Millionenschwere ERC-Grants für LMU-Wissenschaftler

Zum Projekt von Dirk Trauner

Weltweit sind Millionen Menschen von Blindheit betroffen, wobei die häufigste Ursache der Verlust von Photorezeptor-Zellen in den Augen ist. Weil die übrigen Komponenten der Netzhaut aber oft aber bestehen bleiben, werden verschiedene Methoden zur Wiederherstellung der Sehkraft, etwa implantierte Microchips, erprobt. Die Mittel des ERC-Grants in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro sollen nun die Entwicklung eines neuartigen „photopharmakologischen“ Ansatz ermöglichen. „Wir kombinieren dabei synthetische molekulare Schalter auf unterschiedliche Weise mit natürlichen Rezeptorproteinen“, berichtet Trauner. „Diese hybriden Photorezeptoren sollen die entsprechenden Neuronen im Auge für Licht ansprechbar machen – was im Tierversuch bereits gelungen ist.“ Entscheidende Verbesserungen der photophysikalischen Eigenschaften der Moleküle und die detaillierte Analyse ihres Verhaltens in der neuen Umgebung sind die Voraussetzung für eine Anwendung im Menschen. „Gelingt uns dies, kann unser Ansatz bei bestimmten Formen der Blindheit das Augenlicht wiederherstellen“, sagt Trauner. „Aber auch andere Anwendungen bei Fehlfunktionen des Nervensystems sind denkbar, etwa bei chronischem Schmerz und Epilepsie.“

Professor Dirk Trauner ist im Jahre 1967 in Linz, Österreich, geboren. Er studierte und promovierte in Biologie und Biochemie an der Universität von Wien und an der Freien Universität Berlin. Als Postdoktorand war er am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York tätig. 2000 kam er an die University of California, Berkeley, wo er bis zum Associate Professor aufstieg. Seit 2008 arbeitet Trauner an der LMU München, wo er den Lehrstuhl für Chemische Biologie und Genetik innehat. Für seine Arbeiten wurde er unter anderem mit dem Novartis Young Investigator Award und der Alfred P. Sloan Fellowship ausgezeichnet.

Zum Projekt von Christian Weber

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind noch immer die wichtigste Todesursache in der westlichen Welt. Die häufigste Ursache ist dabei die Atherosklerose, die umgangssprachlich als „Gefäßverkalkung“ bekannt ist. Dabei führen chronische Entzündungen zu Ablagerungen in den Gefäßen und damit zu deren Verengung, was unter anderem Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen kann. Professor Christian Weber gelang erstmals der Nachweis, dass ein Komplex zweier kleiner Signalproteine, sogenannter Chemokine, die Einwanderung von Immunzellen aus dem Blut in das entzündete Gewebe steuert und so die Atherosklerose fördert. In seinem mit rund 2,5 Millionen Euro geförderten ERC-Projekt „Atheroprotect“ will Professor Christian Weber nun die biologische Bedeutung solcher Interaktionen zwischen Chemokinen weiter analysieren und deren Rolle bei der Feinabstimmung der Entzündungsprozesse untersuchen. Zudem will der Mediziner neue Strategien entwickeln, mit denen die Komplexe selektiv gehemmt oder wieder gelöst werden können – dies auch im Mausmodell. „Die Entwicklung spezifischer Chemokin-Hemmer könnte neue Möglichkeiten eröffnen, zielgerichtet gegen die gefährlichen Gefäßablagerungen vorzugehen“, sagt Weber. „Das wäre ein völlig neues Prinzip zur Therapie der Atherosklerose, aber auch anderer entzündlicher Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose.“

Professor Christian Weber, Jahrgang 1967, studierte Medizin an der LMU, wo er 1994 promovierte und – nach einem Forschungsaufenthalt in Harvard (USA) – sich auch habilitierte. Er übernahm eine Professur in Maastricht (Niederlande) und war seit 2005 Lehrstuhlinhaber und Direktor des Instituts für Molekulare Herz-Kreislauf-Forschung (IMCAR) an der RWTH Aachen. Seit November 2010 leitet er das Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten am Klinikum der Universität München. Für seine Arbeiten wurde Weber unter anderem mit dem Outstanding Achievement Award der European Society of Cardiology und dem Galenus-von-Pergamon-Preis ausgezeichnet.

Der ERC Advanced Investigator Grant

Der ERC fördert mit dem Advanced Investigator Grant hochinnovative Forschung, die erheblich über den bisherigen Forschungsstand hinausgeht und neue Forschungsgebiete erschließt. Alleinige Auswahlkriterien in der Begutachtung sind einerseits die erwiesene herausragende wissenschaftliche Exzellenz der Antragsteller sowie die Originalität und Stimmigkeit der Projektvorschläge.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dirk Trauner
Lehrstuhl für Chemische Biologie und Genetik
Fakultät für Chemie und Pharmazie
Tel.: 089 / 2180 – 77800
Fax: 089 / 2180 – 77972
E-Mail: Dirk.Trauner@cup.uni-muenchen.de
Prof. Dr. med. Christian Weber
Direktor des Instituts für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten und Lehrstuhl für Präventive Vaskuläre Medizin (August-Lenz-Stiftung) am Klinikum der Universität München
Tel.: 089 / 5160 – 4350
Fax: 089 / 5160 – 4352
E-Mail: kreislaufinstitut@med.uni-muenchen.de

Media Contact

Luise Dirscherl idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenchen.de/

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