Fragebogen für Patienten dient der Qualitätssicherung im Umfeld einer Operation

Wer im Krankenhaus kurz vor einer Operation steht, dem gehen so einige Fragen durch den Kopf: Klappt alles bei der Narkose? Wie geht es mir, wenn ich wieder wach werde? Aber auch: Werden meine Sorgen und Ängste berücksichtigt? Werde ich mich gut versorgt fühlen? Um die Situation rund um eine Operation für den Patienten möglichst optimal gestalten zu können, haben Anästhesisten und Chirurgen von den Universitäten Würzburg und Marburg einen Fragebogen entwickelt – ihre Initiative wurde nun mit dem Lilly-Lebensqualitätspreis in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet.

„Ich wurde von den Ärzten ausreichend und gut verständlich über den geplanten Eingriff informiert.“ „Ich habe nach der Narkose schnell wieder alles um mich herum mitbekommen.“ Solche Aussagen legen die Anästhesisten und Chirurgen der Würzburger Uniklinik jetzt ihren Patienten vor. Die Antworten sollen dabei helfen, die Qualität der Behandlung stetig weiter zu verbessern.

„Das ist bislang der einzige derartige Fragebogen für den deutschsprachigen Raum“, sagt Preisträger Dr. Peter Kranke von der Würzburger Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie. Zwar gebe es ähnliche Bögen, doch würden die sich nur mit Teilaspekten aus Patientensicht befassen, zum Beispiel mit der Situation nach der Operation oder nur mit der körperlichen Erholung. Dagegen berücksichtigt der in Kooperation zwischen Würzburg und Marburg erarbeitete Fragebogen auch die Zeit vor dem Eingriff. Er ist fachübergreifend konzipiert und umfasst auch Fragen zu „Wohlfühl-Aspekten“. Neben dem Wohlbefinden der Patienten kann so untersucht werden, wie sich neue Medikamente, Techniken und Arbeitsabläufe in der Wahrnehmung der Patienten niederschlagen. Damit lasse sich ein wesentlicher Beitrag zur Qualitätssicherung bei operativen Eingriffen leisten, so Kranke.

Im stillen Kämmerlein ist der Fragebogen nicht entstanden. Schon während seiner Entwicklung wurde er immer wieder von Patienten und ihren Angehörigen, von Operateuren, Anästhesisten und Pflegepersonal hinterfragt und bewertet. War etwa eine Frage für den medizinischen Laien zu unverständlich formuliert, konnten die Patienten das bemängeln und bessere Vorschläge machen. Letzten Endes kristallisierten sich aus anfangs 198 Punkten 33 Fragen heraus, welche die wichtigsten Aspekte rund um den OP-Tisch abdecken.

Der Fragebogen namens PPP33 – das Kürzel steht für „Patientenbeurteilung in der Perioperativen Phase anhand von 33 Fragen“ – erfasst den Zeitraum von 24 Stunden vor und 48 Stunden nach der Operation. „Aber selbstverständlich interessieren uns auch die längerfristigen Auswirkungen von Narkose und Operation auf die Lebensqualität unserer Patienten“, sagt Peter Kranke. Darum arbeiten die Mediziner bereits an weiteren Modulen für den Fragebogen und beobachten Langzeitverläufe: Ein strukturiertes Telefoninterview wird künftig die Erkenntnisse ergänzen, die mit PPP33 gewonnen wurden.

Die Auszeichnung für das Fragebogen-Projekt, den „Lilly-Quality of Life Preis 2004“ des Pharmaunternehmens Lilly Deutschland GmbH (Bad Homburg), nahm der Marburger Anästhesist und Intensivmediziner PD Dr. Leopold Eberhart stellvertretend für die interdisziplinäre Arbeitsgruppe in Frankfurt am Main entgegen. Ein Bericht über die Entwicklung und die Vorzüge des Fragebogens wurde in der Zeitschrift „Anästhesiologie und Intensivmedizin“ publiziert.

Weitere Informationen:

Dr. Peter Kranke, T (0931) 201-0 (Pforte), Fax (0931) 201-30019, E-Mail: kranke_p@klinik.uni-wuerzburg.de

L.H.J. Eberhart, P. Kranke, W. Bündgen, M. Simon, G. Geldner, H. Wulf und I. Celik: „Entwicklung und Evaluation eines neuen Instruments zur Patientenbeurteilung in der perioperativen Phase (PPP-Fragebogen)“, Anästhesiologie und Intensivmedizin 2004,45; Seiten 436-445.

Media Contact

Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.zv.uni-wuerzburg.de

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