"Stefan Engel Wissenschaftspreis" 2006 für stationäre Kinderschmerztherapie

Etwa 250.000 Kinder in Deutschland leiden an chronischen Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Tumorschmerzen, rheumatischen Schmerzen oder anderen Schmerzen. Wenn ein Kind wegen dauernder starker Schmerzen häufig nicht zur Schule gehen kann, wenn ambulante Behandlungsangebote nicht mehr ausreichen, greift das Dattelner Stationäre Schmerzkonzept:

Die Spezialisten der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, einer kooperierenden Klinik der Universität Witten/Herdecke, haben ein dreiwöchiges, stationäres Therapieprogramm entwickelt, in das auch die Familien der betroffenen Kinder einbezogen sind. Eine Befragung der Patienten bis zu zwei Jahre nach ihrer Entlassung zeigte jetzt, dass der Ansatz wirkt: Die Schmerzstärke sinkt dauerhaft, das subjektive Wohlbefinden steigt, Schulfehlzeiten gehen zurück. „Normalerweise werden die Schmerzen bei diesen Kindern, wenn sie heranwachsen, chronisch. Wir hoffen, dass unsere Therapie das verhindern kann“, fasst Studienleiter Diplom-Psychologe Michael Dobe zusammen.

Diese Ergebnisse überzeugten auch die Juroren des „Stefan Engel Wissenschaftspreis“ 2006 der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. Anläßlich ihrer 58. Jahrestagung in Mainz verliehen sie die Stefan Engel Medaille und den mit 5000 Euro dotierten Stefan Engel Preis an das Schmerzteam aus Datteln.

Ambulante Therapien wirken bei Kindern mit mäßig chronifizierten Schmerzen gut, wenn psychologische Schmerztherapie und Medikamente kombiniert werden wie z.B. bei der Vorbeugung gegen Migräne. Für einen Teil der betroffenen Kinder reicht aber ein ambulantes Angebot nicht aus: Sie leiden stark an extremen Schmerzen und fehlen dann häufig in der Schule. Diesen Kindern kann das „Dattelner Stationäre Schmerzkonzept für Kinder/Jugendliche mit chronischen Schmerzen“ helfen. Die Kinder werden drei Wochen in der Vestischen Kinderklinik von einem Team aus Ärzten, Psychologen und Pflegepersonal behandelt.

Es finden drei bis vier einzeltherapeutische Termine sowie ein familientherapeutischer Termin pro Woche statt. Ab der zweiten Woche kommen Belastungserprobungen in der Klinik hinzu, welche je nach Ziel (z.B. Schulbesuch in der Heimatschule) ein bis drei Tage dauern. Während der Behandlung besuchen die Kinder die klinikeigene Schule für Kranke. Die Kosten der Behandlung werden nur in Teilen von der Krankenkasse getragen. Die wissenschaftliche Begleitung der Behandlung und große Teile der Therapie können nur dank der dauerhaften Unterstützung der Vodafone Stiftung Deutschland stattfinden. Nach nunmehr zweijährigem Untersuchungszeitraum, in dem die jungen Patienten auch nach der Entlassung immer wieder nach ihrem Befinden befragt wurden, können die Forscher um Priv.-Dozent Dr. Boris Zernikow, dem Chefarzt der Abteilung, eine stabile Verbesserung und ein Absinken der Schmerzwerte feststellen: „Unsere Daten zeigen erstmals die Langzeiteffektivität einer stationären multimodalen Schmerztherapie bei Kindern mit chronischen Schmerzen“, so Psychologe Dobe anlässlich der Preisverleihung.

Weitere Informationen unter Priv.-Doz. Dr. Boris Zernikow, Chefarzt, Vodafone Stiftungsinstitut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Vestische Kinder- und Jugendklinik – Univ. Witten/Herdecke, Dr.-Friedrich-Steiner-Str. 5, 45711 Datteln, Tel 02363-975-180, Fax 02363-64211, E-Mail: Boris.Zernikow@t-online.de

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Dr. Boris Zernikow Universität Witten/Herdecke

Weitere Informationen:

http://www.uni-wh.de

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