Mit Viagra kam der Durchbruch

Professor Dr. med. Dr. h. c. Eberhard Nieschlag wurde von der American Society of Andrology zum „Distinguished Andrologist“ ernannt.

Damit erhält der Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) die weltweit höchste Auszeichnung, die auf dem Gebiet der Andrologie erlangt werden kann. Die Amerikanische Gesellschaft für Andrologie vergibt den Preis seit 1976 jährlich für „herausragende Leistungen zum Fortschritt auf dem Gebiet der Andrologie“, und unter den 31 bisherigen Preisträgern befinden sich nur fünf Nicht-Amerikaner.

Der 66-jährige Nieschlag wird den Preis im April in Florida entgegen nehmen. Ein Androloge ist das Pendant zum Frauenarzt – also ein „Männerarzt“. Dass sich angehende Ärztinnen und Ärzte zu einem „Männerheilkundler“ ausbilden lassen können, ist erst seit einem Jahr möglich – und zu einem großen Teil auch Nieschlag zu verdanken.

Erst seit Männer wissen, dass die Probleme, die sie haben, auch einen Namen haben, dass sie keine Ausnahmeerscheinung sind, sondern weit verbreitet – erst seitdem reden sie auch darüber. Wenn der Testosteronspiegel bei Männern nachlässt, können sie depressiv werden, können unter Muskel- und Knochenschwund leiden und unter Potenzstörungen.

„Alles, was den Mann zum Mann macht, nimmt dann ab“, so Nieschlag. Da es aber für diese körperlichen Veränderungen keine oder nur unzureichenden Behandlungskonzepte gab, wurde auch nicht darüber geredet. Während die Wechseljahre bei Frauen längst allgemein akzeptiert waren, durften sich Männer mit Schweißausbrüchen und Stimmungsschwankungen noch lange nicht verstanden fühlen.

Geschweige denn, auf Medikamente hoffen. Unter Nieschlags Führung wurden neue Testosteronmedikamente entwickelt, die eben nicht mehr „wie eine Bombe“, so Nieschlag, wirkten, sondern feiner dosiert und individueller verabreicht werden konnten.“Der Durchbruch für die Andrologie und damit für die spezifischen Probleme von Männern kam mit Viagra“, blickt Nieschlag zurück. Seit Viagra wissen Männer, dass Erektionsstörungen etwas Alltägliches sind. Und dass Ihnen geholfen werden kann. Seitdem rückt auch der „alternde Mann“ noch mehr in den Fokus der Wissenschaft. „Denn früher wurden Männer einfach nicht so alt“, erzählt Nieschlag. Und so arbeitet Nieschlag, der 1941 in Bad Godesberg geboren wurde, schon lange an der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen.

Auf der einen Seite trägt er dazu bei, die Männer aus dem Klischee „immer potent, immer stark, immer gesund“ zu entlassen, auf der anderen Seite gibt er ihnen die Möglichkeit, in einem Bereich Verantwortung zu übernehmen, der bislang den Frauen vorbehalten war: Bei der Verhütung. Mit seiner Forschung an der Pille für den Mann hat sich Nieschlag einen weit reichenden Ruf erworben. Nach vierzig Jahren Pille für die Frau sei die Bereitschaft unter den Männern nun da, bewusst Verantwortung für die Familienplanung zu übernehmen.

Kontakt:
Simone Hoffmann
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Universitätsklinikum Münster (UKM)
Telefon: 0251/83-22115
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Simone Hoffmann Universitaet Muenster

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