Besser verstehen, wie Menschen sehen

Für sein tieferes Verständnis des Sehens hat der Neurowissenschaftler Dr. Udo Ernst von der Universität Bremen den renommierten Bernstein Preis erhalten. Eine internationale Jury hatte den Forscher aufgrund seines hervorragenden Forschungskonzeptes und seiner wissenschaftlichen Leistungen ausgewählt.

Der Bernstein Preis ist mit 1,25 Millionen Euro einer der höchstdotierten Forschungspreise für Nachwuchswissenschaftler in Deutschland. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergibt die Auszeichnung dieses Jahr zum fünften Mal.

Mit dem international ausgeschriebenen Preis ermöglicht das Ministerium exzellenten Nachwuchsforschern aus dem Gebiet der Computational Neuroscience den Aufbau einer selbständigen Arbeitsgruppe an einer deutschen Forschungseinrichtung.

„Wie unser Wissen den Prozess der Bildverarbeitung beeinflusst, ist eine spannende und herausfordernde Forschungsfrage“, sagte BMBF-Staatssekretär Dr. Georg Schütte, als er am Montag in Berlin den Bernstein Preis überreichte. „Die Antworten auf diese Frage können letztlich auch zu neuartigen Therapieansätzen im Bereich der visuellen Neuroprothetik führen.“

Der Bernstein Preis hat nach den Worten des Staatssekretärs die Aufgabe, hervorragenden jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern „die bestmöglichen Rahmenbedingungen für ihre wissenschaftliche Karriere zu bieten und sie für den Standort Deutschland zu gewinnen. Außerdem sichern wir so die Zukunft der Neurowissenschaften in Deutschland.“

Udo Ernst befasst sich mit der Frage, wie das Gehirn visuelle Informationen verarbeitet. Damit wir sehen können, repräsentiert das Gehirn seine visuelle Umwelt in Form von elektrischer Aktivität der Nervenzellen. Dabei erschafft das Gehirn allerdings nicht ein genaues Abbild seiner Umwelt, sondern es bezieht den jeweiligen Kontext mit ein. Wenn wir zum Beispiel etwas Bestimmtes suchen, blenden wir andere Dinge aus. Auch unser Vorwissen greift in die Bildverarbeitung ein – wir erkennen Formen, die uns bekannt sind, sehr viel schneller und ergänzen dabei unvollständige Konturen. Wie aber greifen Wissen und Kontext in die Bildverarbeitung ein? Dies wird Ernst nun mit Hilfe von computergestützten Modellen neuronaler Netzwerke analysieren.

Udo Ernst hat in Frankfurt Physik studiert sowie in Frankfurt und Göttingen promoviert. Schon bei seiner Promotion beschäftige er sich mit dem visuellen System des Gehirns. Im Jahre 2000 ging Ernst an das Institut für Theoretische Physik an die Universität Bremen und im Jahre 2006 an die École Normale Supérieure in Paris. Seit 2007 ist Ernst wieder in Bremen und als Teilprojektleiter der „Bernstein Gruppe Bremen“ bereits in das Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience integriert.

Der Bernstein Preis ist Teil des „Bernstein Netzwerkes Computational Neuroscience“, das 2004 vom BMBF eingerichtet und durch verschiedene aufeinander aufbauende Fördermaßnahmen weiterentwickelt wird. Das Bernstein Netzwerk ist mit rund 200 Arbeitsgruppen an 24 verschiedenen Standorten inzwischen einer der größten Forschungsverbünde im Bereich der Computational Neuroscience weltweit. Das BMBF fördert das Netzwerk mit einem Gesamtvolumen von rund 150 Millionen Euro.

Weitere Auskünfte gibt der Preisträger
(udo@neuro.uni-bremen.de; 0421 218 62002).

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