Bertelsmann Stiftung verleiht ersten Reinhard Mohn Preis

Die brasilianische Stadt Recife (1,7 Millionen Einwohner) erhält den erstmals ausgelobten und mit 150.000 Euro dotierten Reinhard Mohn Preis 2011. Im Mittelpunkt des ausgezeichneten Beteiligungsprojektes stehen Bürgerhaushalte mit weitgehenden Entscheidungskompetenzen für die Einwohner der Stadt.

Jedes Jahr engagieren sich in diesem Projekt mehr als 100.000 Erwachsene und Jugendliche und können die Schul- und Stadtentwicklung aktiv mitbestimmen. Die Preisverleihung erfolgt am 16. Juni 2011 durch Bundeskanzlerin Angela Merkel im neuen Theater in Gütersloh.

Um den Preisträger zu ermitteln, waren 11.600 repräsentativ ausgewählte Bürger in ganz Deutschland eingeladen, sich an einer Online-Abstimmung zu beteiligen. Zur Auswahl standen sieben Finalisten aus einer Liste von insgesamt 123 weltweit eingereichten Projekten mit beispielhafter Bürgerbeteiligung.

Bereits seit über zehn Jahren werden die Bürger der brasilianischen Millionenmetropole Recife in die Weiterentwicklung ihrer Stadt in Form von Versammlungen und über das Internet aktiv eingebunden. Sie bringen Vorschläge ein und bestimmen Prioritäten in 15 verschiedenen Politikbereichen. 2.700 gewählte Delegierte begleiten die Umsetzung. So verfolgt die Stadt konsequent den Weg, die Verantwortung mit ihren Bürgern zu teilen.

Die Bürger sorgen beispielsweise dafür, dass deutlich größere Investitionen in ärmere Viertel der Stadt gelenkt und die Lebensbedingungen dort verbessert werden. Nicht zuletzt durch die Erstellung von eigenen Schülerhaushalten werden Jugendliche in großer Zahl in die Beteiligungsprojekte einbezogen. Seit Einführung des Bürgerhaushaltes im Jahr 2001 wurden rund 5.000 Maßnahmen durch die Bürger initiiert und bislang Investitionen in Höhe von mehr als 220 Millionen Euro umgesetzt.

Das Beteiligungsmodell in Recife unterscheidet sich dabei erheblich von vielen der in Deutschland praktizierten „Bürgerhaushalte“. So können die Bürger in Recife unmittelbar über einen Teil der Haushaltsmittel entscheiden, da der Stadtrat die Vorschläge der Bürger fast ausnahmslos annimmt und umsetzt. Die Wahl von Bürgerdelegierten gewährleistet darüber hinaus einen kontinuierlichen Austausch zwischen Bürgern und Verwaltung und eine effektive Erfolgskontrolle der beschlossenen Maßnahmen. Durch die Ausrichtung auf die Förderung ärmerer Stadtteile und die größere Nähe zur Verwaltung gelingt es in Recife zudem, in hohem Maße unterrepräsentierte Teile der Bevölkerung politisch einzubinden.

„Die Stadt Recife zeigt mit ihrem Beteiligungsprojekt, wie die Distanz zwischen Politik und Bürgern durch weitreichende Kooperation und Beteiligung abgebaut werden kann“, sagte Dr. Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, bei der Bekanntgabe des Preisträgers. „Das Konzept ergänzt die repräsentative Demokratie, weil die Bürger in Recife direkt und zugleich mit dem Stadtrat gemeinsam entscheiden. Ein beispielhaftes Modell für das Miteinander von Bürgern und Staat, das den Ideen Reinhard Mohns in hohem Maße entspricht.“

Die Bertelsmann Stiftung erinnert mit der Vergabe der in der Nachfolge des Carl Bertelsmann-Preises erstmals verliehenen Auszeichnung an das Lebenswerk des im Oktober 2009 verstorbenen Unternehmers und Stifters Reinhard Mohn. Das Thema der diesjährigen Preisverleihung lautet: „Demokratie vitalisieren – politische Teilhabe stärken“.

Rückfragen an: Alexander Koop, Telefon: 0 52 41 / 81-81 377;
E-Mail: alexander.koop@bertelsmann-stiftung.de
Weitere Informationen:
http://Informationen über den Preisträger Recife:
http://www.abstimmung-rmp2011.de/index.php?page=viewcompiler&id_item=1338
http://Informationen über den Reinhard Mohn Preis:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-E9BA7DCF-94018C24/bst/hs.xsl/101086_101097.htm
http://Informationen über die weltweit vorgeschlagenen Beteiligungsprojekte:
http://www.vitalizing-democracy.org/

Media Contact

Ute Friedrich idw

Weitere Informationen:

http://www.bertelsmann-stiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer