DFG fördert fünf neue Forschergruppen sowie eine Klinische und eine Kolleg-Forschergruppe

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet fünf neue Forschergruppen sowie jeweils eine neue Klinische Forschergruppe und eine Kolleg-Forschergruppe ein. Dies beschloss der Senat der DFG im Rahmen seiner Herbstsitzung in Bonn.

Die Forschungsverbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschergruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Kolleg-Forschergruppen wiederum sind speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten.

Die maximale Förderdauer von Forschergruppen wie auch von Klinischen Forschergruppen beträgt zweimal drei Jahre; Kolleg-Forschergruppen können zweimal vier Jahre gefördert werden. In der ersten Förderperiode erhalten die sieben neuen Einrichtungen insgesamt rund 15 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit aktuell 195 Forschergruppen sowie 20 Klinische Forschergruppen und 10 Kolleg-Forschergruppen.

Die neuen Forschergruppen im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)

Einem Bauvorhaben gehen heutzutage nicht nur Entwürfe von Architekten voraus, sondern auch von Ingenieuren durchgeführte computergestützte Simulationen. Das Zusammenspiel früher architektonischer Gebäudeentwürfe und der darauf aufbauenden detaillierten Simulationsverfahren funktioniert nicht immer reibungslos. Die Forschergruppe „Bewertung von Gebäudeentwurfsvarianten in frühen Entwurfsphasen auf Basis adaptiver Detaillierungsstrategien“ will die durchgängige Verwendung digitaler Gebäudemodelle ermöglichen. Sie entwickelt dazu Methoden zur Bewertung alternativer Gebäudeentwürfe bereits in der frühen Entwicklungsphase.
(Sprecher: Professor Dr.-Ing. Markus König, Ruhr-Universität Bochum)

Die Forschergruppe „Schaltbare metallorganische Gerüstverbindungen (MOF-Switches)“ erforscht Porositätsschaltungsphänomene von metallorganischen Gerüstverbindungen. Letztere werden bei der Herstellung von Energiespeichern ebenso benötigt wie bei der chemischen Katalyse oder der optischen und chemischen Sensorik. Metallorganische Gerüstverbindungen sind besonders porös und öffnen ihre Poren nur, wenn sie auf bestimmte Gase oder Flüssigkeiten treffen. Aufgrund dieser Eigenschaften sind die Poren des Materials „schaltbar“. Der Verbund will in diesem Zusammenhang vor allem die Gas-Festkörper-Interaktion besser verstehen.
(Sprecher: Professor Dr. Stefan Kaskel, Technische Universität Dresden)

Akute Viruserkrankungen der unteren Atemwege – dazu zählen auch Lungenentzündungen – gehören weltweit zu den häufigsten Infektionen. Die Sterblichkeitsraten bei diesen Erkrankungen sind seit 50 Jahren nahezu unverändert. Wirksame pharmakologische Behandlungsmethoden gibt es zumindest für bestimmte Lungenerkrankungen wie akutes progressives Lungenversagen, englisch abgekürzt ARDS, nicht. Die Klinische Forschergruppe „Virus-Induced Lung Injury: Pathobiology and Novel Therapeutic Strategies“ verbindet Grundlagenforschung und klinische Forschung, um für die genannten Lungenkrankheiten effektivere Therapien zu entwickeln.
(Sprecher: Professor Dr. Werner Seeger, Justus-Liebig-Universität Gießen)

Die Forschergruppe „Proteogenomics of Marine Polysaccharide Utilization (POMPU)” untersucht die Verarbeitung von Kohlenhydratpolymeren durch Bakteriengemeinschaften im marinen Ökosystem. Im Fokus stehen dabei Polysaccharide, also Mehrfachzuckerverbindungen. Ein einzelnes Bakterium könnte komplexe marine Polysaccharide nicht verwerten, das gelingt erst einer Gemeinschaft von Bakterien. Die Forscherinnen und Forscher wollen die Gesamtheit der Genome und Proteine der Bakteriengemeinschaft untersuchen, um herauszufinden, wie die Bakterien die Zuckerverbindungen gemeinsam in kurzer Zeit verarbeiten und wie sich hierzu die Bakteriengemeinschaften auch in ihrer Zusammensetzung anpassen.
(Sprecher: Professor Dr. Thomas Schweder, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)

Pemphigus ist eine seltene, oftmals lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung von Haut und Schleimhäuten. Dabei bildet das Immunsystem autoreaktive Antikörper, die zu massiver Gewebszerstörung führen. Die gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds SNF geförderte Forschergruppe „Pemphigus – von der Pathogenese zur Therapie (Pegasus)“ sucht über die Verknüpfung grundlagenwissenschaftlicher und klinischer Forschung nach neuen therapeutischen Ansatzpunkten für die Erkrankung. Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der pemphigusspezifischen Immunantwort.
(Sprecher: Professor Dr. Michael Hertl, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH,
Standort Marburg)

In der Forschergruppe „Akustische Sensornetzwerke“ behandeln die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Zeitsynchronisation in verteilten akustischen Sensornetzen. Sensornetzwerke bestehen aus verteilten intelligenten Mikrophonsystemen, die drahtlos miteinander Daten austauschen. Der Schwerpunkt der Arbeiten soll auf der Entwicklung neuartiger Methoden zu Lern- und Klassifikationsverfahren für akustische Ereignisse und Szenarien liegen. Dabei ist die gezielte Abstimmung der Sensorknoten eine entscheidende Voraussetzung für die kohärente Schallfusion, Trennung, Entzerrung, Auslöschung oder Lokalisation von akustischen Signalen.
(Sprecher: Professor Dr.-Ing. Reinhold Häb-Umbach, Universität Paderborn)

Die Kolleg-Forschergruppe „Migration und Mobilität in Spätantike und Frühmittelalter“ untersucht die historische Epoche der sogenannten „Völkerwanderungszeit“ unter neuen Gesichtspunkten. Bislang fragte man nach der sozialen Bedeutung ethnischer Identitäten sowie danach, welche Bedeutung der Übergang von der römischen in die post-römische Welt hatte. Der Verbund stellt nun Fragen der Mobilität und der Migration in den Mittelpunkt und weitet den Untersuchungszeitraum auf die Zeit nach der Völkerwanderung bis in die Jahre um 900 aus. Zudem wird nicht nur wie bisher militärische Mobilität untersucht, sondern auch die Mobilität von Geistlichen oder agrarischen Arbeitskräften. Die Auswirkungen dieser Mobilität auf lokale Gesellschaften will der Forscherverbund historisch vergleichend analysieren.
(Sprecher: Professor Dr. Mischa Meier, Eberhard Karls Universität Tübingen)

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der eingerichteten Verbünde.

Zu den Forschergruppen, Klinischen Forschergruppen und den Kolleg-Forschergruppen der DFG:

www.dfg.de/for 

www.dfg.de/kfo

www.dfg.de/kolleg_forschergruppen

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Benedikt Bastong idw - Informationsdienst Wissenschaft

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