Bundespräsident überreichte in Bremen Deutschen Umweltpreis der DBU

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück) ist zum 18. Male vergeben. Die Auszeichnung ging heute mit je 245.000 Euro an das Unternehmer-Duo Dr. Winfried Barkhausen (51) und Edwin Büchter (41) aus Herzogenrath sowie an Dr. Rainer Grießhammer (57), Mitgeschäftsführer des Öko-Instituts, Freiburg. Mit dem zum dritten Mal in der Stiftungsgeschichte vergebenen, mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis der DBU wurde der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow (79), ausgezeichnet.

Barkhausen/Büchter wurden für ihre mobil einsetzbare Lasertechnik geehrt. Sie reinigt technische Oberflächen umweltschonend mit Licht, bietet aber auch ökonomische Vorteile und optimiert Arbeitsschutzbelange. Grießhammer erhielt den Preis, weil er Problemlösungen in der Umweltdebatte vorangebracht und das Thema Nachhaltigkeit im Alltag der Menschen verankert hat. Gorbatschow wurde für sein internationales Umweltschutzengagement geehrt. Die Auszeichnung ist mit 500.000 Euro der höchstdotierte Umweltpreis Europas.

Anlässlich der Preisverleihung im Musical Theater Bremen betonte Bundespräsident Christian Wulff vor rund 1.300 Gästen, die aktuellen Preisträger der DBU zeigten, was für eine zukunftsfähige Entwicklung notwendig sei: „wegweisende Innovationen, mutige Investitionen in Zukunftstechnologien, weitsichtige und verantwortungsvolle Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft und ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, wie dringend der Wandel hin zu einer ökologisch verträglichen Lebensweise ist“. Insofern gehe von dieser Preisverleihung „eine Botschaft aus, die uns große Hoffnung machen kann: Wir können vieles besser machen – schon heute“.

Wulff lobte die Preisträger Barkhausen/Büchter als Beispiel dafür, dass mit klugen Innovationen und Investitionen die Ressourcen- und Energieeffizienz drastisch verbessert werden könnten. Technische Anlagen und Bauteile könnten zukünftig ohne schädliche Lösungsmittel und mit einem Bruchteil des herkömmlichen Energieverbrauchs leise, präzise, schonend, einfach und rückstandsfrei gesäubert werden – eine „innovative Technik zum Vorteil von Mensch, Maschine und Mehrwert“.

Es seien aber auch Menschen notwendig, die ihre Forschungsergebnisse zu Stoffströmen und Ökobilanzen, Effizienz und nachhaltigen Kreisläufen unters Volk, in die Unternehmen und Politik trügen. Das habe Umweltpreisträger Grießhammer in der Vergangenheit getan – der Bundespräsident bat ihn, das auch zukünftig „hartnäckig“ weiter zu tun.

Welchen ökologischen und ökonomischen Gewinn Investitionen in innovative Technologien und Energieeffizienz brächten, könne man auf ermutigende Weise auf dem Gebiet der ehemaligen DDR sehen. In der Region um Bitterfeld etwa, in der früher große Chemiekombinate die Umwelt verpestet hätten. Umweltbelastungen seien stark zurückgegangen, modernste Umwelttechnologie werde hier hergestellt, die inzwischen wieder rund 11.000 Menschen Arbeit gebe. Das Ziel der Einheitlichkeit der ökologischen Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland sei erreicht.

Wulff wies darauf hin, dass eines der schönsten Symbole für das Zusammenwachsen Deutschlands das „Grüne Band“ sei, das Michail Gorbatschow in besonderem Maße intensiv befördert habe. Während sich in Deutschland vieles gebessert habe, nähmen durch Industrialisierung und rapides Bevölkerungswachstum in anderen Teilen der Welt allerdings Umweltzerstörung und -verschmutzung stark zu – und als Konsumenten seien wir auch fernab dieser Länder ursächlich mit daran beteiligt. Die Umwelttechnik könne die globale Leitindustrie des 21. Jahrhunderts werden. Deutschland liege in vielen ihrer Zukunftsbranchen vorn.

Zum Preisträger-Duo Barkhausen/Büchter führte Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes und Umweltpreis-Jurymitglied, während des von Katrin Bauerfeind (3sat) moderierten Festaktes aus, besonders beeindruckt habe die Jury, dass sich zwei Forscher auf den Weg gemacht hätten, mit Gründung eines Unternehmens eine Innovation in Wirtschaftsprozesse zu überführen. Das Reinigen technischer Oberflächen mit Laserlicht habe gegenüber herkömmlichen Verfahren enorme Vorteile, weil es etwa den Wasserverbrauch und Chemikalieneinsatz im Produktionsprozess verringere und viel Energie zu sparen helfe – Energieeinsparung von bis zu 87 Prozent seien so möglich. Mit Barkhausen und Büchter seien zwei Unternehmen „auf der Gewinnerstraße“, die mit ihren Innovationen für eine „gute Gesellschaft von morgen“ sorgten.

Mit Blick auf Preisträger Grießhammer sagte Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Jurymitglied und selbst Umweltpreisträger, er sei die „tragende Gestalt des Öko-Instituts“, das er zu einer der wichtigsten Institutionen in Sachen Umweltschutz mitentwickelt habe. Grießhammer habe verstanden, dass der Verbraucher ökologische Zusammenhänge begreifen müsse, wenn er Produkte wirklich bewerten und danach Kaufentscheidungen treffen wolle. Mit der Ökobilanzierung von Waschmitteln etwa habe Grießhammer die Chemiewende eingeleitet. Seine wissenschaftliche Grundlagenforschung schlage sich in über 150 Studien nieder, die er mit seinem Team erstellt habe. Mit EcoTopTen etwa sei für zehn wichtige Lebens- und 25 Produktbereiche ein Analyseinstrument geschaffen worden, das die ökologische Dimension von Produkten offenlege und bewerte.

DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl würdigte Gorbatschow als Architekten der Wende, mit dem er ökologisch immer auf einer Wellenlänge gewesen sei. Durch Gorbatschow sei es möglich geworden, das „Grüne Band“ entlang der ehemals innerdeutschen Grenze zu erhalten. Der lange Atem in den Bemühungen um einen konsequenten Umweltschutz habe sich jedenfalls gelohnt. Weinzierl unterstrich mit Blick auf die vielschichtigen Bemühungen Gorbatschows um den Umweltschutz, dass er einen „großen Beitrag zur Überlebensfrage der Menschheit geleistet“ habe.

Michail Gorbatschow betonte, dass Politik ohne Ökologie nicht funktioniere. Von den vielen Problemen, die es gebe, sei das Thema Ökologie „in der vordersten Front“. Über 60 Prozent der Ökosysteme seien geschädigt, es gebe eine massive Wasserkrise. Mit zunehmender politischer Macht habe er erkannt, wie schlimm die Umweltsituation in seinem Land gewesen sei. Und das Kernreaktorunglück von Tschernobyl habe ihn „zu tiefem Nachdenken gezwungen“. Während er die Deutschen loben müsse, weil sie in Sachen Umweltschutz „was drauf haben“, gebe es weltweit zwei Milliarden Menschen, die unter schlimmen hygienischen Bedingungen lebten. Für die Zukunft gehe es darum, ihnen zu helfen und das Thema Wasser als Thema Nummer eins zu platzieren.

Allerdings gehe es auch darum, mit dem Erbe des Kalten Krieges fertig zu werden, der ganze Regionen kontaminiert zurückgelassen habe.

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Franz-Georg Elpers DBU

Weitere Informationen:

http://www.dbu.de

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