Licht liefert Energie für die Chemie – Auszeichnungen für Photochemiker

Mit Licht betriebene Chemie, kurz Photochemie, ist uns wohl vertraut: der bedeutendste Syntheseprozess der Erde ist eine mit Licht, mit Sonnenstrahlung, betriebene Chemie, die Photosynthese. Sie versorgt uns mit dem Sauerstoff, den wir atmen und mit organischer Materie, die Pflanzenfresser als Nahrung verwenden. Die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie ist ein spannendes Forschungsfeld der Chemie. Das zeigen u.a. die Arbeiten des diesjährigen Wellerpreisträgers, der auf der Tagung der Fachgruppe Photochemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) vom 29. bis 31. März in Jena von der GDCh und der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie ausgezeichnet wird: Dr. Christoph David Müller, Universität Köln. Eine hohe Auszeichnung wird auch der „Gallionsfigur“ der Photochemie, Professor Dr. Nicholas Turro, Columbia University, New York, zuteil: Er hält in Jena die Theodor-Förster-Gedächtnisvorlesung.

Der 34jährige Müller, als Habilitand am Institut für Physikalische Chemie der Universität Köln derzeit auf einem Forschungsaufenthalt in Manchester, wird für seine Dissertation über die Herstellung photovernetzbarer, heterostrukturierter organischer Halbleiterbauteile aus Lösung ausgezeichnet. Er befasst sich also mit organischen Halbleiterbauteilen mit Schwerpunkt auf der Entwicklung organischer Leuchtdioden (OLED). OLEDs könnten schon bald die anorganischen LEDs für kleine punktförmige Leuchtflächen und die LCD-Technologie für Displays ersetzen. OLEDs besitzen attraktive Eigenschaften wie sehr dünn, großflächig, leicht und flexibel zu sein und hohe Helligkeit bei relativ niedrigem Energieverbrauch, einen weiten Betrachtungswinkel und potentiell geringe Herstellkosten zu haben. Müller hat in Zusammenarbeit mit seinem Doktorvater, Professor Dr. Klaus Meerholz, sowie Professor Dr. Oskar Nuyken von der TU München ein Verfahren entwickelt, das die gegenüber dem Aufdampfverfahren kostengünstigere und schnellere Herstellung von Multischicht-Leuchtdioden und einschichtiger mehrfarbiger Displays (RGB-Displays) aus Lösung ermöglicht: Chemische Basis seiner Schichten sind die Oxetane, cyclische Ether, die polymerisiert und photostrukturiert werden.

Der 66jährige Turro gehört zu den modernen Pionieren der Photochemie. Er hat zentrale und höchst innovative Beiträge zur molekularen und supramolekularen Photochemie, zur Spektroskopie und physikalisch-organischen Chemie geleistet. Er promovierte am California Institute of Technology, verbrachte seine Postdoktorandenzeit an der Harvard University und begann 1964 als einer der jüngsten Hochschullehrer seine Karriere an der Columbia University. Sein zentrales Thema vier Jahrzehnte langer Forschung ist das Photon als Reagenz, um Lichtreaktionen zu initiieren, und als ein Produkt der Desaktivierung elektronisch angeregter Moleküle. Turro hat sich stets für Reaktionen interessiert, die ein Molekül nach Lichtabsorption eingehen kann und hat das in mehr als 750 Publikationen dargelegt. Er schrieb die Standard-Lehrbücher „Molecular Photochemistry“ (1965) bzw. „Modern Molecular Photochemistry“ (1978). Er wurde für seine Forschung und Lehre mehrfach ausgezeichnet.

Die organische Photochemie bildet einen Schwerpunkt der Jenaer Tagung. Ein Sonderforum beschäftigt sich mit neuen spektroskopischen Entwicklungen in der Photochemie. Weitere Beiträge befassen sich beispielsweise mit luminiszierenden Chemosensoren, mit der photosynthetischen Wasseroxidation, mit dem Studium photosynthetischer Reaktionszentren oder mit dem Einsatz von Fullerenen und Kohlenstoff-Nanoröhrchen in der Sonnenenergie-Konversion (Photovoltaik).

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 27000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 25 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Fachgruppe Photochemie mit über 300 Mitgliedern. Ihre Ziele auf dem Gebiet der Photochemie und ihren Grenzgebieten sind: den Gedankenaustausch unter Fachkollegen zu fördern und fachliche Anregungen zu vermitteln, die Beziehungen zu entsprechenden Organisationen im Ausland zu pflegen, die fachbezogene Lehre im Chemieunterricht an den Hochschulen zu verankern bzw. zu stärken und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh-Öffentlichkeitsarbeit

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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