Bill Gates fördert zentrale Kryobank im Saarland

Trotz aller Fortschritte in der AIDS-Forschung und bei der Behandlung von HIV-Infektionen breitet sich das tödliche AIDS-Virus immer weiter aus. Ein Impfstoff existiert trotz jahrzehntelanger Forschung immer noch nicht. Dies liegt unter anderem an der ausgeprägten Anpassungsfähigkeit dieser Viren, deren Wandlungsfähigkeit mittlerweile zur Verbreitung zahlreicher Virusvarianten auf der Welt geführt hat, und an ihrer Vermehrung in den Zellen des Immunsystems der Infizierten. Unerlässlich für die Forschung und Impfstoffentwicklung ist daher eine Sammlung von HI-Virenstämmen.

Diese immer wertvoller und umfangreicher werdenden Virensammlungen sind zur Zeit stark dezentral verteilt und technologisch unzureichend standardisiert. Der Vorstoß eines internationalen Konsortiums ist es nun, eine zentrale HIV-Bank in Form einer beispielgebenden, modernen Kryobank zu konzipieren und zu errichten. In dieser HIV-Bank sollen Viren und Zellen des Immunsystems sowie andere daraus abgeleitete Reagenzien bei Temperaturen von etwa minus 200 °C perfekt konserviert werden und jederzeit abrufbar sein.

Die Kryotechnologie des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik IBMT unter der Leitung von Professor Günter Fuhr im Saarland bietet für den Aufbau dieser einzigartigen zentralen Kryobank beste Voraussetzungen. Die Technologieplattform zeichnet sich dadurch aus, dass die biologischen Proben in kleinsten geschlossenen Substraten abgelegt werden, die die Entnahme einzelner Probenteile bei tiefsten Temperaturen erlauben. Der Vorteil ist, dass der Rest der wertvollen Probe kalt und damit sicher aufbewahrt bleibt. Ein weiteres Glied in der Kette der Kryobank-Entwicklung des Fraunhofer IBMT bilden tieftemperaturtaugliche elektronische Speicherchips, die fest mit der Probe verbunden sind. Sie lassen sich auch noch bei minus 180 °C lesen und beschreiben. In den Kryotanks liegen damit unverwechselbar mit jeder Probe verbunden noch einmal die Informationen der zentralen Datenbank portionsweise dezentral vor. Eine falsch abgelegte Probe würde z.B. durch die permanente Kommunikation der zentralen Datenbank mit den tiefkalten Chips in den 2 m hohen Kryobehältern automatisch erkannt und korrigiert werden.

Diese Technologie setzt Standards nicht nur für die HIV-Ablage. Sie ist zugleich ein Kernelement des gerade beginnenden Zellbankings im Zusammenhang mit Stammzellen und deren Nutzung für die Regenerative Medizin. Die saarländischen Forscher sind derzeit weltweit führend in diesem Feld der zukünftigen Biotechnologie. Der Aidsforscher Dr. Hagen von Briesen und sein Team am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik werden daher von der Bill und Melinda Gates Stiftung für ihre Arbeit und für ihren Einsatz an der Technologieentwicklung, die der AIDS-Impfstoffforschung zugute kommen soll, mit 7,5 Millionen Dollar gefördert. Die Universität des Saarlandes ist über den Virologen Prof. Dr. Andreas Meyerhans in diesem Projekt beteiligt. Das saarländische Wirtschaftsministerium fördert das Projekt mit weiteren 500.000 €, die Fraunhofer Gesellschaft mit 1,15 Millionen €.

In enger Zusammenarbeit mit sieben internationalen Partnern wird am Fraunhofer IBMT in Kürze mit der Installation sowie mit der Erfassung und der Konservierung von Proben begonnen. Auf die Proben und die daraus gewonnen wichtigen biologischen Primärdaten für die Bioinformatik können dann Wissenschaftler aus aller Welt zugreifen.

Kontakt:
Prof. Dr. Günter R. Fuhr
Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT
Ensheimer Straße 48
66386 St. Ingbert
Tel. +49 (0) 68 94/9 80 – 1 00
E-Mail: guenter.fuhr@ibmt.fraunhofer.de

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