BMBF fördert innovative Medizintechnik mit drei Millionen Euro

Gewinner des Wettbewerbs für Medizintechnik 2005 ausgezeichnet

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat am Mittwoch die zehn Sieger des diesjährigen „Innovationswettbewerbes zur Förderung der Medizintechnik“ bekannt gegeben. Mit dem Preisgeld von insgesamt drei Millionen Euro sollen die innovativen Forschungsideen als Produkt marktreif werden. Darunter ist etwa ein Sehtest, mit dem die individuell passende Sehhilfe simuliert werden kann, ein extrem haltbarer bioaktiver Knochenzement für die Verankerung von Implantaten im Körper oder ein Chip, der durchtrennten Nervenzellen im Rückenmark beim Zusammenwachsen helfen soll. An dem Wettbewerb hatten sich 103 Teams mit ihren Ideen beteiligt.

Das BMBF unterstützt mit dem Innovationswettbewerb seit 1999 zukunftsweisende Forschungs- und Entwicklungsideen in der Medizintechnik. Dadurch sollen technische und wirtschaftliche Innovationsbarrieren überwunden werden und wichtige Forschungsergebnisse schneller in die medizinische Versorgung gelangen. Zusätzlich werden die Stärken Deutschlands auf dem Gebiet der Medizintechnik weiter ausgebaut.

Folgende zehn Projekte wurden beim Innovationswettbewerb 2005/2006 am Mittwoch, den 16.November 2005, auf der MEDICA ausgezeichnet:

Metastasen früher erkennen

Wissenschaftler des Nanobiotechnologie-Unternehmens XanTec bioanalytics GmbH in Münster haben ein neues System zur Zellseparation und -anreicherung entwickelt. Es spürt gezielt Krebszellen auf, die sich vom Ursprungstumor gelöst und im Körper verteilt haben. Zusammen mit dem Team von Professor Burkhard Brandt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wollen die Münsteraner so die Früherkennung von Metastasen sowie die Vorhersage und die Überwachung des Therapieerfolgs verbessern.
Ansprechpartner:
Erk Gedig, XanTec bioanalytics GmbH, Tel.: 0251/987-6948, E-Mail: gedig@xantec.com
Professor Burkhard Brandt, Institut für Tumorbiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Tel.: 040/42803-7495, E-Mail: bu.brandt@uke.uni-hamburg.de

Implantate sicher im Körper verankern

Implantate wie künstliche Hüftgelenke werden häufig mit Zement im Knochen fixiert. Trotzdem können sie sich lockern und müssen im Rahmen einer neuen Operation gewechselt werden. Ein neuartiger Knochenzement soll das Problem lösen: Der Zement verändert beim Aushärten seine Oberfläche so, dass das Knochengewebe des Patienten mit ihm verwachsen kann. Dr. Berthold Nies und seine Kollegen von der InnoTERE GmbH in Dresden wollen nach weiteren Laboruntersuchungen den bioaktiven Zement bald im lebenden Organismus einsetzen und untersuchen.
Ansprechpartner:
Dr. Berthold Nies, InnoTERE GmbH, Tel.: 0170/3504952,
E-Mail: berthold.nies@innotere.de

Laserstrahl unterbindet Chaos im Herzvorhof

Das Team von Dr. Kai Markus von der Vimecon GmbH in Alsdorf entwickelt eine innovative Kathetertechnologie, die helfen soll, Vorhofflimmern dauerhaft zu beheben. Kernstück des neuen Verfahrens ist ein Laser, der in einem Katheter steckt: Der Laser lenkt die chaotischen elektrischen Impulse in den Herzvorhöfen wieder in geordnete Bahnen, indem er kleine Verletzungen in die Wand des Vorhofs brennt. Weil die elektrischen Erregungen im Vorhof die so entstandenen künstlichen Barrieren nicht überwinden können, wird ihre chaotische Ausbreitung verhindert. Bislang wurden diese kleinen Verletzungen mithilfe von Katheter und Hochfrequenzstrom erzeugt. Dieses Verfahren führte allerdings häufig zu Komplikationen.
Ansprechpartner:
Dr. Kai Markus, Vimecon GmbH, Tel.: 02404/552632, E-Mail: info@vimecon.com

Das Blut entgiften – effizient und kostengünstig

Nanopartikel sollen das Blut von Patienten mit Leberversagen künftig effizient und kostengünstig entgiften. Das neue Verfahren für die Blutreinigung wird unter der Leitung von Professor Achim Jörres und Dr. Igor Sauer vom Virchow-Klinikum der Berliner Charité und von Dr. Ulrich Baumeister vom Wuppertaler Unternehmen MedTec Consultants entwickelt. In modifizierter Form ließe sich das neue Verfahren auch bei anderen Erkrankungen einsetzen, zum Beispiel bei chronischem Nierenversagen.
Ansprechpartner:
Prof. Achim Jörres, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin (CVK), Charité – Universitätsmedizin Berlin, Tel.: 030/450-553423,
E-Mail: achim.joerres@charite.de

