Besondere Verdienste in der Hirnforschung: Türkische Forschungsgemeinschaft zeichnet RUB-Biopsychologen aus

„Für die Erforschung der kausalen Beziehungen zwischen den neurophysiologischen Mechanismen des Gehirns und kognitiven Fähigkeiten, wie z. B. Lernen und Gedächtnisbildung“ bekommt der Bochumer Biopsychologe Prof. Onur Güntürkün den Sonderpreis 2007 des Wissenschaftlichen und Technischen Forschungsrats der Türkei (TÜBITAK).

Das ist das türkische Äquivalent der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Jedes Jahr zeichnet die TÜBITAK entweder einen in der Türkei arbeitenden ausländischen Wissenschaftler oder einen im Ausland tätigen türkischen bzw. türkisch-stämmigen Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen mit hoher Sichtbarkeit aus. Der Sonderpreis ist mit rund 25.000 Türkischen Lira dotiert (ca. 13.000 €).

Neuronale Grundlagen von Lernen, Gedächtnis und Wahrnehmung

Im Mittelpunkt des Forschungsprogramms von Onur Güntürkün stehen die neuronalen Grundlagen von Lernen, Gedächtnis und Wahrnehmung. Ausgehend vom Modell der Taube, inzwischen ausgedehnt auf andere Tierspezies und den Menschen, konzentrieren sich seine national wie international wegweisenden Forschungsarbeiten zum einen auf die neuronalen Grundlagen von Hirnasymmetrien und Faktoren, die die Entwicklung und Ausprägung der Lateralisierung (Links-Rechts-Unterschiede) verschiedener Funktionen beeinflussen. Zum anderen betreffen sie neuronale Grundlagen von Lernen, Arbeitsgedächtnis und Wahrnehmung. Dabei steht der präfrontale Cortex des Gehirns im Vordergrund – das ist der Ort im vorderen Teil der Hirnrinde, an dem die komplexesten Denkprozesse (z. B. Planung) ablaufen.

Mehr als 170 hochkarätige Publikationen

Das Spektrum der Forschung von Onur Güntürkün reicht von der molekularbiologischen Ebene über die neurophysiologische Ebene (neuronale Synchronisierung im präfrontalen Cortex der Taube beim Lernen) bis hin zu kortikalen Korrelaten komplexer kognitiver Prozesse beim Menschen (Entscheidungsfindung, kreatives Denken, Risk-taking). Onur Güntürkün hat damit das Verständnis neuronaler Grundlagen psychischer Funktionen entscheidend vorangetrieben. Seine Publikationsliste umfasst mehr als 170 Publikationen in hochkarätigen Fachzeitschriften (darunter Nature, Nature Neuroscience Reviews, Current Biology, Journal of Neuroscience, Behavioral and Brain Sciences), ferner zahlreiche Buchkapitel und zwei Bücher.

Vita Onur Güntürkün

Onur Güntürkün wurde 1958 in Izmir geboren, 1964 kam er erstmals nach Deutschland, doch 1972 zog er wieder in die Türkei, wo er 1975 das Abitur erwarb. Anschließend kehrte er nach Deutschland zurück. Von 1975 bis 1980 studierte Güntürkün Psychologie in Bochum, 1984 wurde er promoviert. Danach arbeitete er als Postdoc an der Université Pierre et Marie Curie (Paris) und der University of California at San Diego (USA). Von 1988 bis 1993 war Onur Güntürkün Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Konstanz, dort erfolgte 1991 seine Habilitation für Psychologie. 1993 nahm er den Ruf auf eine Professur für Biopsychologie an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Uni an. Onur Güntürkün wurde mit verschiedenen Preisen – darunter dem Preis der Ruhr-Universität für besonders herausragende wissenschaftliche Arbeiten junger Wissenschaftler, dem Gerhard Hess Förderpreis und dem Förderpreis der Krupp-Stiftung – sowie mit der Ehrendoktorwürde der Universität Istanbul und der Mitgliedschaft im Avian Brain Nomenclature Thinktank ausgezeichnet. 2006 erhielt er die Wilhelm-Wundt-Medaille und wurde zudem zum Mitglied der Leopoldina ernannt. Zahlreiche von ihm geleitete DFG-Projekte und seine Mitgliedschaft in DFG-Fachgremien bestätigen, dass er auch im nationalen Rahmen höchste wissenschaftliche Anerkennung genießt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Onur Güntürkün, Biopsychologie, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, Raum GAFO 05/618, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-26213; E-Mail: onur.guentuerkuen@rub.de

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Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

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