Felix-Wankel-Tierschutzforschungspreis für UFZ-Zelltoxikologin

Diese haben das Potenzial, Tierversuche bei der Chemikalienüberprüfung und Umweltüberwachung zu ersetzen. Der Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis wurde 1972 zum ersten Mal vergeben. Er ist mit insgesamt 30000 Euro dotiert, die in diesem Jahr jeweils zur Hälfte an Dr. Schirmer und PD Dr. med. Jürgen Biederer vom Universitätsklinikum Kiel vergeben werden.

Die Preisverleihung findet am 12. April um 18.00 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München statt.

PD Dr. Kristin Schirmer arbeitet im Bereich der Ökotoxikologie. Im Mittelpunkt Ihrer Forschungsarbeiten steht der Ersatz von Tierversuchen mit Fischen, den am häufigsten eingesetzten Wirbeltieren bei der ökotoxikologischen Risikobewertung von Chemikalien und Industrieabwässern. Sie wird für ihre neuartigen Entwicklungen und innovativen Wege zur Verbesserung der Nutzung von so genannten in vitro-Modellen für die Chemikalienüberprüfung und Umweltüberwachung mit dem Preis ausgezeichnet. Bei der Verwendung von in vitro-Modellen untersuchen die Wissenschaftler, wie Chemikalien auf isolierte Zellen, so genannte Zelllinien, von Tieren im Reagenzglas wirken. Dazu entwickelt Kristin Schirmer und ihre Arbeitsgruppe Methoden, die es ermöglichen, mit Hilfe einzelner Zelllinien von Fischen Toxizitätsstudien durchzuführen, für die man bisher stets Fische im Tierversuch benötigte.

Im Sinne des Tierschutzes sind solche Methoden von besonderer Bedeutung. Denn in den nächsten Jahren warten mehr als 20.000 chemische Stoffe auf ihre Tests auf Umweltverträglichkeit und Toxizität. Grund dafür ist eine neue Richtlinie der Europäischen Union. Diese sieht vor, dass nun auch Altchemikalien, also chemische Stoffe die schon lange im Einsatz sind aber bisher nicht getestet wurden, auf Toxizität überprüft werden müssen. Viele dieser Stoffe werden anhand von Fischen überprüft. Dadurch würde die Anzahl der Fischtests weiter steigen, da sie Voraussetzung für die Zulassung von Chemikalien im Rahmen des Chemikalien- und Pflanzenschutzgesetzes sind.

„Gemeinsam mit kanadischen Wissenschaftlern konnten wir zeigen, dass es eine Korrelation zwischen toxischen Wirkungen auf eine Zelllinie aus den Kiemen und den Gesamtfisch gibt“, sagt Kristin Schirmer. „Somit können wir mit solchen Zellkulturen, die jeweils repräsentativ für verschiedene Organe des Fisches stehen, eine Reihe von Tests durchführen, ohne dass jedes Mal ein Fisch sterben muss.“ Die Zellkulturen aus Leber, Kieme oder Darm von Fischen lassen sich inzwischen komplett im Reagenzglas, ohne weitere Verwendung von Tieren kultivieren.

„Neben meiner Forschungsarbeit liegt mir viel daran, meinen Studenten Respekt vor der Natur zu vermitteln“, sagt Kristin Schirmer. „Ich möchte sie begeistern für die vielen unbeantworteten Fragen in der Natur und ihnen aufzeigen welche Rolle sie selbst darin spielen. Gleichzeitig möchte ich sie dazu animieren eine offene, unvoreingenommene, aber auch kritische Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Entwicklungen und technischen Neuerungen einzunehmen.“

Kristin Schirmer ist Leiterin des Departments Zelltoxikologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Sie ist zugleich Assistant Professor im Department für Biologie an der Universität von Waterloo, Kanada und Privatdozentin für Umwelt- und Ökotoxikologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Den Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis gibt es seit 1972. Er ist damit der älteste seiner Art in Deutschland und wurde zum Vorbild für eine Reihe ähnlicher Preise. Seit 1985 erfolgt die Vergabe durch ein Kuratorium, in das die LMU als Institution eingebunden ist. Ihm gehören Vertreter der Felix-Wankel-Stiftung, von der Stiftung benannte Wissenschaftler und von der Tierärztlichen Fakultät bestellte Professoren an. Vorsitzender des Kuratoriums ist der Rektor der LMU. Die Felix-Wankel-Stiftung geht auf ihren gleichnamigen Gründer zurück, der den nach ihm benannten Wankel-Motor erfunden hat.

Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis:
http://www.felix-wankel-forschungspreis.de/
Hintergrundinfos zu in vitro-Tests:
http://www.ufz.de/data/hintergrund_in-vitro-tests3467.pdf
http://www.ufz.de/index.php?de=6556
UFZ-Magazin „Chemikalien in der Umwelt“:
http://www.ufz.de/index.php?de=5202
Weitere fachliche Informationen über:
Dr. Kristin Schirmer
Department Zelltoxikologie am Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ)
Telefon: 0341-235-2699
http://www.ufz.de/index.php?de=5330
sowie:
Doris Böhme/ Tilo Arnhold
UFZ-Pressestelle
Telefon: 0341-235-2278
Email: presse@ufz.de
Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ wurde 1991 gegründet und beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle/S. und Magdeburg rund 800 Mitarbeiter. Es erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften, insbesondere dicht besiedelten städtischen und industriellen Ballungsräumen sowie naturnahen Landschaften. Die Wissenschaftler des UFZ entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,2 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

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Doris Böhme UFZ-Pressestelle

Weitere Informationen:

http://www.ufz.de/index.php?de=640

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