Vorschulkinder spielen mit Sprachstrukturen

Dr. Evelyn Rothe, Psychologin am Universitätsklinikum Jena, ist mit dem diesjährigen Förderpreis Lese-/Rechtschreibschwäche ausgezeichnet worden. Das Lehrinstitut für Orthographie und Schreibtechnik (LOS) in Saarbrücken vergibt den Preis alle zwei Jahre an Nachwuchswissenschaftler für besonders innovative wissenschaftliche Arbeiten zur Förderung/Therapie von Menschen mit Problemen im Lesen und Schreiben. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.

Dr. Rothe, die an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Blanz arbeitet, erhielt die Auszeichnung für ihre Studie „Effekte eines vorschulischen und schulischen Trainings der phonologischen Bewusstheit auf den Schriftspracherwerb in der Schule“. Im Rahmen der Studie evaluierte die Psychologin ein Frühförderprogramm an drei Jenaer Kindertagesstätten und Schulen. Dabei handelt es sich um ein vom Thüringer Kultusministerium gefördertes Projekt zur Förderung von Kindern mit besonderen Lernschwierigkeiten im Schriftspracherwerbsprozess.

Phonologische Bewusstheit bezeichnet die Fähigkeit, die Lautstruktur der Sprache wahrzunehmen und damit operieren zu können. „Unsere Studie war die erste in Deutschland mit Kindern im letzten und vorletzten Jahr vor der Einschulung“, erläutert Dr. Rothe. Ziel sei es gewesen herauszufinden, ob das Trainingsprogramm bereits bei Vier- und Fünfjährigen sinnvoll ist. Zudem wurde das Training ein Jahr lang nach der Einschulung im Deutschunterricht fortgeführt. „Beide Altersgruppen profitierten kurz- und langfristig signifikant vom Training“, erläutert Evelyn Rothe die Ergebnisse ihrer Studie. Jedoch seien keine Unterschiede feststellbar zwischen den Kindern, die das Training zweimal durchliefen und jenen, die nur einmal trainiert wurden. „Das frühzeitige und wiederholte Training brachte also keine Vorteile.“

Ein zweiter Aspekt waren die Auswirkungen auf den Schriftspracherwerb. Hierbei wurden zwischen Trainings- und Kontrollgruppen keine Unterschiede festgestellt. „Die förderlichen Auswirkungen des Trainings waren nicht mehr nachzuweisen“, sagt Dr. Rothe. Das sei ein Beleg dafür, dass phonologische Bewusstheit zweifellos einen bedeutenden Einfluss auf das Schreiben- und Lesenlernen hat, sie jedoch nicht überbewertet werden darf und keineswegs allein dafür verantwortlich sei. Weitere Faktoren wie der Einfluss der Familie, des sozialen Umfeldes, die Art des Unterrichts und der erste Lehrer müssten in dem Zusammenhang ebenfalls berücksichtigt werden.

Kontakt:
Dr. Evelyn Rothe
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Jena
Philosophenweg 3-5, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 935936
E-Mail: Evelyn.Rothe[at]med.uni-jena.de

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Stephan Laudien idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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