Historiker Jürgen Kocka erhält den internationalen Holberg Gedächtnispreis 2011

Jürgen Kocka, Professor für Geschichte, ist heute als Permanent Fellow am Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kolleg „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ der Humboldt-Universität zu Berlin tätig.

Im Kolleg gehen internationale Gastwissenschaftler dem Beziehungs- und Wechselverhältnis von Arbeit und Lebenslauf komparativ und verflechtungsgeschichtlich nach, um Haupttrends zu bestimmen und die gegenwärtige Situation historisch einzukreisen.

In diesem Zusammenhang verfasst Jürgen Kocka aktuell ein Buch über den Kapitalismus und dessen Entwicklung in den vergangenen zweihundert Jahren.

Aus der Begründung des Fachkomitees für den Holberg-Preis heißt es: „Jürgen Kocka ist ein hervorragende Historiker, der durch die Öffnung zu den Nachbarwissenschaften hin entscheidend an einem Paradigmenwechsel der deutschen Historiographie mitgewirkt und die Bedeutung transnationaler, komparativer Annäherung aufgezeigt hat. Seine Geschichtsforschung stellt einen monumentalen Einsatz auf dem Gebiet des europäischen Bürgertums, der Arbeitswelt und der Betriebsorganisation dar. Er untersucht die vielfältigen Seiten sozialer Stratifikation und die sich unablässig verändernde Erwerbsarbeit.”

Jürgen Kocka hat entscheidenden Einfluss auf zentrale theoretische und methodologische Problemstellungen der Geschichtswissenschaft ausgeübt. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten greift er Fragen auf, die Historiographie und Ethik zum Inhalt haben und das politische und kulturelle Selbstverständnis Deutschlands und seiner Rolle in Europa vor und nach der Wiedervereinigung berühren.

Gemeinsam mit Hans-Ulrich Wehler begründete Jürgen Kocka die so genannte Bielefelder Schule, die eine Historische Sozialwissenschaft gegen die traditionelle Geschichtswissenschaft setzte. Der Einbezug sozialwissenschaftlicher Theorien war ein Kernstück dieses Ansatzes, der in den 1970er Jahren in der Historiographie kontrovers diskutiert wurde vor allem der historischen vergleichenden Literaturwissenschaft zu wichtigen Impulsen verhalf.

Zu den Themenschwerpunkten Jürgen Kockas gehören die Geschichte der Arbeiter und der Arbeit, die Geschichte des europäischen Bürgertums, Sozialgeschichte der DDR sowie theoretische Abhandlungen zur Sozialgeschichte und zur historischen Komparatistik.

Der Internationale Holberg-Gedenkpreis wird von der norwegischen Universität Bergen für herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Theologie, Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften verliehen. Die Auszeichnung ist nach dem norwegisch-dänischen Schriftsteller Ludvig Holberg (1684–1754) benannt. Sie wurde 2004 erstmals vergeben und wird von der Ludvig-Holberg-Gedenkstiftung finanziert.

Interviews, Texte und Bilder des Preiströgers unter: http://www.holbergprisen.no

WEITERE INFORMATIONEN
Trine Kleven
Projektleiterin des Holbergpreises
Tel. +47 55 58-69 92
E-Mail: trine.kleven@holbergprisen.no
Constanze Haase
Humboldt-Universität zu Berlin
PR-Referentin für Geistes- und Sozialwissenschaften
Tel. 030 2093-2332
E-Mail: constanze.haase@uv.hu-berlin.de

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