Aachen, Braunschweig und Freiburg im Finale um "Stadt der Wissenschaft 2007"

Stifterverbands-Jury tagte heute in Bonn

Aachen, Braunschweig und Freiburg i.Br. sind die drei Finalistenstädte im Stifterverbands-Wettbewerb um die Auszeichnung „Stadt der Wissenschaft 2007“. Das ist das Ergebnis der heutigen ersten Sitzung der Jury, die über insgesamt zehn Bewerbungen zu entscheiden hatte. Die drei Finalistinnen, so die Jury, seien den Anforderungen an eine Wissenschaftsstadt durch ihre professionellen Konzepte in besonderer Weise gerecht geworden. „Hier haben sich drei Bewerber aufgemacht, die in ihrer Stadt das Thema Wissenschaft mit großem Engagement nachhaltig in die Köpfe bringen wollen“, sagte der Juryvorsitzende und Generalsekretär des Stifterverbandes, Andreas Schlüter, heute in Bonn. Die Jury, mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Medien, wird nun am 27./ 28. März 2006 in Dresden endgültig darüber entscheiden, wer den Titel im Jahr 2007 tragen darf. Dazu müssen die Finalistinnen ihre Konzepte ausführlich vor der Jury präsentieren.

Die Jury beurteilte die Bewerbungen nach folgenden zehn Kriterien:

1. Vielfalt der geplanten Aktivitäten 2. Zielgruppenorientierung 3. Originalität des Konzepts 4. Interdisziplinäre Aktivitäten 5. Kooperationen zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 6. Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft 7. Kooperationen zwischen Wissenschaft und Kunst/Kultur 8. Realisierbarkeit 9. Nachhaltiger Aufbau des Netzwerkes 10.Interesse der Stadt Die zehn Bewerber-Städte im Kurz-Urteil der Jury:

Aachen:

Die Bewerbung Aachens verbindet Geschichte und aktuelle Herausforderungen, wie sie auch im aktiv gesteuerten Strukturwandel dieser Region sichtbar werden. Der europäische Akzent gibt der Bewerbung ein besonderes Profil. Einzelideen wie „Bauhaus Europa“ und „SuperC“ sind von besonderer Originalität und verfügen über ein beeindruckendes Investitionsvolumen. Positiv ist die Vernetzung mit dem Forschungszentrum Jülich. Ein Manko der Bewerbung ist die geringe Bedeutung von Kunst und Kultur.

Braunschweig:

Braunschweig hat als Wissenschaftsstadt überregional eher geringen Bekanntheitsgrad. Das innovative Konzept zur Stadt der Wissenschaft wäre ein zentraler Schub für den Standort. Die Vermarktung als Kochbuch „Ideenküche Braunschweig“ ist originell und dürfte auch den normalen Bürger ansprechen. Die Bewerbung überzeugt auch mit intensivem, auf Nachhaltigkeit angelegtem Networking. Insgesamt betrachtet eine sehr originelle Bewerbung.

Cottbus:

Die Wissenschaftslandschaft in Cottbus ist im Vergleich mit allen anderen Bewerberinnen noch sehr jung. Die Darstellungen sind durchaus überzeugend, allerdings ist die Entwicklung des Parkgedankens („Wissenschaftspark Lausitz-Spreewald“) eher bemüht als überzeugend. Die vorgeschlagenen Projekte sind nur in einzelnen Ausnahmen („Wissenschaftskahn Spreewald“) innovativ.

Erlangen:

Erlangen ist sowohl in der Forschung wie in Transfer und Anwendung Weltspitze, schöpft sein riesiges Potenzial aber mit der Bewerbung bei weitem nicht aus. Die Bewerbung zeigt eine besonders engagierte Bürgerschaft und Unternehmen (Siemens/ v. Pierer-Unterstützung). Die Bewerbung kommt jedoch kaum über die Beschreibung des – zweifellos beeindruckenden – Status Quo hinaus, so dass schwer erkennbar wird, welchen Mehrwert das Label „Stadt der Wissenschaft“ haben würde. Das Konzept ist wenig visionär und emotionslos.

Frankfurt a. M.:

Frankfurt wählt den Weg, durch den Aufbau neuer Austausch- und Kommunikationsinstrumente Vernetzung und Wissen in der Region zu bündeln. Die Rolle der Stadt bleibt dabei allerdings diffus. Insgesamt fällt die Bewerbung im Vergleich zu den Mitbewerbern deutlich ab. Sie ist zu stark auf neue Medien abgestellt, es existiert nur ein geringes Spektrum konkreter Aktivitäten.

Freiburg i. Br.:

Freiburg präsentiert sich als Wissenschaftsstadt mit reicher Geschichte und hohem Anspruch, aber auch moderner Dynamik und guten Ideen („Wissenschaft im Wartezimmer“). Die Bewerbung glänzt auf hohem Niveau durch eine beeindruckende Vielfalt von Aktivitäten, die maßgeschneidert für die jeweiligen Zielgruppen sind. Außergewöhnlich ist auch die Betonung von Ethikfragen in der Wissenschaft. Auch in dieser Bewerbung überzeugt die europäische Ausrichtung mit der optimalen Nutzung des Dreiländerecks. Eine Schwäche ist allerdings, dass die Stadt ihr Potenzial in den Technikwissenschaften (z.B. Fraunhofer-Institute) nicht ausgeschöpft hat.

