Früherkennung Parkinson: Innovationspreis BioRegionen geht an zwei HIH-Wissenschaftlerinnen

Der Arbeitskreis der BioRegionen in Deutschland zeichnet jährlich drei herausragende, anwendungsorientierte Forschungsideen und Patente aus der modernen Biotechnologie oder der Medizintechnik mit Bezug zur Biotechnologie aus.

Die ausgezeichnete Idee von Dr. Dr. Saskia Biskup und Dr. Natalja Funk (Patent DE 10 2007 024 382A1) beschreibt ein Verfahren, das möglicherweise in Zukunft die Früherkennung und/oder Vorhersage der Entwicklung von neurodegenerativen Erkrankungen, zu der auch die Alzheimer- und Parkinson-Erkrankung zählen, mit einer einfachen Blutprobe beim Arzt erlaubt. Bisher sind auf dem Markt keine Tests verfügbar, mit deren Hilfe der Ausbruch einer neurodegenerativen Erkrankung in einer Risikoperson frühzeitig vorhergesagt werden kann. Dies ist aber sehr wichtig, da bei einer spät erkannten neurodegenerativen Erkrankung ein Großteil der Nervenzellen bereits abgestorben ist, und eine Therapie in Folge dessen zu spät einsetzt. Mit einer Identifizierung von Risikopersonen und einer frühen Diagnose könnte dem Verlust von Nervenzellen frühzeitig therapeutisch entgegengewirkt werden.

Das von Saskia Biskup und Natalja Funk entwickelte Verfahren befindet sich nun in der klinischen Erprobung. „Wir sind noch am Anfang unserer Forschungsarbeiten. Letztlich können wir erst nach Jahren sagen, wie gut unsere Methode wirklich ist, da wir ja abwarten müssen, ob die Personen, die wir heute mit unserem Verfahren testen, nicht erkranken oder erkranken. Wir suchen nun Partner aus der Industrie, um unseren Bluttest in einer grossen Kohorte von Risikopersonen auszutesten,“ so Saskia Biskup. Von besonderem Interesse ist zudem, dass man den Bluttest auch dazu verwenden könnte, die Wirksamkeit von Therapien in bereits erkrankten Personen zu überprüfen. Der Bluttest ist einfach durchzuführen, gefährdet den Patienten nicht und gibt Hinweise auf die Aktivität des Immunsystems und damit möglicherweise auch Hinweise auf die Krankheitsaktivität.

Die Erfinder haben nämlich bei der Entwicklung des Verfahrens den Umstand berücksichtigt, dass über das Blut ein ständiger Austausch zwischen den Nervenzellen des Gehirns auf der einen und den Zellen des Immunsystems auf der anderen Seite besteht. Neurodegenerative Erkrankungen führen unter anderem zu einem langsamen, unaufhaltsamen Tod von einzelnen Nervenzellen. Untergehende Nervenzellen wiederum führen zur Freisetzung von Signalstoffen, die im Gehirn befindliche Makrophagen (Fresszellen des Immunsystems) sowie weitere Zellen des Immunsystems anlocken. Das Einwandern von Immunzellen wiederum bedingt einen Nervenzelluntergang, so dass es zu einer nicht mehr kontrollierbaren Reaktion kommt, die letztendlich die Grundlage für die langsam fortschreitende neurodegenerative Erkrankung bilden könnte. Darüber hinaus werden Signalstoffe in das Blut abgegeben. Diese Signalstoffe entfalten auch eine Wirkung auf weiße Blutkörperchen im Blut sowie auf deren Vorläuferzellen im Knochenmark. Dies kann unter anderem die Vermehrung und Spezialisierung bestimmter weißer Blutkörperchen initiieren. Diesen Anstieg an weißen Vorläuferzellen macht sich das Verfahren zunutze: Es misst den Anstieg an weißen Vorläuferzellen im Blut.

Zu den neurodegenerativen Krankheiten zählen unter anderem die Alzheimer-, die Parkinson-Krankheit, die amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Trinukleotidkrankheiten wie zum Beispiel Chorea Huntington und Prionen-Krankheiten, wie zum Beispiel die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung. Insbesondere die Alzheimer- und die Parkinson-Krankheit sind dabei eine häufige Ursache von Demenz und hieraus resultierender Pflegebedürftigkeit im Alter.

Die Preisverleihung findet am 25. Mai 2011 um 11.30 Uhr auf den Deutschen Biotechnologietagen in München statt.

Weitere Informationen unter: http://www.bio.nrw.de oder unter: http://www.biodeutschland.org

Kontakte Medien

Dr. Saskia Biskup
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Zentrum für Neurologie, Universitätsklinikum Tübingen
Tel.: 07071-29-72280
Mobil: 0172-376 51 80
Mail: saskia.biskup@medizin.uni-tuebingen.de
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Externe Pressestelle:
Kirstin Ahrens
Tel.: 07073-500 724, Mobil: 0173 – 300 53 96
Mail : mail@kirstin-ahrens.de
http://www.hih-tuebingen.de
Universitätsklinikum Tübingen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Ellen Katz
Telefon: 07071-2980112
Mail: ellen.katz@med.uni-tuebingen.de
http://www.medizin.uni-tuebingen.de
Zusatzinformationen
Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) wurde 2004 der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Eberhard Karls Universität und dem Universitätsklinikum Tübingen gegründet und zählt heute zu den führenden Forschungseinrichtungen seiner Art in Europa. Am HIH forschen 15 Professoren mit 230 Mitarbeitern in 25 Arbeitsgruppen.
Universitätsklinikum Tübingen
Das 1805 gegründete Tübinger Universitätsklinikum gehört zu den führenden Zentren der deutschen Hochschulmedizin und trägt als eines der 32 Universitätsklinika in Deutschland zum erfolgreichen Verbund von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei.
Der Arbeitskreis der BioRegionen in Deutschland
Der Arbeitskreis der BioRegionen in Deutschland ist ein Zusammenschluss von 30 Vertretern aus unterschiedli-chen Regionen Deutschlands, die im Bereich Biotechnologie aktiv sind und diese Technologie in den jeweiligen Regionen fördern. Der Innovationspreis der BioRegionen in Deutschland wird in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. Gestiftet wird der jährliche Preis von Sponsoren.

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Kirstin Ahrens idw

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