Hoch dotierter Wissenschaftspreis verliehen

Die am Mannheimer Universitätsklinikum beheimatete Lesser-Loewe-Stiftung hat einen mit 10.000 Euro dotierten Wissenschafts-preis ins Leben gerufen und jetzt erstmals verliehen. Der Direktor des Instituts für Klinische Chemie am Universitätsklinikum, Professor Dr. Michael Neumaier, zeichnete in seiner Eigenschaft als Stiftungsvorsitzender den Diabetes-Experten Professor Dr. Jens C. Brüning mit dem Lesser-Loewe-Wissenschaftspreis 2006 aus.

Professor Brüning ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Genetik an der Universität Köln. Er geht unter anderem der Frage nach, über welche Signalwege im Nervensystem das Bauchspeicheldrüsenhormon Insulin an der Balance zwischen Nah-rungsaufnahme und Energieabgabe beteiligt ist – ein spannendes Aufgabengebiet, das langfristig unter anderem Perspektiven zur Behandlung des Übergewichts aufzeigen könnte, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Folgeerkrankungen des Überge-wichts eine zunehmend große gesundheitsökonomischen Herausforderung darstellen. Außerdem befasst sich Professor Brüning mit krankhaften Veränderungen der Blutgefäße, die auf Diabetes mellitus – also auf die „Zuckerkrankheit“ – zurückzuführen sind.

Die Auszeichnung eines Insulin-Spezialisten ist kein Zufall: Denn der Arzt und Chemiker Ernst Lesser, der 1910 als erster Direktor das gerade gegründete Hauptlaboratorium der Städtischen Krankenanstalten in Mannheim leitete, gilt als einer der Väter der Erforschung des Diabetes. Zu dieser Erkrankung kommt es bekanntlich, wenn die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produ-ziert und damit dem Körper ein entscheidender Baustein zur Regulierung des Blutzuckerspiegels fehlt. Lesser experimentierte damals mit einem Extrakt aus der Bauchspeicheldrüse, mit dem er erste Erfolge bei der Normalisierung des Blutzuckerspiegels verzeichnen konnte. Seine Zurückhaltung vor einer allzu raschen Publikation dieser Ergebnisse sowie der Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten dazu, dass die Amerikaner Best und Banting schließlich als „Entdecker“ des Insulins die Nase vorn hatten und dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden.

Die diesjährige Preisverleihung fand im Rahmen des Lesser-Loewe-Kolloquiums statt, einer seit vielen Jahren am Universitätskli-nikum Mannheim durchgeführten und vom Institut für Klinische Chemie organisierten wissenschaftlichen Vortragsreihe. Die weit zurück reichende Tradition der Lesser-Loewe Kolloquien zeigt sich unter anderem daran, dass Professor Brüning der 366. Exper-te war, der dort seine Forschungsergebnisse vorstellte und mit seinen Kollegen diskutierte.

Der Lesser-Loewe-Wissenschaftspreis unterstreicht nicht nur die Sachkunde des Mannheimer Instituts für Klinische Chemie auf seinem Fachgebiet, sondern er dokumentiert darüber hinaus, wie nachhaltig die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg den medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt fördert und mitträgt. Die Stiftung (http://www.lesser-loewe-foundation.de) wird ihren Wissenschaftspreis künftig alle zwei Jahre für hervorragende wissenschaftliche Leistung auf dem Gebiet der Pathobiochemie und molekularen Diagnostik in der Laboratoriumsmedizin vergeben. Im Rhythmus dieser Biennale finden die Jahrestagungen der „Deutschen vereinten Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin“ (DGKL) in Mannheim statt.

Media Contact

Klaus Wingen idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Zebrafinken-Küken brabbeln nicht ohne Grund

Wenn Babys sprechen oder Vögeln singen lernen, greift das gleiche Prinzip: Zuhören und dann nachahmen. So wird aus anfänglichem Gebrabbel das erste Wort oder Lied. Zebrafinken-Küken merken sich zunächst den…

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Partner & Förderer