Hohe Auszeichnung für Strahlenbiologen Prof. H. Peter Rodemann

Prof. Dr. H. Peter Rodemann, Experte und Leiter der Forschungssektion für Strahlenbiologie und Molekulare Umweltforschung am Universitätsklinikum Tübingen erhält zwei herausragende Auszeichnungen: Am 13. September 2011 wird er in Rheinbach bei Bonn mit dem Ulrich-Hagen-Preis der Gesellschaft für Biologische Strahlenforschung geehrt. Die Fachgesellschaft würdigt damit seine langjährige international herausragende wissenschaftliche Forschungsarbeit und Verdienste für das Fachgebiet.

Bereits im Juli wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina berufen. Die Deutsche Akademie der Naturforscher ist die weltweit älteste Akademie (naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft) in Deutschland. Zu Mitgliedern werden auf Vorschlag namhafter Fachkollegen hervorragende Gelehrte aus aller Welt gewählt, die sich durch bedeutende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet haben.

Im Mittelpunkt seiner langjährigen wissenschaftlichen Arbeiten steht die Frage nach den molekularbiologischen Prinzipien und den Mechanismen, wie sowohl Tumorzellen als auch Zellen von Normalgeweben auf Strahlung reagieren. Gegenstand seiner Forschung sind dabei vor allem die Grundlagen und Möglichkeiten, die in der Behandlung von Krebs durch die Strahlentherapie liegen.

Wesentliche Meilensteine der strahlenbiologischen Arbeiten von Prof. Rodemann und seiner Arbeitsgruppe an der Universitätsklinik für Radioonkologie Tübingen (Ärztlicher Direktor Prof. Michael Bamberg) waren dabei die erstmalige Beschreibung der detaillierten zellulären und molekularen Vorgänge, die bei der Entstehung von Strahlentherapie-bedingten Normalgewebekomplikationen wie der radiogenen Fibrose in Gang gesetzt werden. Auch hinsichtlich der molekularen Ursachen, die einer Strahlenresistenz von Tumoren zugrunde liegen, konnten Prof. Rodemann und sein Team entscheidende neue Erkenntnisse gewinnen, die als Grundlage für die Entwicklung einer personalisierten Therapiestrategie in der Radioonkologie dienen können. Hierbei spielte insbesondere auch der selektive Schutz des durchstrahlten Normalgewebes eine wichtige Rolle.

Prof. Rodemann: „Die aus meiner Arbeit sich ergebenden Möglichkeiten der Therapieverbesserung für die Patienten war mir neben dem Zugewinn an Grundlagenerkenntnis besonders wichtig. Ich hoffe, dass wir durch die Einbeziehung dieser biologischen Erkenntnisse in der Zukunft für jeden Patienten eine auf ihn individuell zugeschnittene Strahlentherapie entwickeln können.“

Seine wissenschaftliche Karriere startete Rodemann nach dem Studium der Biologie und der Promotion im Fach Zellbiologie an der Universität Hohenheim mit einer sich an die Doktorarbeit anschließenden, 3-jährigen Forschungstätigkeit (1979-1982) als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abt. Physiologie und Biophysik der Harvard University Medical School, Boston, USA.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland habilitierte er sich 1986 für das Fach Zellbiologie an der Universität Hohenheim. Von dort wechselte er 1987 als Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an die Universität Bielefeld und fungierte als Projektleiter in einem von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich zum Thema „Pathomechanismen zellulärer Wechselwirkungen“. Der Wechsel an die Universität Tübingen erfolgte 1992, als er den Ruf auf die Professur für Strahlenbiologie mit Leitung der Forschungssektion für Strahlenbiologie am Universitätsklinikum Tübingen erhielt.

Im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere wurde Rodemann mehrfach ausgezeichnet. So wurde er aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse zum Differenzierungsverhalten von verschiedenen Zellsystemen in erkrankten und bestrahlten Geweben und Organen 1989 mit dem Falcon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie, 1990 mit dem Nils-Alwal-Preis der Gesellschaft für Nephrologie und 1996 mit dem AFOR-Preis der Association for Orthopaedic Research gewürdigt.

Für seine richtungsweisenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Strahlenbiologie und experimentellen Radioonkologie erhielt er 2006 die Klaas-Breur-Medaille, den höchsten Wissenschaftspreis der Europäischen Fachgesellschaft für Therapeutische Radiologie und Onkologie (ESTRO).

Die diesjährigen Auszeichnungen mit dem Ulrich-Hagen-Preis und der Aufnahme in die Leopoldina sieht Rodemann als eine weitere Bestätigung seiner wissenschaftlichen Leistungen und insbesondere auch der seiner Mitarbeiter und betont: „Um sehr gute Wissenschaft machen zu können, braucht man ein intaktes Team von hoch motivierten und qualifizierten Mitarbeitern, vom technischen Personal über Diplomanden und Doktoranden bis zu den promovierten Wissenschaftlern. Darauf können wir in Tübingen bauen.“

Ansprechpartner für nähere Informationen

Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Radioonkologie
Forschungssektion für Strahlenbiologie und Molekulare Umweltforschung
Prof. Dr. H. Peter Rodemann
Röntgenweg 11, Tübingen
Tel. 07071/29-8 5962, Fax 07071/29-5900
hans-peter.rodemann@uni-tuebingen.de

Media Contact

Dr. Ellen Katz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-tuebingen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer