Leibniz-Senat verabschiedet Förderempfehlungen zu sechs Leibniz-Einrichtungen

Allen sechs Leibniz-Einrichtungen bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Einrichtungen haben. Im Falle des ATB wird der Senat nach drei Jahren auf der Grundlage eines Berichts des Wissenschaftlichen Beirats erneut eine Stellungnahme zur Förderungswürdigkeit abgeben.

Das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven nimmt aufgrund seiner Forschungskompetenz und der technischen Kompetenz seiner Werkstätten eine einzigartige Position unter den Schifffahrtsmuseen in Deutschland ein. Laut Senat erbringt das DSM exzellente Leistungen in der Nassholzkonservierung; die übrigen Projekte werden überwiegend als gut bis sehr gut bewertet. Das Archiv des DSM gehöre zu den führenden Spezialarchiven zur Schifffahrtsgeschichte Europas. Seit der Neubesetzung der Position des Geschäftsführenden Direktors im Jahre 2004 habe sich die Einrichtung sehr positiv entwickelt. Insbesondere sei es dem DSM gelungen, sein Forschungsprogramm schärfer zu konturieren, wenngleich die Ausgestaltung der vier Forschungsschwerpunkte noch nicht optimal gelöst sei.

Die derzeitige personelle und sächliche Ausstattung des DSM beurteilt der Senat als unzureichend und empfiehlt, die nötigen Budgetmittel zur Unterhaltung des als Baudenkmal besonders zu bewertenden Museumsgebäudes, aber auch zur Erneuerung der Dauerausstellungen bereitzustellen. Die derzeitigen Drittmitteleinnahmen des DSM sind nach Einschätzung des Senats zu gering, auch im Vergleich zu anderen Forschungsmuseen. Das DSM soll daher seine Anstrengungen erhöhen, wettbewerblich vergebene Drittmittel, insbesondere von DFG und EU, einzuwerben; das notwendige Potenzial hierfür sei am DSM vorhanden. Sehr erfreulich seien die erfolgreichen Anträge des DSM im Wettbewerbs-Verfahren im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation sowie die Beteiligung des DSM an der Graduiertenschule GLOMAR, die im Rahmen der Exzellenzinitiative bewilligt wurde.

Das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer (FÖV) erbringt laut Urteil des Senats überwiegend gute, teilweise sehr gute bis exzellente Forschungsleistungen für und über die öffentliche Verwaltung. Herausragende wissenschaftliche Arbeiten habe das FÖV insbesondere im Bereich neuer Governance-Formen und der Gesetzesfolgenabschätzung geleistet. Die Ergebnisse, die das Institut in der anwendungs- und beratungsorientierten Auftragsforschung vorgelegt hat, stoßen auf hohe Akzeptanz in der Verwaltungspraxis und weisen das FÖV nach Meinung des Senats als einen unverzichtbaren Ansprechpartner für Bund, Länder und Kommunen aus. Das Institut engagiere sich auch sehr erfolgreich in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Auflagen der letzten Evaluierung hat das FÖV im Wesentlichen umgesetzt. So ist es in ein rechtlich selbstständiges Institut mit einem hauptamtlichen Direktor überführt worden und hat ein Forschungsprogramm erarbeitet, dessen Umsetzung vom Wissenschaftlichen Beirat aktiv begleitet wird. Gemeinsam mit der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer will das FÖV in den kommenden Jahren seinen Kompetenzanspruch auch in der internationalen verwaltungswissenschaftlichen Forschung weiter festigen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich das Institut nach Meinung des Senats verstärkt dafür einsetzen, international noch sichtbarer zu werden. Die Anstrengungen der vergangenen Jahre zeigten hier bereits erste Erfolge. Zukünftig soll das FÖV vermehrt in internationalen referierten Zeitschriften publizieren und vermehrt versuchen, im EU-Forschungsrahmenprogramm Koordinationsfunktionen zu übernehmen.

Das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) im Forschungsverbund Berlin e. V. ist laut Senat eine international hervorragend positionierte und für Deutschland unverzichtbare Einrichtung für die grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung auf dem Arbeitsgebiet der Modulation von Proteinen durch kleine Moleküle. Das Institut sei wie keine andere europäische Forschungseinrichtung in der Lage, gezielt biologische Strukturen aufzuklären und auf dieser Grundlage kleine Moleküle zu deren Beeinflussung zu synthetisieren und zu testen. Die Qualität der Forschungsarbeiten, zu denen auch die Weiterentwicklung zahlreicher hervorragender Technologieplattformen zählen, sei sehr gut bis exzellent; dies gelte auch für die Publikationsleistungen. Seit der letzten Begutachtung sei die Zusammenarbeit zwischen biologisch und chemisch arbeitenden Gruppen des FMP erheblich intensiviert worden. Durch die Ansiedlung des FMP auf dem Campus Berlin-Buch wurde nach Meinung des Senats eine sehr enge strukturelle Einbindung in die Berliner Forschungslandschaft erreicht. Eine Verbesserungsmöglichkeit sieht der Senat bei der künftigen Themenauswahl der Forschungsprojekte, das Institut soll in Zukunft verstärkt biologische Systeme in ihrer Gesamtheit betrachten. Des Weiteren werden die am Institut bereits begonnenen Integrated FMP Projects als eine wichtige Maßnahme zur verbesserten Profilbildung eingestuft, sie sollten künftig weiter ausgebaut werden. Weitere mögliche Leistungssteigerungen des FMP bestehen nach Ansicht des Senats bei der Einwerbung von Drittmitteln durch Industriekooperationen.

Das Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI) im Forschungsverbund Berlin e. V. ist laut Senat eine für Deutschland unverzichtbare Forschungseinrichtung für die Herstellung und Analyse von neuen Materialien für III-V Halbleiterbauelemente mittels Molekularstrahlepitaxie, die sich auch international gut positioniert hat. Die Qualität der Forschungsarbeiten sei sehr gut bis exzellent, in einigen Bereichen sei das Institut weltweit führend. Durch verschiedene innovative Arbeiten und Entwicklungen sowie durch den Aufbau mehrerer technologisch hervorragender Epitaxie-Anlagen hat das PDI nach Auffassung des Senats zu wesentlichen Fortschritten auf diesem Forschungsgebiet beigetragen. Die Kohärenz des Forschungsprogramms habe sich seit der letzten Begutachtung stark verbessert. Den Rang der Forschungsarbeiten des PDI sieht der Senat durch die bemerkenswerte Anzahl und die sehr gute Qualität der Publikationen des Instituts belegt. In Zukunft soll das Institut nach dem Votum des Senats verstärkt auch die mögliche Nutzung der neuen Materialien in Halbleiterbauelementen untersuchen und bei der Auswahl neuer Forschungsprojekte jeweils das Potenzial der Arbeiten für mögliche Anwendungen prüfen. Des Weiteren sollte die theoretische Begleitung der am PDI durchgeführten Projekte durch entsprechende Zusammenarbeiten mit externen Theoriegruppen deutlich verstärkt werden. Weitere Potenziale für Leistungssteigerungen sieht der Senat bei der Einwerbung von DFG- und EU-Drittmitteln sowie bei den Kooperationen mit anderen Forschungsinstitutionen auf nationaler und europäischer Ebene und mit industriellen Partnern. Im Bereich der technischen Ausstattung und der Infrastruktur sieht der Senat Investitionsbedarf für die Zukunft. Der Wissenschaftliche Beirat wird gebeten, dem Senat nach drei Jahren einen Bericht über die Umsetzung der Empfehlungen vorzulegen.

