Millionenförderung für NRW-Verbund zur Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen Lungenkrebs

Das Vorhaben wird im Rahmen des PerMed.NRW Programms über einen Zeitraum von drei Jahren mit rund € 3,5 Millionen vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Das Geld stammt aus Mitteln des Landes und des NRW-EU-Ziel2-Programms.

Das Projekt adressiert einen dringenden medizinischen Bedarf: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist Lungenkrebs die häufigste Krebsform mit Todesfolge. Allein in Deutschland starben im Jahr 2010 knapp 43.000 Menschen an den Folgen der Erkrankung. Die Fünfjahres-Überlebensrate liegt unter 15 Prozent. „Nur personalisierte Therapieansätze können diese katastrophale Situation verbessern“, so Prof. Roman Thomas, Leiter der Abteilung für Translationale Genomik an der Universität zu Köln.
Lungenkrebs ist das Paradebeispiel für den Erfolg der personalisierten Medizin. So profitieren z.B. Patienten mit einem bestimmten Gendefekt, der zur Überaktivierung des Wachstumsfaktor-Rezeptors EGFR führt, von einer Behandlung mit EGFR-Hemmern. „Allerdings werden alle Patienten im Zuge der Behandlung früher oder später resistent und erleiden in der Folge einen Rückfall. Darüber hinaus gibt es noch viele Lungenkrebspatienten, die momentan keine adäquate Therapieoption haben“, erläutert Prof. Thomas.

Das Ziel des PerMed-Verbundprojektes ist deshalb zweierlei: Zum einen werden die Partner die Mechanismen erforschen, die zur Resistenz gegenüber verfügbaren EGFR-Kinase-Inhibitoren führen, und neue Kinase-Inhibitoren entwickeln, die für resistent gewordene Patienten eingesetzt werden können. Zum anderen wollen sie weitere Gendefekte – u.a. im FGF-Rezeptor-Gen – identifizieren, die für die Entstehung und Behandlung von Lungenkrebs relevant sind und einen personalisierten Ansatz für weitere Patienten ermöglichen können. Auch hierfür sollen dann diagnostische Verfahren und passende Wirkstoffe bereitgestellt werden.

„Besonders spannend ist, dass wir in diesem Projekt den Bogen von der Forschung über die Diagnostik bis hin zur Entwicklung neuer Wirkstoffe spannen, die dann direkt in die pharmazeutische Entwicklung übergehen können“, meint Dr. Bert Klebl, Geschäftsführer des LDC. „Das gebündelte Know-how der Region wird so zum Mehrwert für Patienten.“ Die Partner ergänzen sich dabei ideal: Die Teams um die Professoren Thomas, Büttner und Wolf an der Universität Köln bzw. an der Uniklinik Köln bringen genomische Expertise, klinische Erfahrung und ihr „Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs“ ein, die für die Identifikation relevanter Patientengruppen entscheidend ist.

Das Team um Prof. Rauh an der Technischen Universität Dortmund ermöglicht mit seinen strukturbiologischen Kenntnissen und spezifischen Assay-Technologien die Konstruktion und erste Testung neuer Kinase-Inhibitoren. Das LDC verantwortet mit seinem interdisziplinären Team die professionelle Identifizierung und weitere Optimierung der Wirkstoffe gemäß Industriestandards bis zur „pharmazeutischen Leitstruktur“ und schafft damit die Grundlage für einen reibungslosen Übergang in die industrielle Arzneimittelentwicklung.

Über die Initiative Medizinische Chemie an der Technischen Universität Dortmund:

Das PerMed-Verbundprojekt kann aufgrund seines verbindenden Charakters sinnvoll in die Dortmunder Initiative „Medizinische Chemie“ integriert werden, die in den nächsten vier Jahren mit 4,3 Millionen Euro vom BMBF gefördert wird. Beide Initiativen bauen auf dem erfolgreichen Profilbereich „Chemische Biologie und Biotechnologie“ an der TU Dortmund auf und gelten als wichtiger Schritt, das im Bundesgebiet einmalige Umfeld für Forschung in der medizinischen Chemie und Wirkstoffforschung zu festigen.

Die Dortmunder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät Chemie entwickeln unter Leitung von Prof. Dr. Daniel Rauh Moleküle, die die biologischen Aktivitäten von Proteinen in Zellen beeinflussen. Damit lassen sich biologische Prozesse besser verstehen und die Grundlage für die Entwicklung neuer Therapeutika legen.

Media Contact

Angelika Mikus idw

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