert will mit neuen Methoden Fragen der sogenannten Nichtgleichgewichtsdynamik erforschen und neue Quantentechnologien in den Bereich des technisch Möglichen rücken. Jens Eisert wurde 2004 bereits mit dem Förderpreis EURYI für Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet, den Vorläufer des ERC Starting Grant.

Im ERC-Projekt will Jens Eisert die Nichtgleichgewichtsdynamik komplexer physikalischer Systeme wie Festkörper erforschen. Wie kommen solche Systeme mit vielen Freiheitsgraden ins Gleichgewicht? Wie entstehen wichtige Eigenschaften dieser Systeme, etwa eine Temperatur aufzuweisen, gewissermaßen von selbst, durch die natürliche Dynamik fernab vom Gleichgewicht? Einerseits werden solche Eigenschaften von der statistischen Physik schlüssig erklärt. Andererseits ist es eines der großen Rätsel der Physik, wie sich diese Gleichgewichtszustände mit den mikroskopischen Grundgleichungen vereinbaren lassen.
Welche Rolle spielen hier Konzepte aus der Festkörpertheorie wie die sogenannte Integrabilität? Neue Methoden sowohl mathematischer als auch numerischer Art versprechen, diese Fragen beantworten zu können. Durch neuartige Experimente mit ultrakalten Atomen können solche Fragen zudem unter präzise kontrollierten Bedingungen im Labor untersucht werden.

Praktisch gesehen, erlauben Systeme fernab vom Gleichgewicht gänzlich neuartige Anwendungen in Quantentechnologien, also Technologien, deren Funktionsweise auf der Theorie der Quantenmechanik basiert – und nicht auf der klassischen Mechanik, auf der die menschliche Alltagsintuition beruht. So versprechen neue Ideen über Nichtgleichgewichtsdynamik, Architekturen von Quantenspeichern entwickeln zu können, also Systemen, die Quantenzustände über eine verhältnismäßig lange Zeit ungestört speichern können und die Daten über weite Distanzen sicher übertragen. Möglich wäre auch die Entwicklung von Quantensimulatoren, also Systemen, die andere Quantensysteme nachstellen, die mit heutigen Superrechnern selbst bei monatelanger Rechenzeit nicht beschreibbar sind.

Mit neuen theoretischen und mathematischen Ansätzen und neuartigen Methoden sowie in Zusammenarbeit mit experimentell arbeitenden Physikern will Jens Eisert – ein führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Quantenphysik – im ERC-Projekt diese Felder bearbeiten. Ein Gutachter des ERC-Antrags verwies in seiner Befürwortung der Förderung darauf, dass Eisert einer der Erfinder der Methoden sei, die auf diesem Gebiet angewendet werden können.
Jens Eisert, Jahrgang 1970, studierte an der Universität Freiburg und an der University of Connecticut (USA) und promovierte an der Universität Potsdam. Er war mehrere Jahre als Lecturer am Imperial College London tätig. 2004 erhielt er als Juniorprofessor an der Universität Potsdam den europäischen Förderpreis EURYI für Nachwuchswissenschaftler, den Vorläufer des ERC Starting Grant. Seit 2011 ist Jens Eisert Professor für Quanten-Vielteilchentheorie, Quanten-Informationstheorie und Quantenoptik an der Freien Universität Berlin.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Jens Eisert, Dahlem Center for Complex Quantum Systems der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 838-53741, E-Mail: jenseisert@googlemail.com

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Kerrin Zielke idw

Weitere Informationen:

http://www.fu-berlin.de

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