Garbsen:

Eine mutige Bewerbung der kleinsten Bewerberstadt mit 63.000 Einwohnern. Dem insgesamt zu wenig innovativen Maßnahmenkatalog fehlt allerdings die klare Zielgruppenzuordnung. In Teilen erinnert die Bewerbung an eine Standortbroschüre, der es nur in Ansätzen um die Ziele des Wettbewerbs geht.

Gießen:

Die Bewerbung der Stadt Gießen stellt ein fortgeschrittenes und ausgefeiltes Konzept dar, wie Wissenschaft in Stadt, d.h. Kultur, Kunst, Bevölkerung, Stadtentwicklung und -erleben integriert werden kann. Der Bereich „Kunst und Kultur“ in der Bewerbung ist überragend, allerdings scheint die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft weniger stark ausgeprägt und zu wenig nachhaltig zu sein. Die Idee von der „Stadt als Labor“ ist nicht gerade neu, allerdings gibt es eine Vielzahl sehr guter, ausgefallener Ideen („Wissenschaft und Humor“). Insgesamt erreicht die Bewerbung nicht ganz das Niveau der besten Mitbewerber.

Ingolstadt:

Die Bewerbung der jungen, aufstrebenden Wissenschaftsstadt Ingolstadt bleibt weitgehend deskriptiv und beschreibt die Erfolge ausgewählter Institutionen. Übergreifende Themen als Grundlage für eine Vision oder Strategie zur Stadt der Wissenschaft fehlen weitgehend.

Metropole Ruhr:

Die bezüglich der Region (vier Städte) größte Bewerbung besticht durch eine imponierende Zahl der geplanten, insbesondere der (inter)kulturellen Aktivitäten mit starker Breitenwirkung. Die Bewerbung ist allerdings zu gigantisch geraten, oft stehen schiere Größe und Quantität im Vordergrund. Der Zusammenschluss von vier Städten bringt in der Bewerbung aber keinen Zuwachs an neuen Ideen und Originalität. Insgesamt entwickelt die Metropole Ruhr aus ihrem gemeinsamen Auftritt zu wenige gemeinsame Kräfte. Es fehlt das deutliche Plus, das sich aus dem Verbund mehrerer Städte gegenüber Einzelbewerbungen ergeben müsste. Die Kooperation mit der Wirtschaft und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist in der Bewerbung eher gering ausgeprägt, wie überhaupt die Vernetzung der Akteure in der Bewerbung schwer zu fassen ist.

Mitglieder der Jury sind:

Vorsitz: Schlüter, Dr. Andreas Generalsekretär Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen

Fänger, Dr. Helge Vorstandsvorsitzender, Serumwerk Bernburg AG, Bernburg

Fischer-Lichte, Professor Dr. Erika Institut für Theaterwissenschaften, Berlin

Frieß, Dr. Peter Zeigerzeit, München

Geiger, Professor Dr. Andreas Rektor der Hochschule Magdeburg-Stendal, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, Bonn

Kienbaum, Dipl.-Kfm. Jochen Vorsitzender der Geschäftsführung Kienbaum Consultants International GmbH, Gummersbach

Kreuzburg, Dr. Joachim Vorstandsvorsitzender, Sartorius AG, Göttingen

Lattmann, Jens Beigeordneter, Deutscher Städtetag, Berlin

Menacher, Dr. Peter Oberbürgermeister a.D., Augsburg

Schneider, Inka Journalistin und Moderatorin, Norddeutscher Rundfunk, Hamburg

Sentker, Andreas Ressortleiter DIE ZEIT, Redaktion Wissen, Hamburg

Wahlster, Professor Dr. rer. nat. Dr. h.c. Wolfgang Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Saarbrücken

Wansleben, Dr. Martin Hauptgeschäftsführer Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Berlin

Yogeshwar, Dipl. Phys., Ranga Leiter Redaktionsgruppe Wissenschaft, WDR Köln

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft entwickelt Förderprogramme und unterstützt Initiativen, die exemplarisch zur Lösung von strukturellen Problemen in Hochschule und Wissenschaft beitragen. Der Stifterverband versteht sich als unkonventionelle Ideenschmiede in einem überbürokratisierten Wissenschaftssystem. Er vereint rund 3000 Unternehmen, Unternehmensverbände und Privatpersonen. Für seine Programme stehen dem Stifterverband im Jahr rund 30 Millionen Euro an gemeinnützigen Spenden zur Verfügung. Als Treuhänder betreut er eine stetig wachsende Zahl privater Stiftungen, derzeit rund 360 mit einem Stiftungskapital von 1,7 Milliarden Euro und einer jährlichen Fördersumme von über 100 Millionen Euro.

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Michael Sonnabend presseportal

Weitere Informationen:

http://www.stifterverband.de

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