350.000 Euro für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Forschungsinstitut der Universität Passau arbeitet an der Sensordatenfusion im Automobilbereich

FORWISS Passau, das Institut für Softwaresysteme in technischen Anwendungen der Informatik, hat im Rahmen des laufenden EU-Projekts PReVENT für das Teilprojekt Profusion2 eine Bewilligung erhalten. Verbunden damit ist eine Forschungsförderung in Höhe von 350.000 Euro. „PReVENT“ ist ein EU-Forschungsprojekt und soll die präventive Sicherheit im Automobilbereich verbessern. FORWISS kümmert sich bei Profusion2 um die Sensordatenfusion im Automobil, d. h. um die Zusammenführung der verschiedenen im Auto erfassten Daten mittels derer dann halbautomatische bzw. automatische Sicherheitsmaßnahmen ausgelöst werden können.

Bereits heute werden im Automobilbereich eine Vielzahl an Sensoren eingesetzt, die die Verkehrssicherheit erhöhen sollen. Infrarotkameras können mögliche Hindernisse anhand von Wärmebildern erkennen, Radar eignet sich besonders zur Erfassung von metallischen Hindernissen – egal ob es sich um andere Fahrzeuge oder um Schranken bzw. Absperrungsvorrichtungen handelt und ist dabei weitgehend resistent gegen schlechte Witterungsbedingungen. Auch die Geschwindigkeit der anderen Verkehrsteilnehmer lässt sich mit Radargeräten ermitteln. Eine Kamera kann sehr detailliert die Umgebung wahrnehmen – allerdings nicht bei jedem Wetter; Laserscanner liefern eine hervorragende Winkelauflösung, geben ebenfalls Aufschluss über Entfernungen und ermöglichen auch Personen im Straßenverkehr zu detektieren, die von Radarsensoren nicht erkannt werden können. Hinzu kommen eine Vielzahl weiterer Informationen, die bereits heute vorliegen und weiter verarbeitet werden können, beispielsweise die Geschwindigkeit, das Spurverhalten, das Lenkungsverhalten oder mittels GPS die genaue Position des Fahrzeugs.

„Unser gemeinsames Projektziel sind neue Sicherheitssysteme, die Leben retten können – indem sie Unfälle vermeiden und in unausweichlichen Crashsituationen schneller und besser reagieren als der Mensch“, erklärt Erich Fuchs, der stellvertretende Institutsleiter.

Um komplexe Fahrassistenzsysteme entwickeln zu können, ist die sinnvolle Zusammenführung und Auswertung der jeweils vorhandenen Daten nötig, die Aussagekraft von Daten einzelner Sensoren reicht zum automatischen Auslösen weitreichender Sicherheitsmaßnahmen, beispielsweise einer Notbremsung, nicht aus: So liefert die Kamera beispielsweise die Information „Baum“. In welcher Entfernung sich dieser Baum befindet, ob es sich tatsächlich um einen Baum handelt oder um das Bild eines Baumes auf einem Großflächenwerbeplakat am Straßenrand oder gar um einen abgebildeten Baum auf einem Werbeaufdruck auf einem fahrenden Bus kann die Kamera nicht erkennen, hierfür müssen weitere Daten anderer Sensoren hinzugezogen werden. Zur Auswertung der einzelnen Daten im Gesamtzusammenhang sind komplexe informationstechnische Systeme nötig, die FORWISS entwickeln soll. Erst diese zusammengeführten Daten bieten die Voraussetzungen, um Sicherheitssysteme entwickeln zu können, die die Fahrsicherheit weiter erhöhen. Die Automobilindustrie hat natürlich größtes Interesse an den Ergebnissen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nahezu alle großen europäischen Automobilhersteller Profusion2 unterstützen – so beispielsweise BMW, FIAT, Volvo, Daimler-Chrysler oder PSA Peugeot-Citroen.

Mit dem Forschungsprojekt PReVENT will die Europäische Union die Zahl der Verkehrstoten in Europa bis zum Jahr 2010 halbieren. Insgesamt fördert die EU daher das Projekt mit 30 Millionen Euro. Fast die gesamte europäische Automobil- und Zuliefererindustrie unterstützt das Projekt und steuert weitere 30 Millionen Euro bei. Die Arbeit erfolgt in elf Teilprojekten, wobei FORWISS an zwei davon beteiligt ist.

Das Institut für Softwaresysteme in technischen Anwendungen der Informatik (FORWISS) besteht bereits seit 17 Jahren. Damals war es der erste vom Freistaat geförderte Forschungsverbund, an dem mehrere Universitäten beteiligt waren. Inzwischen ist die Anschubfinanzierung längst ausgelaufen, doch das FORWISS-Team an der Universität Passau arbeitet als einzige der ursprünglich sechs Forschungsgruppen erfolgreich und mit zwanzig Mitarbeitern in voller Stärke weiter – seit 2001 als weitgehend selbstfinanzierte Forschungseinrichtung.

Rund hundert Forschungs- und Industrieprojekte hat das Passauer Team schon realisiert. Aktuell laufen zwanzig. „Das meiste Geld nehmen wir durch Drittmittelprojekte ein“, erklärt Dr. Erich Fuchs, der stellvertretende Institutsleiter: „Das können direkte Kooperationen mit der Industrie sein, aber auch Forschungsprojekte mit Industriebeteiligung, die vom Freistaat, dem Bund oder der EU bezuschusst werden.“

Anders als die meisten Institute seiner Art, kann FORWISS mit drei Kompetenzbereichen aufwarten: Der kleinste Anteil der Arbeit am Institut widmet sich Informationssystemen mit Datenbankanwendungen. Hier wird gerade in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Bistums Passau eine historische Bevölkerungsdatenbank für medizinisch-genetische Anwendungen weiterentwickelt. Immerhin ein Drittel der Kapazitäten nimmt die Softwareentwicklung für CAD-Anwendungen in Anspruch, mit denen sich dreidimensionale Objekte aus Sand, Wachs, Kunststoff, Metall oder Harz durch schichtweises Aufbauen herstellen lassen. Der Schwerpunkt des Institutes liegt in der Bild- und Signalverarbeitung und damit verbundenen industriellen Anwendungen.

Media Contact

Thoralf Dietz idw

Weitere Informationen:

http://www.forwiss.uni-passau.de/

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