Was kostet uns das Sterben von Bibliotheken?

Innovationspreis an Potsdamer Informationswissenschaftlerin für Studie zur Wertschöpfung durch Bibliotheken

Mit einer empirischen Studie zum Wert der Bibliotheken geht die Diplom-Bibliothekarin Sandra Blanck neue Wege zur Verdeutlichung von Funktion und Aufgaben von Bibliotheken. Im Ergebnis ihrer Arbeit kann sie am Beispiel des Bezirks Berlin-Mitte zeigen, dass mit jedem in die Stadtbibliotheken investierten Euro 5,60 Euro „Gewinn erwirtschaftet“ wird. Ihre Kosten-Nutzen-Analyse ist die erste dieser Art in Deutschland und kommt zu vergleichbaren Ergebnissen wie Studien, die seit einiger Zeit in anderen Ländern durchgeführt werden. Sandra Blanck wird dafür mit dem mit 1000,- Euro dotierten B.I.T.-Online-Innovationspreis ausgezeichnet.

Der Innovationspreis wird seit 1999 von der renommierten Fachzeitschrift B.I.T-Online und der Kommission für Ausbildung und Fortbildung des „Berufsverbandes Information Bibliothek“ (BIB) bundesweit ausgelobt. Er wird für hervorragende Diplomarbeiten und innovative Studienprojekte vergeben, die in die Berufswirklichkeit übertragbar sind. Die ausgezeichneten Arbeiten werden in der Schriftenreihe „B.I.T.-Online innovativ“ veröffentlicht. Nach Sabine Rauchmann (2003) und Sabine Günther (2005) wird damit bereits zum dritten Mal eine Absolventin der Fachhochschule Potsdam mit diesem Preis ausgezeichnet.

In ihrer Studie untersuchte Sandra Blanck anhand einer repräsentativen Befragung von Nutzern der Stadtbibliotheken in Berlin Mitte, welche wirtschaftlichen Vorteile sich durch die Bibliotheksnutzung für den Einzelnen ergeben. Über die Hälfte aller Befragten gaben an, dass ihnen die Bibliotheksangebote konkret helfen, in ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit produktiver zu sein. Die Kosten für Alternativen zur Nutzung der Bibliotheksangebote würden sich auf über 200,- Euro pro Nutzer summieren – die die meisten aber nicht ausgeben würden bzw. könnten. Bei einer durchschnittlichen „Zeitinvestition“ von 68 Minuten pro Bibliotheksbesuch ergibt sich (konservativ gerechnet), dass der Bibliotheksaufenthalt den Besuchern über 6,8 Millionen Euro wert ist.

Anlässlich der Übergabe des Preises auf dem 95. Deutschen Bibliothekartag am 22. März in Dresden an die Absolventin des Studiengangs Bibliothekswissenschaft der Fachhochschule Potsdam sagte Professor Hans-Christoph Hobohm vom Fachbereich Informationswissenschaften: „Es wird höchste Zeit, dass wir in Deutschland verstehen lernen, was es kostet, auf bibliothekarische Dienstleistungen verzichten zu wollen bzw. nicht in Bibliotheken zu investieren. Andere Länder, die im Hinblick auf Bildung und wirtschaftliche Entwicklung besser dastehen, wie Finnland, Großbritannien oder auch innerhalb Deutschlands z.B. Baden-Württemberg, haben dies schon lange verstanden und in die Tat umgesetzt. Man sollte sich auch ein Beispiel nehmen bei erfolgreichen Unternehmen, die mittlerweile wissen, dass ihnen das Wissensmanagement durch die Unternehmensbibliothek einen 10- bis 40-fachen „return on investment“ bringt.“

Kontakt: Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm, Tel. 0331 580 1514, 0179 2164198, hobohm@fh-potsdam.de; Internet: informationswissenschaften.fh-potsdam.de

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Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm FH Potsdam

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