MHH-Freunde vergeben zehn Preise und Stipendien

Die Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover e.V. (GdF) vergab während ihrer Jahresversammlung am 2. November hochdotierte Forschungspreise und -stipendien im Congress Center der TUI AG. GdF-Vorsitzender Professor Dr. Hartmut Küppers und MHH-Forschungsdekan Professor Dr. Christopher Baum überreichten die Auszeichnungen. MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann vergab zwei MHH-Ehrenbürgerschaften. Im Jahr 2010 hat die GdF die MHH mit 440.000 Euro unterstützt.

Die Preise und Stipendien im Einzelnen:

Hannelore-Munke-Forschungsstipendium 2011

Das Hannelore-Munke-Forschungsstipendium des Tumorzentrums und der Tumorstiftung der MHH erhielt Dr. med. Matthias Christgen vom MHH-Institut für Pathologie. Das Stipendium ist mit 15.000 Euro dotiert. Dr. Christgen bekommt die Auszeichnung für seine Studien zur Resistenz von Brustkrebs gegenüber Hormontherapie. Diese ist eine Hauptstütze in der Behandlung des sogenannten Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebses und kann das Tumorwachstum abbremsen oder zum Stillstand bringen. Bei einigen Patientinnen mit Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs bleibt die Hormontherapie jedoch wider Erwarten unwirksam. Die Untersuchungen von Dr. Christgen ergaben Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer solchen Resistenz und dem Vorhandensein eines bestimmten Gens, BCAR4, in den Brustkrebszellen. Weitere Studien widmen sich nun der Wirkung des Gens und der Möglichkeit, es als ein Marker für Resistenz in der klinischen Diagnostik einsetzen zu können.

Dissertationspreis Tumorforschung der Tumorstiftung der MHH

Dr. med. Ahmed Hegazy, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Berliner Charité, wurde mit dem Dissertationspreis Tumorforschung in Höhe von 2.500 Euro ausgezeichnet. Die Stiftung ehrt den jungen Wissenschaftler damit für seine Dissertation an der MHH-Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. In dieser Arbeit forschte Dr. Hegazy zur akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL), eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Dabei ging es vor allem um die Rolle der CD4+ T-Zellen. Dr. Hagezy fand am präklinischen Mausmodell heraus, dass eine CD4+ T-Zell-basierte Immuntherapie durch ex vivo Isolation und gezielte in vitro Aktivierung von tumorspezifischen CD4+ T-Zellen eine schützende antileukämische Immunität bieten könnte. Dieses Ergebnis könnte eventuell neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Leukämie-Patienten eröffnen.

Jahresstipendium, gestiftet von Ernst-August Schrader

Dr. rer. nat. Bianca Ueberberg, Abteilung für Experimentelle Pneumologie, erhielt das Stipendium (10.000 Euro) sowie 6.000 Euro durch Gelder der hochschulinternen Leistungsförderung der MHH (HiLF) für ihr Forschungsvorhaben. Dr. Ueberberg widmet sich der chronisch-entzündlichen Lungenerkrankung pulmonale Fibrose, für die es bisher keine kausale Therapie gibt. Im Mausmodell konnte ihre Arbeitsgruppe bereits nachweisen, dass bei dieser Erkrankung verstärkt spezifische Leukozyten-Subpopulationen in der Lunge rekrutiert werden. Da diese möglicherweise das Krankheitsausmaß regulieren, wird sie die Bedeutung dieser Leukozyten für den Verlauf und Schweregrad der Fibrose nun genauer untersuchen. Dadurch können möglicherweise neue Therapieansätze entwickelt werden.

Jahresstipendium der Elke und Dr. Rolf Ecklebe-Stiftung

Dr. med. Karolin Graf, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, erhielt zur Förderung ihrer Forschungen „Bessere Compliance bei der Händehygiene reduziert Infektionen und Kosten – welcher Weg führt zum Erfolg?“ das Stipendium in Höhe von 10.000 Euro. Mit der Vergabe dieses Stipendiums werden aus dieser Stiftung zum ersten Mal Mittel ausgeschüttet. In ihrem Forschungsvorhaben will Dr. Graf auf der Basis von Mitarbeiteranalysen in Kooperation mit der Medizinischen Psychologie multimodale Interventionen entwickeln, die das kooperative Verhalten bei der hygienischen Händedesinfektion erhöhen. Diese sollen dann in einem weiteren Schritt in der MHH umgesetzt und evaluiert werden, um langfristig bundesweit eingesetzt werden zu können. So sollen Infektionen, die während eines Krankenhaus-Aufenthaltes erworben werden, abnehmen und sich multiresistente Erreger verringern.

Hans-Heinrich-Niemann-Gedächtnispreis

Dr. rer. nat. Theresia Kreß aus der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Martin Eilers, Theodor-Boveri-Institut für Biowissenschaften und Tumorbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, konnte den mit 2.500 Euro dotierten Preis entgegennehmen. Den Preis stiftete Professorin Dr. Teruko Tamura-Niemann, MHH-Institut für Physiologische Chemie. In ihrer Arbeit hat sich Dr. Kreß mit dem Tumorprotein Myc und seiner Bedeutung bei der Darmkrebsentstehung beschäftigt. Die Myc-Proteinmenge in den Zellen muss genau reguliert sein, da bei erhöhten Mengen Tumore entstehen können. Die Preisträgerin konnte einen sogenannten negativen Rückkopplungsmechanismus aufklären, der die zelluläre Myc-Proteinmenge auf ein gesundes Maß einstellt. Wird dieser Rückkopplungsmechanismus beispielsweise durch Verlust der Proteinkinase MK5 unterbrochen, können Darmtumore wachsen und sich Metastasen bilden.