Bessere Brillen dank optimierter Untersuchungstechnik

Ein Forscherteam des Kompetenzzentrums OphthalmoInnovation Thüringen entwickelt ein neuartiges Testgerät für die Sehschärfe. Dadurch können Weit- und Kurzsichtigkeit in Zukunft durch Brillen und Kontaktlinsen besser korrigiert werden. Ein Echtzeit-Phoropter erfasst durch ein optimiertes Messverfahren die Ursachen der Sehschwächen präziser als bisher und ein integrierter adaptiver Spiegel gleicht diese während der Untersuchung aus. Der Patient kann dann direkt Auskunft darüber geben, ob sich sein Sehvermögen verbessert – eine Beurteilung, die zurzeit erst nach Fertigstellung von Brille oder Kontaktlinse getroffen werden kann.
Ansprechpartner:
Dipl.-Ing Volker Wiechmann, Kompetenzzentrum der Medizintechnik / OphthalmoInnovation Thüringen, Tel.: 03641/675690, E-Mail: kompetenz@ophthalmoinnovation.de

Gehbehinderte können bald auch zu Hause effektiv trainieren

Ein neuer Bewegungstrainer soll die Mobilität von Patienten, die wegen eines Schlaganfalls oder einer teilweisen Querschnittlähmung nicht mehr laufen können, nach der Entlassung aus der Klinik verbessern. Wissenschaftler um Professor Eberhard P. Hofer wollen mit ihrer Entwicklung sicherstellen, dass während des Klinikaufenthaltes erzielte Erfolge erhalten bleiben und weiter ausgebaut werden können. Bisher existieren keine effektiven Therapiegeräte, mit dem die Patienten ihre Gehfähigkeit im häuslichen Umfeld kontinuierlich trainieren können.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Eberhard P. Hofer, Abteilung Meß-, Regel- und Mikrotechnik der Universität Ulm (MRM), Tel.: 0731/50-26300, E-Mail: ep.hofer@uni-ulm.de

Künstliches Herz: fast so gut wie das Original

Professor Gerd Hirzinger und sein Team vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Wessling beschäftigen sich mit der Konzeption eines neuen Kunstherzens. Es benötigt keine Kabel zur Stromversorgung, verbraucht sehr wenig Energie und pumpt das Blut fast so gut durch den Körper wie ein natürliches Herz. Hierfür haben sie bereits die Form der künstlichen Herzkammern und die Blutpumpe optimiert. Außerdem entwickelten sie eine neue Methode für das Aufladen der Akkus. Nun gilt es, alle Komponenten zusammenzufügen und zu testen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Gerd Hirzinger, Institut für Robotik und Mechatronik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Tel.: 08153/28-2400, E-Mail: gerd.hirzinger@dlr.de

Kernspintomographen können bald auch die Lunge darstellen

Wenn die Lunge mit speziellen Formen des Edelgases Helium und nicht mit Luft gefüllt ist, lassen sich mithilfe der Kernspintomographie aussagekräftige Bilder des Organs gewinnen. Dadurch kann die Belüftung der Lunge in nie da gewesener Detailtreue beurteilt werden. Krankheiten wie Asthma und chronische Bronchitis lassen sich wesentlich besser diagnostizieren. Professor Werner Heil von der Universität Mainz und seine Kollegen entwickeln jetzt ein Gerät, mit dem Patienten das Edelgas vor der Untersuchung kontrolliert einatmen können.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Werner Heil, Institut für Physik, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Tel.: 06131/39-22885, E-Mail: wheil@mail.uni-mainz.de

Durchtrenntes Rückenmark korrekt zusammenfügen

Privatdozent Klaus Seide vom Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg und seine Kollegen wollen bei Patienten mit durchtrenntem Rückenmark wieder funktionsfähige Verbindungen herstellen. Ein Chip mit winzigen Röhrchen soll die zerrissenen Nervenfasern im Rückenmark so kanalisieren, dass sie zueinander finden. Gelänge die Neuverknüpfung bei nur zehn Prozent der durchtrennten Nervenfasern, würde dies zu einem deutlichen Rückgang der Lähmungen und einer verbesserten Muskelfunktion bei querschnittgelähmten Patienten führen.
Ansprechpartner:
PD Dr. Klaus Seide, Berufsgenossenschaftliches Unfallkrankenhaus Hamburg
Tel.: 0 40/73 06-1616, E-Mail:
k.seide@buk-hamburg.de

Bypass-Operationen am Herzen sicherer machen

Wissenschaftler der Universität Ulm arbeiten an einem computergestützten Navigationssystem, mit dem sich Bypass-Operationen bei koronarer Herzkrankheit schneller und präziser durchführen lassen. Mithilfe des neuen Systems kann der Chirurg während der Operation genau feststellen, wo die Herzkranzarterien verengt sind und wie sich diese Verengungen optimal umgehen lassen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Klaus Dietmayer, Abteilung Meß-, Regel-, und Mikrotechnik der Universität Ulm (MRM), Tel.: 0731/50-26302, E-Mail: klaus.dietmayer@uni-ulm.

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Silvia von Einsiedel idw

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