Land fördert Forschung an einem Zielmolekül gegen Alzheimer

Das Forschungsvorhaben des Instituts für Neuropathologie der Medizinischen Fakultät der UDE am Universitätsklinikum Essen ist eins von elf Hochschul-Projekten, die in der zweiten Ausschreibungsrunde des NRW-Patent-Validierungsprogramms gefördert werden. Die Schutzrechte des Projektansatzes sind durch eine Patentanmeldung gesichert.

35 Mio. Menschen leiden unter Alzheimer – damit ist sie die häufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit. Tendenz steigend. Bis heute ist die Krankheit nicht heilbar und verläuft immer tödlich. „Ein Hoffnungsschimmer verbindet sich nun mit dem körpereigenen Enzym Kallikrein (KLK) 8, das an der Gedächtnisbildung und Angstentstehung beteiligt ist“, erläutert Prof. Dr. Kathy Keyvani, Direktorin des Instituts für Neuropathologie.

Schon in einem frühen Krankheitsstadium konnten die Wissenschaftler im Gehirn der Betroffenen einen KLK8-Überschuss feststellen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass KLK8-Werte im Blutplasma und Nervenwasser (Liquor) pathologisch verändert sind. „Wenn man die Aktivität dieses Enzyms ausbremst“, so Dr. Arne Herring, einer der Wissenschaftler aus dem neuropathologischen Forschungsteam, „könnte sich dies auf den Krankheitsverlauf positiv auswirken.“

Und die Versuchsergebnisse gaben dieser These recht: Wurde die KLK8-Enzymaktivität vier Wochen lang im Tiermodell durch Antikörper gehemmt, schwächten sich die pathologischen Veränderungen in einem frühen Krankheitsstadium ab oder verschwanden sogar ganz – und das ohne erkennbare Nebenwirkungen.

Die Enzymblockade wirkt auf mehreren Wegen: zum einen senkt sie die Alzheimer-typische Ablagerung schädlicher Proteinaggregate (Plaques) im Gehirn, weil weniger davon in der Plaque-Vorstufe produziert wird und schon vorhandene Plaques ausgeschwemmt und entfernt werden. Außerdem kann die krankheitstypische Tau-Pathologie unterbunden werden, bei der das geschädigte Transportprotein Tau zum Absterben erkrankter Nervenzellen beiträgt.

Stattdessen werden die Nervenzellen komplexer und robuster, das Gehirn schüttet weniger angstauslösende Signale aus. Infolgedessen gehen die Gedächtnisdefizite und Ängstlichkeit der kranken Mäuse merklich zurück. Das ergab eine kürzlich publizierte Studie der Arbeitsgruppe. Prof. Kathy Keyvani: „Auch wenn dies sehr vielversprechend ist, es liegt noch ein langer Weg vor uns bis zur Einführung eines möglichen Therapeutikums oder Biomarkers. Mit der Landesförderung schlagen wir aber eine wichtige Brücke zwischen Forschung und klinischer Anwendung“, erläutert Prof. Dr. Kathy Keyvani.

Ziel des Projekts ist, das Potential von KLK8 als einen frühen diagnostischen Biomarker in einer multizentrischen Studie zu überprüfen. In Kooperation mit der Industrie soll zudem ein hochspezifischer humanisierter Antikörper und/oder ein niedermolekularer inhibierender Wirkstoff gegen KLK8 entwickelt werden. In einem übernächsten Schritt könnten diese KLK8-Inhibitoren zusammen mit Pharma-Unternehmen für klinische Studien lizensiert werden.

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft.nrw.de/forschung/transfer-patente-gruendungen/hochschuls…
http://dx.doi.org/10.1016/j.jalz.2016.05.006

Christine Harrell, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uni-due.de

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Beate Kostka M.A. idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-duisburg-essen.de/

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