Ernst-Eickhoff-Preis für Kardiologie

Den mit 5.000 Euro dotierten Preis erhielt Privatdozent Dr. med. Tibor Kempf, MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Gemeinsam mit Professor Dr. Kai Wollert und anderen Forschern gelang es ihm, einen Faktor zu identifizieren, der für die Reparaturarbeiten am Herzen nach Herzinfarkt unentbehrlich ist: Das körpereigene Protein GDF-15. Die Wissenschaftler entdeckten dabei einen völlig neuen Mechanismus, mit dem der Körper überschießende Entzündungsreaktionen verhindert. Den Mechanismus konnten sie auch in Geweben außerhalb des Herzens ausmachen. Demnach ist GDF-15 therapeutisch für viele Krankheiten interessant, die mit überschießenden Entzündungsreaktionen einhergehen.

Jan-Brod-Preis

Professor Dr. med. Mario Schiffer, Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen, erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Preis von der ABBOTT Arzneimittel GmbH, Hannover. Er beschreibt in seiner Forschungsarbeit, dass das Protein Cofilin-1 für die mechanische Stabilität und somit für die Funktion von Podozyten, das sind wichtige Zellen der Blut-Urin-Schranke, unentbehrlich ist. Professor Schiffer bewies dies mit seiner Arbeitsgruppe anhand von Zebrafischen und konnte darüber hinaus belegen, dass die Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind. Somit identifizierte der Forscher einen neuen zentralen Signalweg, der bei allen Erkrankungen, die mit übermäßiger Ausscheidung von Eiweiß über den Urin (Proteinurie) einhergehen, eine wichtige Rolle spielen könnte.

Sir Hans Krebs-Preis

Privatdozent Dr. med. Jörg Heineke erhielt den mit 10.000 Euro dotierten und von Ernst-August Schrader gestifteten Sir Hans Krebs-Preis 2011. Der Forscher des Exzellenzclusters REBIRTH (From Regenerative Biology to Reconstructive Therapy) ist mit seiner Arbeitsgruppe in der Klinik für Kardiologie und Angiologie angesiedelt. Ihm ist es gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern gelungen, einen wichtigen Mechanismus des krankhaften Herzwachstums zu entschlüsseln und dieses Wachstum im Labor zu stoppen. Darauf aufbauend können die Forscher nun eine Gentherapie entwickeln, mit der krankhaftes Herzwachstum verhindert werden soll – und somit auch Herzschwäche.

Rudolf-Schoen-Preis

In diesem Jahr teilen sich zwei Preisträger den Rudolf Schoen-Preis:

Professor Dr. med. Hans Heinrich Wedemeyer, MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, erhielt 10.000 Euro. Die TUI-Stiftung ehrt ihn damit für seine Forschungen, die er mit Professor Dr. Michael Manns und weiteren Forschern im Hep Net Study-House der Deutschen Leberstiftung durchgeführt hat – in der weltweit größten prospektiven Studie zur Therapie der aggressiven Hepatitis Delta, die multizentrisch und international war. Die Wissenschaftler konnten mit einer bestimmten Wirkstoffkombination erstmals bei einem Viertel der Patienten mit einer Hepatitis D-Virusinfektion eine Ausheilung erreichen. Die Studie hat weltweit die neue Standardtherapie der Hepatitis Delta etabliert.

Dr. med. Jan-Henning Klusmann, Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, erhielt ebenfalls 10.000 Euro. Damit wird seine Forschung gewürdigt: Für eine bestimmte Form der Leukämie – der so genannten akuten megakaryoblastären Leukämie bei Kindern mit Down Syndrom – hat das Team um ihn und Professor Dr. Dirk Reinhardt neue Wege der Leukämieentstehung aufgezeigt: Zunächst erkundeten sie ein Gen, das die Blutbildung vor der Geburt reguliert. Anschließend beschrieb Dr. Klusmann erstmals einen von diesem Gen ausgehenden und bis dahin unbekannten Signalweg der Leukämieentstehung. Basierend auf der Kenntnis dieses Weges hat die Arbeitsgruppe um Dr. Klusmann in anschließenden Studien Arzneimittel entdeckt, die therapeutisch in die Leukämieentstehung eingreifen können.

Claudia von Schilling Preis

Bekannt gegeben wurde auch, dass Professor Dr. med. Gunter von Minckwitz den Preis der Claudia von Schilling Foundation erhält. Diese mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird dem Geschäftsführer der GBG Forschungs GmbH, Neu-Isenburg, im Rahmen des Symposiums „Update Mammakarzinom – Neues aus San Antonio“ am 18. Januar 2012 im Alten Rathaus in Hannover verliehen.

Ehrenbürgerschaften der Medizinischen Hochschule Hannover

Den beiden Rechnungsprüfern der Gesellschaft der Freunde der MHH e.V. und der MHH-Alumni e.V. der MHH, Dipl. Kfm. Karl-Peter Kullak und Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Dr. Jörg Schade, verlieh Professor Dr. Bitter-Suermann die Ehrenbürgerschaften der Medizinischen Hochschule Hannover. Die beiden Herren erhielten diese Auszeichnung, weil sie seit 2001 das Vermögen, die Bestände der Bankguthaben und die Einnahmen und Ausgaben eines Geschäftsjahres unentgeltlich, vertrauensvoll und mit großer fachlicher Kompetenz prüfen.

Porträts der Preisträger können Sie in der Pressestelle der MHH erhalten.

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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