Informatiker der Universität Bonn erhält ERC Starting Grant

Es beginnt mit einem Antrag beim Europäischen Forschungsrat ERC. Eine Prüfungskommission sortierte in der ersten von zwei Runden nicht förderungswürdige Anträge aus.

In einer zweiten Runde lädt der ERC dann die Forscher zu einer Art Bewerbungsgespräch ein. Einer von ihnen war Prof. Dr. Heiko Röglin vom Institut für Informatik der Universität Bonn. „Ich musste kurz mein Projekt vorstellen und anschließend dazu fachspezifische Fragen beantworten.“

In seinem Projekt „Algorithms beyond the Worst Case“ sollen neue Methoden zur Analyse und Optimierung von Algorithmen entwickelt werden. „Algorithmen sind Handlungsvorschriften, die von Computern wie eine Art Kochrezept zur Lösung eines Problems ausgeführt werden“, erklärt der Informatikwissenschaftler der Universität Bonn. Algorithmen berechnen zum Beispiel Routen in einem Navigationssystem oder die kürzeste Rundreise zu allen Sehenswürdigkeiten einer Stadt. Hierbei basieren die bisherigen Analysen vornehmlich auf der Betrachtung von Sonderfällen. „Algorithmen gelten bislang nur dann als gut, wenn sie immer schnell das richtige Ergebnis liefern. Deshalb liegen Theorie und Praxis weit auseinander. In der Realität spielen nämlich Zufälle, wie Baustellen oder Staus, eine große Rolle und der Worst Case tritt so gut wie nie ein. Unser Ziel ist es, diese zufälligen Ereignisse bei der Analyse von Algorithmen zu berücksichtigen“, erläutert Röglin.
Das Projekt zur Entwicklung neuer Analysemethoden von Algorithmen gefiel der Forschungskommission so gut, dass sie Prof. Röglin einen mit 1,24 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grant verlieh. Die Europäische Kommission will mit dieser Art von Projektförderungen junge Nachwuchsforscher unterstützen, die bereits zwei Jahre nach ihrer Promotion ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben. Für die kommenden fünf Jahre wird Röglins Projekt nun gefördert. „Ich kann nun Postdocs, Doktoranden und studentische Hilfskräfte einstellen, um meine Forschung schneller voranzutreiben“, sagt er.

Seit seiner Schulzeit begeistert sich der gebürtige Dortmunder für Mathematik und Informatik und programmierte am heimischen PC. Nach seiner Diplomarbeit wechselte er von der TU Dortmund an die RWTH Aachen, wo er auch promovierte. Als Postdoc arbeitete er bei Microsoft in Peking und erhielt ein DAAD-Stipendium an der Boston University. Anschließend forschte er als Assistant Professor an der Universität Maastricht. Seit seinem Diplom beschäftigt er sich mit der Analyse von Algorithmen. „Vor etwa zehn Jahren begannen Forscher, bei Analysen zufällige Einflüsse zu berücksichtigen und sich nicht allein auf den Worst Case zu stützen. Mit der Förderung besteht nun die Möglichkeit, dieses Thema noch bekannter zu machen.“ Seit 2010 ist der 31-Jährige Professor an der Universität Bonn.
Unterstützung bei der Antragsstellung erhielt Prof. Röglin durch Ulrike Pag vom Forschungsdezernat der Universität Bonn. „Wir vom Dezernat 7 haben inzwischen viel Erfahrung mit ERC-Anträgen und stehen den Antragstellern der Universität Bonn unterstützend zur Seite.“ Dabei hilft sie nicht nur bei der korrekten Formulierung und formalen Prüfung des Antrags, sondern begleitet das Antragsverfahren bis zum Abschluss.
Die Universität Bonn ist mit elf Förderungen in NRW führend bei den Universitäten und deutschlandweit unter den zehn besten ERC geförderten Forschungseinrichtungen.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Heiko Röglin
Institut für Informatik, Abteilung I
Telefon: 0228/73-4326
E-Mail: roeglin@cs.uni-bonn.de

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Johannes Seiler idw

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