175 Millionen Fördergelder der DBU flossen in den Südwesten

Für eine „neue Balance zwischen den Wünschen des Einzelnen und dem, was die Erde aushält“, hatte sich unlängst Bundespräsident Horst Köhler ausgesprochen.

Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Berlin forderte das Staatsoberhaupt vor allem, in den Industrieländern „entschlossen gegenzusteuern“, um etwa die Folgen des Klimawandels möglichst erträglich zu gestalten, aber auch die Chancen deutscher Umwelttechnik als Exportschlager zu sichern und zu erhöhen. Ein Credo, das sich die DBU seit ihrer Gründung 1991 auf die Fahnen geschrieben hat. Über 6.600 Projekte wurden mit knapp 1,2 Milliarden Euro gefördert.

Im Südwesten Deutschlands wurden so 1.273 Projekte mit rund 175 Millionen Euro unterstützt: in Baden-Württemberg 683 mit 93,5 Millionen, in Hessen 386 mit 53 Millionen, in Rheinland-Pfalz 144 mit 19 Millionen und im Saarland 60 mit 9,5 Millionen Euro.

Zahlen, von denen sich DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde beeindruckt zeigte: „Aus dem Südwesten Deutschlands kamen und kommen zahlreiche innovative, umweltschonende Impulse.“ Als besonders ideenreich in den einzelnen Bundesländern erwiesen sich bisher Stuttgart (Baden-Württemberg, 19 Millionen Euro Fördergelder für 107 Projekte), Frankfurt (Hessen, 16,6; 102), und Saarbrücken (Saarland, 5; 34). In Rheinland-Pfalz muss sich Mainz (2,7; 25) knapp dem Landessieger Trier (2,8; 9) geschlagen geben.

Freiburg: Energiebewusst leben in sozialen Einrichtungen
„Energie sparen, aber richtig!“: Das ist eine der besten Möglichkeiten, gegen den Klimawandel anzusteuern. In Klassenräumen, Büros und Elektrogeschäften wird das auf verschiedene Art und Weise umgesetzt. Das Heilpädagogische Sozialwerk Freiburg im Breisgau hat eine neue Zielgruppe für das Thema im Fokus: In Zusammenarbeit mit vier sozialen Einrichtungen sollen Menschen mit Behinderungen und deren Betreuer an ein energiebewusstes Leben und einen aktiven Klimaschutz herangeführt werden. Am Ende wollen die Institutionen pro Jahr zehn Prozent weniger Energie verbrauchen. Damit dieses ehrgeizige Ziel erreicht wird, steht den Betreuern die Ingenieurfirma Gertec aus Essen zur Seite, die das Projekt konzeptionell und beratend begleitet. Die DBU fördert mit 70.000 Euro. Zentrales Element des Projektes sind die „Energiesparwochen“. Dabei wird jeden Tag ein anderer Schwerpunkt gesetzt – während es an einem Aktionstag zum Beispiel um Sonne oder Wasser geht, dreht sich der nächste um Strom und Heizung.
Dieser Ansatz ist laut Brickwedde beispielhaft: „Es gibt in Deutschland gut 700 soziale Einrichtungen dieser Art mit mehr als 240.000 betreuten Personen. Durch den Kontakt zu Eltern, Verwandten und Freunden sind diese Stätten ein besonderer Multiplikationsträger für eine energiebewusste Lebensweise. Die Form der Wissensvermittlung und das Konzept der Energiesparwochen sind eine innovative Möglichkeit, diesem Thema eine neue Zielgruppe zu erschließen.“

Kassel: Aktive Spiegelfenster lenken Tageslicht in Büros
Eine große Zielgruppe gibt es auch für ein hessisches Produkt, dessen Entwicklung von der DBU mit 350.000 Euro gefördert wurde: alle Menschen mit einem Büro-Job. Denn wenn die Sonne in die Räume lacht, dann ist das gerade im Hochsommer nicht immer vorteilhaft. Die Büros heizen sich auf, Tageslicht blendet bei der Arbeit. Häufige Konsequenz: Mitarbeiter lassen die Rollos runter und schalten ihre Lampen an. Aber Glühbirnen verbrauchen unnötig Strom – auch nach Meinung der Firma Von Waitzische Beteiligungen. Gemeinsam mit der Universität Kassel entwickelt das Unternehmen „aktive Fenster“. Winzige Spiegel zwischen der ansonsten konventionellen Doppelverglasung sollen Tageslicht gezielt in den Raum lenken, etwa an die Decke, aber ansonsten für Schatten im Büro sorgen. Die Kombination beider Effekte ist neu. „In den Räumen bleibt es taghell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung“, weiß DBU-Referent Dr. Jörg Lefèvre. Die innovative Technik helfe, bis zu 20 Prozent des elektrischen Lichtes zu sparen, Klimaanlagen zu entlasten und so die Umwelt zu schonen.

