Auszeichnungen für Katalyseforscher

Der Horst-Pracejus-Preis geht an Professor Dr. Henri B. Kagan, Emeritus Université Paris-Sud, der Carl-Duisberg-Gedächtnispreis an Professor Dr. Lukas J. Gooßen, Universität Kaiserslautern. Die beiden Chemiker erhalten die Auszeichnungen in einer Festsitzung am 12. März vom Präsidenten der GDCh.

Der Horst-Pracejus-Preis, benannt nach dem ehemaligen langjährigen Leiter des Katalyse-Forschungsinstituts in Rostock, wurde 1999 erstmals von der GDCh vergeben. Mit ihm werden Forscher ausgezeichnet, die über das Forschungskonzept Chiralität wegweisend gearbeitet haben. Chiralität, „Händigkeit“, spielt in der Chemie eine wichtige Rolle. Chirale Verbindungen sind in ihrer Struktur zueinander spiegelbildliche Substanzen (Enantiomere), vergleichbar unseren beiden spiegelbildlichen Händen. Enantiomere können deutlich unterschiedliche Wirkungen entfalten. Das Beispiel des Pharmapräparats Contergan hat gezeigt, welch verheerende Wirkung das „falsche“ Spiegelbild haben kann.

Henri B. Kagan hat der asymmetrischen Katalyse, bei der ein chiraler Katalysator die Reaktion beschleunigt und in eine Richtung zwingt, neue entscheidende Impulse gegeben. An seinen Arbeiten orientierten sich auch viele andere Chemiker mit Erfolg. In der organischen Stereochemie, der metallorganischen Chemie und der Katalyse kam es durch Kagans Arbeiten zu grundsätzlich neuen Erkenntnissen Heute spielen enantioselektive Synthesen beispielsweise von pharmazeutischen Wirkstoffen eine zentrale Rolle.

Kagan hat in der Zeit von 1967 bis 2005 aus der ganzen Welt 25 bedeutende Auszeichnungen erhalten, darunter 1991 von der GDCh die August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze, die an herausragende ausländische Chemiker verliehen wird. Kagan, heute 76 Jahre alt, begann seine Karriere 1954 am Centre National de la Recherche Scientifique. 1968 kam er als Assistent-Professor an die Université Paris-Sud, wo er 1973 zum Ordentlichen Professor ernannt wurde. Noch heute ist das Laboratoire de Catalyse Moléculaire an dieser Universität seine Dienstanschrift.

Lukas J. Gooßen ist ein deutlich jüngerer Vertreter seiner Zunft. Geboren 1969 in Bielefeld, hat er schon mit seiner Dissertation zu einem Katalysethema bei Professor Dr. Wolfgang A. Herrmann an der TU München (1997) auf sich aufmerksam gemacht. Nach einem Postdoktorandenaufenthalt am renommierten Scripps Research Institute in den USA übernahm er die Stelle eines Laborleiters in der Zentralen Forschung der Bayer AG. Trotz großer Erfolge dort – mehrere Patente innerhalb von 14 Monaten – wechselte er 2000 in eine akademische Laufbahn. Vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr (Habilitand bei Professor Dr. Manfred T. Reetz) wurde er 2005 an die Universität Kaiserlautern berufen.

Den Carl-Duisberg-Gedächtnispreis der GDCh, der herausragende jüngere Wissenschaftler auszeichnet, erhält Gooßen vor allem für die Entwicklung neuartiger katalytischer Systeme, die im Trend einer effizienteren Chemie liegen: sie sind atomökonomisch und ressourcenschonend – also umweltfreundlich. Gooßen arbeitete vor allem an Palladium-katalysierten Reaktionen und Verfahren. Seine Arbeiten wurden in angesehenen Zeitschriften wie der Angewandten Chemie und Science veröffentlicht. Weil er sich nicht scheute, „dicke Bretter zu bohren“, weil er das Gebiet der homogenen Katalyse bereits entscheidend bereichert hat und als Ansporn für seine weiteren Arbeiten wird Gooßen von der GDCh in Halle ausgezeichnet.

Drei weitere junge Wissenschaftler werden in Halle geehrt, und zwar mit dem Jahrespreis der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren für Chemie (ADUC): Dr. Lutz Ackermann, der im Februar seine Habilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität, München, abgeschlossen hat, arbeitet schwerpunktmäßig an der Entwicklung von Metallkatalysatoren, die es beispielsweise ermöglichen, Umsetzungen an wenig reaktiven C-H-Bindungen vorzunehmen. Die beiden anderen ADUC-Preisträger befassen sich nicht mit katalytischen Themen. Dr. Anke Krüger, Habilitandin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, arbeitet über neuartige Kohlenstoffmaterialien und referiert in Halle zum Thema „Diamantchemie – weiche Hülle, harter Kern“. PD Dr. Sebastian Schlücker habilitierte sich Ende vergangenen Jahres an der Julius-Maximilians-Universität, Würzburg, mit dem Thema „Bildgebung und Schwingungsspektroskopie in Biomedizin und Biophysikalischer Chemie“.

Über eine hohe Auszeichnung in Halle, die Verleihung der GDCh-Ehrenmitgliedschaft an Professor Dr. Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, berichtete der Pressedienst der GDCh bereits in seiner Ausgabe 04/07.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 27.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie vergibt zahlreiche international angesehene Preise, so den Horst-Pracejus-Preis, der als Zeichen für die Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Leistungen in der DDR von der GDCh eingerichtet wurde. Mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis wird die Erinnerung an einen der bedeutendsten Industriechemiker wachgehalten. Der Preis wurde nach Duisbergs Tod 1935 von der IG Farbenindustrie beim Verein Deutscher Chemiker, eine der beiden Vorgängerorganisationen der GDCh, zur Förderung des akademischen Nachwuchses eingerichtet.

Kontakt:
Dr. Renate Hoer
Gesellschaft Deutscher Chemiker
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Fax: 069/7917-307
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