Messen im Extrembereich erhält finanziellen Auftrieb

Ob im Stahlwerk, in einer Gießerei oder in anderen Bereichen, wo hohe Temperaturen beherrscht werden müssen, steht die Überwachung des Schmelzgutes im Mittelpunkt. Temperaturschwankungen können hier für die Qualität von Legierungen, die zum Beispiel im medizinischen Bereich zum Einsatz kommen sollen, verheerende Folgen haben.

Mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien ist eine kontinuierliche Überwachung noch nicht möglich. „Geht nicht, gibt´s nicht!“, sagten sich Experten des „Corant Technology Network“, einem Zusammenschluss von produkt- und technologieorientierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen, mit dem Ziel, auf dem Gebiet der energie- und ressourceneffizienten Hochtemperaturmessung und -überwachung neue Wege zu gehen. Zu dem über Sachsen hinaus gehenden Netzwerk gehören auch das Institut für Physik der Technischen Universität Chemnitz sowie die Institut für Konstruktion und Verbundbauweisen gemeinnützige GmbH (KVB), ein An-Institut der TU.

Im Rahmen eines mehr als zweijährigen Forschungsprojektes wurde ein Messsystem zur Kontaktmessung von sehr hohen Temperaturen im Bereich von 1.200 bis 1.600 °C entwickelt. Das Messsystem ist vergleichbar mit einem in Metallschmelzen eintauchbaren Thermometer und lässt sich in zwei wichtige Komponenten zerlegen: ein Sensorelement im Kern (engl. core), das die Temperatur elektronisch auslesen lässt sowie einen Außentubus, der wie ein Mantel das Sensorelement vor aggressiven Schmelzen und oxidierenden Atmosphären schützt. Daher auch der Name des Systems „Corant“. Die durch Corant messbar gemachten sehr hohen Temperaturen werden zum Beispiel in Stahlschmelzen, in Feingießereien, in denen zum Beispiel Titan verarbeitet wird, sowie in der Zement- und Glasindustrie erreicht. Die Entwicklung des Sensorelementes oblag dem Institut für Physik der TU, die Materialentwicklung für die Beschichtung des Schutztubus wurde vom Institut KVB realisiert.

„Viele Firmen bekunden bereits ihr Interesse an einem derartigen Messsystem, welches deutliche Mehrwerte schaffen würde, da derzeit keine verlässliche oder gar keine Temperaturmessung im angestrebten Temperaturbereich möglich ist und somit auch keine damit verbundene Prozesskontrolle stattfinden kann“, sagt Mario Körösi, kaufmännischer Leiter und Mitgründer bei Corant. Die Innovation in eine neue Firma zu überführen, wird beflügelt durch eine erfolgreiche Finanzierung durch den vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten „EXIST Forschungstransfer“. Mehr als 500.000 Euro stehen den ausgründungswilligen Forschern der TU Chemnitz nun für den Wissens- und Technologietransfer für die Weiterentwicklung des Sensors und den Weg zum Start-up-Unternehmen zur Verfügung.

„Dieser Erfolg war nur möglich durch die laufende Unterstützung der Chemnitzer Universität, allen voran durch Prof. Dr. Dietrich R.T. Zahn von der Professur Halbleiterphysik und durch das von Prof. Dr. Cornelia Zanger geleitete Gründernetzwerk SAXEED sowie der großartigen Zusammenarbeit meines Teams Mario Körösi, Dr. Steve Pittner, Dr. Michael Fronk und Markus Arnold. Der EXIST Forschungstransfer ermöglicht es uns nun, die bereits vielversprechenden Forschungsergebnisse weiterzuentwickeln und erfolgreich auszugründen“, freut sich Dr. Daniel Lehmann, technischer Projektleiter am Chemnitzer Institut für Physik. „Wir möchten mit unserem Erfolg auch gern andere Projekte an unserer Universität motivieren und unterstützen. Durch Gespräche in den Fakultäten wissen wir, dass weitere technische Entwicklungen existieren, die das Potential zu einem Ideentransfer in die unternehmerische Praxis besitzen“, ergänzt Mario Körösi.

Auch weiterhin wird das Chemnitzer Team mit seinen Industriepartnern kooperieren. Dies sind die NRU GmbH Neukirchen, INOVAP Innovative Vakuum- und Plasmatechnik GmbH Dresden, Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH, TRIDELTA Thermprozess GmbH Hermsdorf, PaWotronik GmbH Freilassing sowie der GVS Geräte- und Vorrichtungsbau Spitzner OHG Leipzig, die im Rahmen eines ZIM-NEMO-Netzwerkes in die Entwicklung eingebunden waren. In den nächsten Monaten sollen die Entwicklungsarbeiten am Sensor abgeschlossen werden, bevor im Laufe des kommenden Jahres die GmbH als Spin-off der Technischen Universität Chemnitz gegründet wird.

Und dies passt genau in die Hochschulpolitik: „Die TU Chemnitz setzt sich im Rahmen des Hochschulentwicklungsplanes 2020 Leitlinien für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung. Ein wichtiges Handlungsfeld ist dabei die Schaffung von regionalem Mehrwert durch Transfer von Wissen und Technologie“, sagt Prof. Dr. Andreas Schubert, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der TU. Der jüngste Erfolg des CORANT-Teams beim EXIST-Forschungstransfer-Programm zeige, auf welchem guten Weg die TU Chemnitz mit Instrumenten wie dem Gründernetzwerk SAXEED und der Unterstützung der Erfinder- und Schutzrechtstätigkeit sei. „Damit wird die Chemnitzer Universität einmal mehr ihrem Ruf als Sachsens beste Gründerschmiede gerecht“, so der Prorektor.

Weitere Informationen erteilen Dr. Daniel Lehmann, Telefon 0371 531-35667, daniel.lehmann@physik.tu-chemnitz.de, sowie Mario Körösi, Telefon 0371 531-32642, E-Mail mario.koeroesi@corant.de

Hinweis für die Medien: In der Pressestelle können Sie honorarfrei zwei themenbezogene Fotos anfordern. Motiv 1: Dr. Daniel Lehmann, technischer Projektleiter im EXIST-Forschungstransfer CORANT, führt an der Professur Halbleiterphysik der Technischen Universität Chemnitz mit Hilfe einer Röntgen-Photoemissionsspektroskopieanlage Analysen an Materialien durch, welche für den Hochtemperaturbereich geeignet sind. Foto: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme. Motiv 2: Dr. Steve Pittner, einer der vier Gründer im EXIST-Forschungstransfer CORANT, überwacht in einem Labor der Professur Halbleiterphysik der Technischen Universität Chemnitz an einem für Untersuchungen im Vakuum umgerüsteten Hochtemperaturofen die elektrischen Messungen während des Aufheizens auf 1.600 °C. Foto: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme. Beide Fotos finden Sie auch im Ordner „Forschung“ des Online-Bildarchivs der Pressestelle: http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/bilder

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Mario Steinebach Technische Universität Chemnitz

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