European Inventor Award 2010 für Wolfgang Krätschmer

In Anwesenheit des spanischen Kronprinzenpaares hat die Jury bei der Preisverleihungs-Zeremonie am 28. April in Madrid ihre Entscheidung bekannt gegeben. In jeder der 4 Kategorien waren 3 Erfinder(teams) nominiert, die mit ihren Erfindungen in Filmporträts vorgestellt wurden.

Die Fullerensynthese gelang Wolfgang Krätschmer 1990 am MPI für Kernphysik zusammen mit D. R. Huffman und Mitarbeitern mit einer verblüffend einfachen Methode: Der im Lichtbogen zwischen Graphitelektroden unter Schutzgas in einem gekühlten Kolben gebildete Ruß enthält C60, in geringeren Mengen C70 und in Spuren höhere Fullerene. Außerdem bilden sich Nanoröhrchen. Nach Extraktion mit einem geeigneten Lösemittel und chromatographischer Trennung erhält man C60-Kristalle („Fullerit“), eine neue Modifikation elementaren Kohlenstoffs.

So stand genügend Substanz für die physikalische und chemische Charakterisierung zur Verfügung, und es konnte gezeigt werden, dass die von den späteren Nobelpreisträgern H. W. Kroto, R. F. Curl und R. E. Smalley vermutete Fußball-Struktur des von ihnen massenspektrometrisch entdeckten C60-Moleküls tatsächlich stimmte. Später wurden in Krätschmers Gruppe eine Reihe von Derivaten des C60, Di- und Polymere sowie endohedrale Edelgas- oder Metall-Fullerenverbindungen dargestellt und spektroskopisch untersucht.

Wolfgang Krätschmer studierte in Berlin Physik und promovierte 1971 mit einer am MPIK angefertigten Dissertation über „die anätzbaren Spuren künstlich beschleunigter schwerer Ionen in Quarzglas“ an der Universität Heidelberg. Seitdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des MPIK, unterbrochen von Forschungsaufenthalten an der University of Arizona bei Donald R. Huffman und an der State University of New York in Stony Brook bei Roger F. Knacke in den Jahren 1977-78. Seit 1993 ist er außerdem Honorarprofessor an der Universität Heidelberg.

Anfänglich befasste er sich mit der Zusammensetzung der kosmischen Strahlung und war an der Untersuchung von Mondgesteinsproben und Meteoriten beteiligt. Mitte der 1970er-Jahre begann Wolfgang Krätschmer mit spektroskopischen Untersuchungen an Materialien wie Silikaten, Kohlenstoffstaub oder Wasser-Methan-Eis, um beobachtete, aber unidentifizierte Infrarotabsorptionen von kosmischem Staub zu erklären. Bis heute befasst er sich mit den Infrarotspektren von kleinen Kohlenstoffmolekülen aus bis zu 21 C-Atomen und deren Oxiden, die nur bei tiefen Temperaturen in Edelgasmatrix stabil sind. Außerdem war er ab 1983 an der Entwicklung eines Spektralphotometers für das IR-Weltraumteleskop ISO der ESA beteiligt.

Für seine Arbeiten über Fullerene erhielt Wolfgang Krätschmer bereits zahlreiche Preise, u. a. 2008 die Ehrendoktorwürde der Universität Basel.

Der European Inventor Award wird vom Europäischen Patentamt und der Europäischen Kommission seit 2006 jährlich in den 4 Kategorien Industrie, kleine Unternehmen/Forschung, außereuropäische Länder und Lebenswerk vergeben. Es ist die höchste europäische Auszeichnung für Erfinder und wird als Trophäe in Form eines Segels aus einem innovativen Material – dieses Jahr glasfaserverstärkter Beton – verliehen. Die 7-köpfige Jury besteht aus führenden Persönlichkeiten aus Geschäftswelt, Forschung, Technologie und Industrie. Die Preisverleihungs-Zeremonie findet jeweils in dem Land statt, das gerade die Europäische Ratspräsidentschaft innehat.

Kontakt:
Prof. Dr. Wolfgang Krätschmer
Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Tel: +49 6221 516481
E-mail: wolfgang.kraetschmer@mpi-hd.mpg.de

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