EU-Fördermittel in Millionenhöhe für zwei Basler Spitzenforscher

Die Förderpreise sind mit rund drei bzw. zwei Millionen Franken dotiert und ermöglichen den Wissenschaftlern, während fünf Jahren die Überlieferung biblischer Texte respektive die molekularen Mechanismen der bakteriellen Infektion zu erforschen. Mit Wallraff kann sich erstmals ein Vertreter der Basler Sozial- und Geisteswissenschaften über einen der begehrten Grants freuen.

Martin Wallraff, Professor für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Universität Basel, erhält einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten Grant für ein Projekt, das die Textgeschichte des Neuen Testaments aus einer diachronen Perspektive betrachtet. Die Bibel wurde während Jahrhunderten gelesen und kopiert; Tausende von mittelalterlichen Handschriften haben sich erhalten. Die Forschung hat sich bisher vor allem dafür interessiert, wie sie sich im Hinblick auf einen originalen Text («Urtext») verhalten. Wallraff möchte die Manuskripte nun als eigenständige Dokumente untersuchen, die von einer jeweils spezifischen Auseinandersetzung mit dem biblischen Text zeugen.

Eine zentrale Rolle spielen dabei sogenannte Paratexte, beispielsweise kurze Einführungen, Biographien, Gedichte, Gebete und Verzeichnisse. Obwohl praktisch alle Handschriften solche Elemente aufweisen, wurden sie bislang nur wenig beachtet, da sich biblische Studien traditionell auf den «inspirierten» Text konzentrieren. Wallraff und sein Team werden rund 3000 griechische Manuskripte des Neuen Testaments, die aus der Zeit zwischen dem vierten und 15. Jahrhundert stammen, nach neusten technischen und methodischen Standards erfassen, bearbeiten und teilweise edieren. «Das Resultat wird ein umfassendes und völlig neues Bild der Wege zeichnen, welche der biblische Text durch die Jahrhunderte gegangen ist», so der Kirchenhistoriker.

Mit Martin Wallraff erhält an der Universität Basel erstmals ein Forscher einen der begehrten ERC Advanced Grants, der nicht den Naturwissenschaften zuzurechnen ist. «Das ist ein wichtiges Zeichen für die Sichtbarkeit der Sozial- und Geisteswissenschaften an der Universität Basel», kommentiert Rektor Prof. Antonio Loprieno.

Erforschung der molekularen Infektionsmechanismen bakterieller Krankheitserreger

Der Infektionsbiologe Christoph Dehio, Professor am Biozentrum der Universität Basel, untersucht auf molekularer Ebene, wie bakterielle Krankheitserreger chronische Infektionen auslösen. Im Rahmen des mit 1,7 Millionen Euro dotierten ERC-Projekts möchten Dehio und seine Forschungsgruppe die Wirkmechanismen bakterieller Fic-Proteine im Infektionsprozess genauer beleuchten und damit auch neue Ansätze zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten aufzeigen.

Fic-Proteine sind durch eine spezifische Enzymakivität gekennzeichnet, mit der sie unterschiedliche chemische Gruppen an ihre Zielproteine anhängen und so deren Struktur und Funktion gezielt verändern. Fic-Proteine kommen in einer Vielzahl von Organismen vor, vom einfachen Bakterium bis zum Menschen.

Von den 6800 bekannten Fic-Proteinen sind bislang nur wenige funktionell charakterisiert worden. In den kommenden fünf Jahren wird Dehio nun das breite Spektrum an Fic-Proteinen im Modell-Erreger Bartonella untersuchen; zum einen, um noch unbekannte Zielproteine und deren spezifische Modifikationen zu identifizieren, zum anderen um die Wirkungsweise auf molekularer Ebene sowie deren physiologischen Konsequenzen im Infektionsprozess aufzuklären. Die Erkenntnisse sollen neue Details über die Infektionsstrategie von bakteriellen Krankheitserregern ans Licht bringen, aber auch zur Entwicklung innovativer Therapieansätze beitragen.

Zwölf ERC Advanced Grants für die Universität Basel

Mit den Advanced Grants unterstützt der Europäische Forschungsrat (ERC) herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Durchführung pionierhafter Forschungsvorhaben. Die diesjährigen Zusprachen eingerechnet, hat die Universität Basel bereits zwölf der begehrten Forschungspreise erhalten. Frühere Advanced Grants gingen an Ed Palmer vom Departement Biomedizin; Silvia Arber, Guy Cornelis und Urs Jenal vom Departement Biozentrum; Ed Constable und John P. Maier vom Departement Chemie; Christian Schönenberger und Friedrich-Karl Thielemann vom Departement Physik sowie Dieter Ebert und Christian Körner vom Departement Umweltwissenschaften.

Weitere Auskünfte

• Prof. Dr. Martin Wallraff, Theologische Fakultät der Universität Basel, Heuberg 33, 4051 Basel, Tel. +41 61 267 12 16, E-Mail: martin.wallraff@unibas.ch
• Prof. Dr. Christoph Dehio, Departement Biozentrum der Universität Basel, Klingelbergstrasse 50/70, 4056 Basel, Tel. 061 267 21 40, E-Mail: christoph.dehio@unibas.ch

• Prof. Dr. Edwin Constable, Vizerektor Forschung der Universität Basel, Petersgraben 35, Tel. +41 61 267 10 01, E-Mail: edwin.constable@unibas.ch

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Reto Caluori Universität Basel

Weitere Informationen:

http://www.unibas.ch

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