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. (PIK) ist nach dem Votum des Senats eines der weltweit führenden Institute auf seinem Fachgebiet, das in den meisten Fällen exzellente wissenschaftliche Leistungen erbringt. Herausragend seien die Arbeiten in den Bereichen der Klimamodellierung und der Modellierung biologischer Systeme, die durch den Klimawandel beeinflusst werden. Den stark interdisziplinären Ansatz des Instituts bewertet der Senat als vorbildlich, er habe die Forschung auf dem Gebiet des Globalen Wandels stark beeinflusst. Es sei allerdings eine klarere Definition der Aufgaben des Instituts nötig, um weiterhin mit der Komplexität des Forschungsfeldes Schritt zu halten. Die Empfehlungen der letzten Evaluierung wurden zum größten Teil umgesetzt, wobei dem Institut nach Meinung des Senats insbesondere die Förderung der Sozialwissenschaften in den letzten Jahren sehr gut gelungen ist. Die deutliche Erhöhung der institutionellen Förderung des PIK wird vom Senat begrüßt. Die eingeworbenen Drittmittel sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und machen einen Anteil von 30 % am Gesamtbudget aus, was als sehr gut bewertet wird. Lediglich die Höhe der von der DFG eingeworbenen Mittel sollte gesteigert werden. Neben der hervorragenden Qualität der Forschungsarbeiten, die ihren Ausdruck in einer quantitativ und qualitativ beeindruckenden Publikationsleistung fänden, attestiert der Senat dem PIK auch außerordentliche Leistungen bei der wissenschaftsbasierten Politikberatung und dem Wissenstransfer in die Öffentlichkeit.

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) ist laut Senat eine für die deutsche Agrartechnik wichtige und auch international wahrgenommene Forschungseinrichtung, die anwendungsorientierte Grundlagenforschung in allen Bereichen der Agrartechnik durchführt. Hauptaufgabe des ATB ist es, verfahrenstechnische Grundlagen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung zu schaffen und innovative technische Lösungen für die Landwirtschaft und die Industrie bereitzustellen. Das ATB erbringt nach dem Votum des Senats überwiegend gute, in Einzelfällen auch sehr gute wissenschaftliche Leistungen. Durch die Einführung einer Matrixstruktur habe eine Verbesserung der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit am Institut erreicht werden können, und die Qualität der Forschungsprojekte habe sich in einigen Bereichen erhöht. Im Rahmen einer längerfristigen Forschungsstrategie soll die Institutsleitung nun verstärkt Prioritäten setzen und auf ein kohärenteres Arbeitsprogramm achten, wobei der Grundlagenforschung mehr Gewicht beigemessen werden soll. Das ATB hat beträchtliche Drittmittel eingeworben, die überwiegend vom Bund stammen. Um ein ausgewogenes Verhältnis in der Zusammensetzung der Drittmittel zu erreichen, müssen die Mittel von DFG und EU nach Auffassung des Senats deutlich erhöht werden. Die Nachwuchsförderung am ATB befinde sich auf einem guten Niveau. Die Zahl der Veröffentlichungen in referierten Organen ist in der Vergangenheit angestiegen, ist nach dem Urteil des Senats aber immer noch zu gering und muss weiter gesteigert werden. Kritisch betrachtet der Senat das Scheitern des gemeinsamen Berufungsverfahrens von ATB und BTU Cottbus für die Position des Direktors; er spricht sich mit Nachdruck dafür aus, dass diese Position in einer gemeinsamen Berufung mit einer Universität besetzt wird. Eine engagiertere Unterstützung des ATB seitens der zuständigen Fachministerien von Bund und Sitzland wird dabei angemahnt. Der Wissenschaftliche Beirat, der das Institut äußerst engagiert begleitet hat, wird gebeten, dem Senat nach drei Jahren über den Ausgang des neuen Berufungsverfahrens und den Stand der Kooperationen mit Hochschulen zu berichten. Auf der Grundlage dieses Berichtes wird der Senat erneut eine Stellungnahme zur Förderungswürdigkeit des ATB abgeben.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 83 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Wissenschaft. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Institute beschäftigen knapp 14.000 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert. Die Stellungnahmen des Senats können unter www.leibniz-gemeinschaft.de/evaluation, Menüpunkt „Senatsstellungnahmen“, eingesehen werden. Ansprechpartner: Dr. Carsten Klein, Leiter des Referats Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft, Tel.: 0228 / 30815-222, 0172 / 2922916 oder c.klein@evaluierung-leibniz.de.

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Dr. Carsten Klein idw

Weitere Informationen:

http://www.leibniz-gemeinschaft.de

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