Auf der Jagd nach kosmischen Strings: »unifreunde« würdigen Bremer Physiker mit Sparkassenpreis 2010

Für gelungene Zusammenarbeit im Bereich der Gravitationsphysik werden Dr. Betti Hartmann, Physikdozentin an der Jacobs University, und Prof. Dr. Claus Lämmerzahl, Leiter der Abteilung Fundamentalphysik am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen ausgezeichnet, unter anderem für das Projekt »Suche nach kosmischen Strings als Test der Stringtheorie«. Der Preis wird um 18 Uhr im Rahmen der unifreunde-Mitgliederversammlung in der Bremer Stadtwaage überreicht.

Zeit: 9. November 2010 | 17:45 Uhr
Ort: Stadtwaage | Langenstr. 13 | 28195 Bremen
*Informationen zum ausgezeichneten Projekt:
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist bekannt, dass alle Materie aus Elementarteilchen zusammengesetzt ist, was in der theoretischen Physik durch die Quantentheorie beschrieben wird. Etwa zeitgleich mit der Entstehung der Quantentheorie entwickelte Albert Einstein die Allgemeine Relativitätstheorie als heute gültige, auf dem Äquivalenzprinzip aufbauende Beschreibung der Gravitationskraft. Die Unvereinbarkeit dieser beiden in sich schlüssigen und anerkannten fundamentalen Theorieansätze gilt als eines der großen Probleme der Theoretischen Physik des 21. Jahrhunderts. Ein neuer theoretischer Ansatz, der beide Theorien in einer »Quantengravitationstheorie« vereinigt, ist die Stringtheorie. Sie geht davon aus, dass sogenannte »Strings« die kleinsten, fundamentalen Bausteine des Universums sind.

Physisch nachgewiesen werden konnten die theoretisch postulierten Strings bisher noch nicht. Ein großer Erfolg für die Stringtheorie wäre der Nachweis der Existenz von Strings auf makroskopischen Skalen, sogenannten »kosmischen Strings« im Weltall, wie sie von kosmologischen Modellen vorhergesagt werden, die aus der Stringtheorie resultieren. Ziel des jetzt prämierten und weltweit einzigartigen Projektes der beiden Bremer Physiker Betti Hartmann und Claus Lämmerzahl ist es, die Grundlage für einen derartigen Nachweis zu schaffen: Kosmische Strings müssen, laut Stringtheorie, bei in der Nähe befindlichen Lichtstrahlen und Sternen charakteristische beobachtbare Effekte hervorrufen. Wie genau diese Effekte aussehen sollten, wollen die beiden Bremer Physiker durch systematische theoretische Modellierung vorhersagen und so eine Überprüfung der theoretischen Vorhersagen durch konkrete astronomische Beobachtungen ermöglichen.

Neben der Grundlagenforschung umfasst die Zusammenarbeit der Forscherteams um Hartmann und Lämmerzahl auch gemeinsame Seminare in der Lehre, an der sich auch die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jutta Kunz von der Universität Oldenburg beteiligt. Ein laufender Antrag für ein DFG-Graduiertenkolleg schließlich konzentriert sich auf die Ausbildung von jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern im für den Standort Bremen wichtigen Bereich der Gravitationsphysik.

*Informationen zu den Preisträgern:

Betti Hartmann forscht und lehrt mit einjähriger Unterbrechung seit 2003 an der Bremer Jacobs University. Die theoretische Physikerin promovierte an der Universität Oldenburg, wo sie sich 2006 auch habilitierte. Wissenschaftliche Forschungsaufenthalte absolvierte sie an der britischen Durham University und der Universität von Tours in Frankreich.

Claus Lämmerzahl leitet seit 2003 die Abteilung Fundamentalphysik am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen und ist überdies außerordentlicher Professor für Theoretische Physik an der Universität Oldenburg. Zudem ist er Vorsitzender des Fachverbands »Gravitation und Relativitätstheorie« in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Lämmerzahl promovierte an der Universität Konstanz, wo er sich 1997 habilitierte und mit Unterbrechungen bis zum Jahr 2000 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Von 1994 bis 1996 arbeitete er in Paris als Postdoc für das Centre national de la recherche scientifique. Von 2000 bis zu seinem Wechsel nach Bremen im Jahr 2003 forschte und lehrte er an der Universität Düsseldorf.

*unifreunde Bremen e.V. / Informationen zum Kooperationspreis:

Ziel der 1961 gegründeten »unifreunde« ist die Förderung der zukunftsgerichteten Entwicklung des Wissenschaftsstandortes Bremen, vor allem durch die Förderung von Forschung und Lehre. Hierzu gehört insbesondere auch die Zusammenarbeit der Universität Bremen und der Bremer Jacobs University. Mit dem im jährlichen Wechsel von der Sparkasse Bremen und der Ernst A.C. Lange-Stiftung ausgelobten Kooperationspreis würdigen die unifreunde innovative Kooperationsprojekte der beiden Universitäten in den Bereichen Mathematik, Technik- und Naturwissenschaften. Der Preis soll zugleich einen Beitrag zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den beiden Bremer Universitäten leisten.

Media Contact

Dr. Kristin Beck idw

Weitere Informationen:

http://www.unifreun.de

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