Saarbrücken: Kalksandstein kann nahezu ohne Abwasser hergestellt werden
Umweltschonend ist auch ein Projekt der Firma elementis consult aus Saarbrücken. Dort wird – gemeinsam mit den Vestischen Hartsteinwerken Schencking in Haltern und dem Institut für Umweltverfahrenstechnik der Universität Bremen – ein Verfahren entwickelt, das es möglich macht, Kalksandstein praktisch abwasserfrei zu produzieren. Vorher fiel bei der Herstellung der Steine pro Jahr eine Million Kubikmeter Abwasser an. Damit könnte man, in Literflaschen gefüllt und aneinandergereiht, die Erde zweimal umrunden. Die DBU fördert den Projekt-Part von elementis consult mit 115.000 Euro.

Mannheim: Weniger Chemikalien bei innovativer Holzlack-Beschichtung für Fensterrahmen

Zu den innovativen, kleinen und mittleren Unternehmen in Rheinland-Pfalz gehört die Firma Rhenocoll – zu diesem Schluss kamen das Wirtschaftsministerium des Landes und die Industrie-, Handels- und Handwerkskammern: Im Rahmen eines Innovationswettbewerbes erhielt der Beschichtungsspezialist mit Sitz in Mannheim und Konken (Westpfalz) den dritten Preis in der Sparte „Unternehmen“. Seit 1948 produziert Rhenocoll Lacke, Leime und Lasuren. Mit finanzieller Unterstützung der DBU von rund 240.000 Euro entwickelten die Mitarbeiter einen speziellen Holzlack, der eine ganzheitliche Flutung unter anderem von Fensterrahmen ermöglicht. Dabei werden die Hölzer nicht mit Lack besprüht oder in Farbe getaucht, sondern – vergleichbar mit einer Wachsstation in der Waschanlage – mehrfach mit dem Lack übergossen.

Das Flutverfahren ist nicht neu. Bislang war es allerdings nicht möglich, alle notwendigen Lackschichten mit dieser Technik aufzutragen. Rhenocoll gelang es in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), einen Lack für Grundierung, Zwischen- und Endschicht zu entwickeln. Gegenüber einem herkömmlichen Verfahren, in dem Holz zweimal geflutet und anschließend mit Lack im Spritzverfahren beschichtet wird, zeigt die ganzheitliche Technik deutliche Vorteile: „Dabei werden 87 Prozent weniger Lackabfall produziert und 87 Prozent weniger Energie benötigt“, bestätigt Dr. Guido Hora vom WKI. Zudem verdunsteten 78 Prozent weniger Lösemittel – so die Ökobilanz.

Ökologie und Ökonomie gehören zusammen
„Diese umwelt- und ressourcenschonende Projekte und Verfahren sind nur einige von vielen, die zeigen, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht ausschließen“, betont Brickwedde. Die Stiftung freue sich, wenn sie auch in Zukunft viele derartig hervorragende Projektideen vorgeschlagen bekomme. Denn die stärkten nicht nur der gebeutelten Umwelt den Rücken, sondern auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Die DBU fördere deshalb seit Jahren die Kreativität kleiner und mittlerer Unternehmen bei der praktischen Lösung von Umweltproblemen und gebe Anreiz für ökologische Innovationen in diesen Betrieben. Brickwedde: „Die Umweltstiftung setzt durch die Förderung umwelt- und gesundheitsfreundlicher Produktionsverfahren auf einem vorbeugenden und integrierten Umweltschutz. Sie mindert das Einstiegsrisiko für Unternehmen in umweltschonendere Produktionstechniken und fördert, was die Umwelt direkt und praktisch schützt.“ Gleichzeitig unterstütze sie Kooperationsprojekte in der Anwendung von Umwelttechnik und den Austausch von Wissen über die Umwelt zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und anderen öffentlichen oder privaten Stellen. Sie fördere Naturschutzvorhaben, die Lebensräume wildlebender Arten schützten sowie einer natürlichen, standortspezifischen Vielfalt und einer nachhaltigen Nutzung von Arten und Ökosystemen dienten.

Größte Umweltstiftung der Welt
Die DBU ist eine der größten Stiftungen Deutschlands, in Sachen Umwelt die größte der Welt. Die Stiftung vergibt zudem jährlich den mit 500.000 Euro dotierten Deutschen Umweltpreis, der zugleich der höchstdotierte Umweltpreis Europas ist.

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Weitere Informationen:

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