Was es hilft, smart zu sein: EU-Regionalförderstrategie „Smart Specialisation“

Berlin und Brandenburg haben bereits 2011 eine gemeinsame Innovationsstrategie beschlossen, die als Musterbeispiel für „smart specialisation“ im Sinne der EU-Kommission gilt. Auf dem 34. Brandenburger Regionalgespräch am 28.05.2013 im Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) diskutieren Experten des IRS die Chancen und Risiken für die Regionen mit Experten der EU-Kommission sowie Berlins und Sachsens.

2014 beginnt die neue Förderperiode der EU-Regionalpolitik, die eine „smart specialisation“ der Regionen unterstützen will. Berlin und Brandenburg haben bereits 2011 eine gemeinsame Innovationsstrategie beschlossen, die als Musterbeispiel für „smart specialisation“ im Sinne der EU-Kommission gilt. „Damit ist die Region klug aufgestellt“, sagt Dr. Suntje Schmidt vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) aus ihrer Erfahrung mit Forschungsprojekten zur EU-Innovations- und Regionalpolitik. „Zugleich gibt es Schwachstellen in der smart specialisation Strategie und über die genaue Umsetzung ist noch wenig bekannt.“

Die Grundidee vom „smart specialisation“ ist, dass sich die Regionen der EU ihrer Stärken bewusst werden und Konzepte für die Förderung von Innovationen und deren ökonomischer Verwertung entwickeln. Spezialisierung auf ausgewählte Felder steckt dabei ebenso im Namen „smart“ wie auch die Einbeziehung aller relevanten Stakeholder in den Strategieentwicklungsprozess, also ein taktisch kluges Vorgehen. Im Sinne der von der EU-Kommission aufgesetzten Strategie bedeutet „smart“ vor allem, den Prozess der Erfindung und Innovation von Beginn an ökonomisch zu konzipieren und ein dichtes Netz aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft zu spinnen.

„Die intensive Begleitung durch die Politik und das frühe Einbinden von Stakeholdern ist eine vielversprechende Taktik“, sagt Schmidt. Im von ihr geleiteten Forschungsprojekt „Knowledge Network Management in Technology Parks“ zeichneten sich erfolgreiche Projekte der Innovationsförderung genau durch dieses dichte regionale Netz und die enge Verbindung zu Wirtschaft und Politik aus.

Berlin und Brandenburg haben mehrere Innovationscluster definiert, unter anderem Gesundheitswirtschaft, Energietechnik und Optik. „Damit greifen sie Stärken der Region auf, darüber hinaus sind die Cluster durch Quer-schnittsthemen wie ‚Materialien‘ vernetzt und international, interregional und intraregional gut angebunden“, sagt Schmidt.

„Damit hat die Innovationsstrategie eine Schwäche der smart specialisation gut abgefedert: Die Bündelung von Investitionen in ein Cluster oder ein Technologiefeld ist im Hinblick auf Krisenanfälligkeit keine gute Idee. Im schlimmsten Fall setzt man auf das falsche Pferd und ein Plan B existiert nicht.“ Wie wichtig es ist, Verbindungen zu anderen Innovationsfeldern aufzubauen, könne daher gar nicht oft genug betont werden.

Ein weiteres Ausrufezeichen setzt Schmidt hinter die starke Technologiefixierung der EU-Strategie. Die Denkweise der smart specialisation beruht stark auf der Inwertsetzung von Patenten und auf der Kommerzialisierung technischer Innovationen. Wenn die Anknüpfungspunkte in einer Region einen anderen Schwerpunkt nahelegen, sinkt die Passfähigkeit einer Förderstrategie mit der smart specialisation. Berlin und Brandenburg haben dieses Problem umgangen, indem sie in mehrere Cluster sowohl technologische Felder (IKT, Verkehr und Energietechnik) als auch Querschnittsthemen wie Sicherheit oder Clean Technologies ausgewiesen haben.

Was nützt Berlin und Brandenburg nun die „smarte“ Innovationsstrategie? Ab 2014 werden die Kriterien der smart specialisation die Blaupause für die Vergabe beispielsweise der Strukturfonds sein. Die Chancen, durch die EU-Förderung Impulse für die regionale Entwicklung zu erhalten oder zu ver-stärken, stehen also gut. „Die Details dahinter liegen noch weitgehend im Dunkeln“, konstatiert Schmidt. „Wie genau die smart specialisation Strategie die kommende Förderperiode der EU-Regionalpolitik beeinflusst, können wir bisher nur erahnen. Auf dem Regionalgespräch hoffen wir, Licht in dieses Dunkel zu bringen und den Akteuren und Institutionen in der Region Antworten auf diese Fragen zu geben.“

34. Brandenburger Regionalgespräch
Unter dem Titel „Was heißt hier smart specialisation? Perspektiven für die Hauptstadtregion in der neuen EU-Förderperiode“ diskutieren am 28. Mai 2013 Wissenschaftler, Politiker, Intermediäre und Wirtschaftsvertreter. Vier Expertenstatements dienen als Grundlage des Gesprächs:
– Alexander Kleibrink (Smart Specialisation Platform, Europäische Kommission)
– Dr. Jürgen Vanhorn (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Berlin)
– Dr. Marzena Schöne (Sächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr)

– Prof. Dr. Oliver Ibert und Dr. Suntje Schmidt (Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung)

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Torsten Thurmann idw

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