Hohe wissenschaftliche Auszeichnungen für junge Zuckerforscher

Im Rahmen eines internationalen wissenschaftlichen Symposiums, das am 5. November 2010 im Hörsaal B der Chemischen Institute der Universität Hamburg stattfindet, werden zwei hochrangige Wissenschaftspreise verliehen.

Der mit 5.000 Euro GlycoThera-Award geht in diesem Jahr an Juniorprofessor Dr. Daniel Werz, der an der Universität Göttingen forscht und lehrt und sich mit Synthesen biologisch interessanter Glycostrukturen und damit zusammenhängender Naturstoffe beschäftigt.

Seine wissenschaftliche Karriere im Bereich der Glycowissenschaften hat Prof. Werz als Postdoktorand in Zürich in der Arbeitsgruppe von Prof. Seeberger (jetzt Max-Planck-Institut Berlin) begonnen. In dieser Zeit hat er Arbeiten publiziert, die sich der Totalsynthese einer Kohlenhydratstruktur aus den Sporen des Krankheitserregers Bazillus anthracis widmen. Dieses Bazillus ist ein hoch pathogener Erreger, der die Krankheit Anthrax verursacht. Ziel dieser Arbeiten war es, über dieses Tetrasaccharid gegebenenfalls Abwehrstoffe gegen die Sporen dieses Krankheitserregers erzeugen zu können. Während seiner Zeit als selbständiger Wissenschaftler (Juniorprofessor) in Göttingen hat Prof. Werz sich der Kohlenhydratchemie gewidmet, und bearbeitet hier ganz aktuell Zuckerstrukturen, die in biologischen Membranen verankert sind. Ziel ist es, diese Moleküle und deren Bewegung in Zellmembranen sichtbar zu machen. Seine synthetischen Arbeiten sind be-reits in vielen hochrenommierten Fachzeitschriften, darunter Nature Chemical Biology, erschienen. Die Darstellung von Oligosacchariden mit biologischer Relevanz ist von größter Bedeutung für die Erforschung der biologischen Funktion von Zuckerketten.

Der mit 500 Euro dotierte Preis für Exzellenz in der Glycoforschung wird an viel versprechende junge Talente auf dem Gebiet der Naturwissenschaften vergeben. Hiermit werden herausragende Ergebnisse, die im Laufe von Doktorarbeiten entstanden sind, ausgezeichnet.

Die diesjährige Preisträgerin ist Meike Fellenberg, die im Arbeitskreis Prof. Dr. Bernd Meyer, Universität Hamburg, Institut für Organische Chemie, für ihre Doktorarbeit forscht. Sie erhält den Preis für eine wesentliche Verbesserung analytischer Methoden, um kleinste Mengen biologisch aktiver Glycane mit Hilfe der NMR-Spektroskopie aufzuklären. Diese Arbeit wurde in diesem Jahr in der hoch renommierten Fachzeitschrift Angewandte Chemie veröffentlicht. Frau Fellenberg hat gezeigt, dass selbst mit kleinsten Mengen dieser Glycane eine strukturelle Charakterisierung durchführbar ist, sobald mehr als etwa 40 Milliardstel Gramm der Substanz verfügbar sind. Dies ist ein erheblicher Fortschritt in der Analytik von Glycanketten. Die Verbesserung dieser Analytik ist wesentlich, um die biologische Funktion der Glycane („Entschlüsselung des Glycan-Codes“) aufklären zu können. Diese Arbeiten von Frau Fellenberg wurden an einem zwei Millionen Euro teuren Hochleistungs NMR Spektrometer durchgeführt.

Der GlycoThera-Award wird in diesem Jahr erstmals vergeben und ist von der Biotech-Firma GlycoThera, die Standorte in Hannover und Lissabon hat, gestiftet worden. Mit diesem Preis werden junge Wissenschaftler ausgezeichnet, die auf dem Gebiet der Glycowissenschaften exzellente Arbeiten von internationalem Rang vorweisen können. Der Preis für Exzellenz in der Glycoforschung wird regelmäßig vom Verein zur Förderung der Glycowissenschaften für herausragende wissenschaftliche Arbeiten von Doktoranden im Bereich der Glycowissenschaften vergeben.

Die Preise stärken auf unterschiedlichen Ebenen den Nachwuchs auf dem Gebiet der Glycowissenschaften. Gegenstand dieses hochinterdisziplinären Forschungsgebietes, das Disziplinen von der Biologie bis hin zur bioorganischen Chemie vereint, sind komplexe Zuckermoleküle und deren Wirkung in lebenden Organismen. Im gesunden Organismus steuern diese Moleküle lebenswichtige Vorgänge auf zellulärer Ebene. Sie sind aber auch an der Entstehung von Krankheiten wie etwa Krebs, Alzheimer oder der jährlich wiederkehrenden Grippe beteiligt. Wie diese Prozesse durch Zuckermoleküle, auch Glycanketten genannt, gesteuert werden, ist noch weitgehend unbekannt.

Das Forschungsgebiet ist weit schwieriger und komplexer als die Erforschung von Eiweißstoffen oder DNA- bzw. RNA-Molekülen. Die Vielfalt der Zuckerstrukturen ist immens und ihre Erforschung stellt eine große Herausforderung dar. Hamburg ist seit Jahrzehnten ein Zentrum der Zuckerforschung. Mit der Verleihung der beiden Preise an einen selbständigen jungen Wissenschaftler und an eine junge Doktorandin will der Verein zur Förderung der Glycowissenschaften dieses Forschungsgebiet fördern.

Die Universitäten Lübeck und Hamburg kooperieren seit mehr als fünfzehn Jahren auf dem Gebiet der Erforschung der Funktion komplexer Zuckermoleküle in biologischen Systemen. Für den Erfolg dieser Forschung war die Installation eines zwei Millionen Euro teuren Hochleistungs-NMR-Spektrometers von entscheidender Bedeutung. Dieses Gerät wird länderübergreifend von den Arbeitsgruppen Prof. Dr. Thomas Peters (Universität zu Lübeck) und Prof. Dr. Bernd Meyer (Universität Hamburg) betrieben. Die Arbeitsgruppen versuchen durch ihre Forschung die noch nicht verstandene Kodierung biologischer Information durch komplexe Zuckermoleküle zu entziffern.

Kontakt

Prof. Dr. Thomas Peters, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Glycowissenschaften, Universität zu Lübeck, Insitut für Chemie, Ratzeburger Allee 160, 23562 Lübeck, E-mail: thomas.peters@chemie.uni-luebeck.de, Tel.: 0451-500 4230, Fax: 0451-500 4241

Media Contact

Rüdiger Labahn idw

Weitere Informationen:

http://www.chemie.uni-luebeck.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer