Preise des Hochschulwettbewerbs "patente Erfinder 2004" verliehen

Wissenschaftsministerin Kraft: Wettbewerb ebnet den besten Erfindungen den Weg in die Wirtschaft

In der zweiten Runde des Hochschulwettbewerbs ’patente Erfinder’ wurden den vier Siegerteams aus jungen nordrhein-westfälischen Forschern heute in Essen die mit jeweils bis zu 15.000 Euro dotierten Preise verliehen. Wissenschafts-ministerin Hannelore Kraft gratulierte den Gewinnern 2004 zu ihren besonders innovativen Erfindungen mit hohem Marktpotential. An dem vom NRW-Wissenschaftsministerium, der Patentverwertungsagentur Provendis GmbH und dem Patentverbund der NRW Hochschulen initiierten Wettbewerb konnten Einzelpersonen oder Arbeitsgruppen aus allen Fachrichtungen der NRW-Hochschulen teilnehmen. Ministerin Kraft: „Auch in der neuen Runde dieses erfolgreichen Hochschulwettbewerbs bin ich beeindruckt vom hohen Erfindergeist an unseren Hochschulen. Das zeigt einmal mehr, dass sich die Innovationskraft in Nordrhein-Westfalen sehen lassen kann – die Jury hatte es schwer aus diesem Potenzial die Besten auszusuchen. Ihren Ideen wollen wir nun mit Preisgeldern von insgesamt 41.000 Euro den Weg in die Wirtschaft ebnen, damit sie besser, schneller und effektiver zu marktfähigen Produkten werden.“

Die Ministerin hob in diesem Zusammenhang die Erfolgsgeschichte der Provendis GmbH hervor: Seit 2002 prüft die Patentvermarktungsagentur im Auftrag des Landes NRW für die Hochschulen die wirtschaftliche Verwertbarkeit und Patentfähigkeit von Erfindungen und entwickelt mit den Hochschulerfindern Strategien für die Patentierung und Verwertung. Gleichzeitig sucht Provendis nach potenziellen Lizenznehmern und handelt Lizenzkonditionen aus. Alfred Schillert, Geschäftführer der Provendis GmbH betonte bei der heutigen Preisverleihung, dass über die Hälfte der Erfindungen aus dem Bereich der Lebenswissenschaften kamen: „Die starke Resonanz auf den Wettbewerb besonders von Wissenschaftlern der Life Sciences spiegelt den allgemein hohen Erfindungs-Output aus diesem Bereich wider und entspricht dem wachsenden Absatzmarkt für Innovationen dieses Gebietes.“

Senkung der Nebenwirkungen von Chemotherapien möglich

Der mit 15.000 Euro dotierte erste Preis zur Unterstützung beim Bau von Funktionsmustern und Prototypen ging an Chemiker und Mediziner der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster: Dr. Sarah Fakih, Dr. Thomas Ludwig, Professor Bernt Krebs, Professor Hans Oberleithner, Helga Bertram und Kathrin Rohmann haben gemeinsam neuartige Zytostatika entwickelt und ihnen den Namen NICE gegeben. NICE steht sinngemäß für „Neue Imidazol-koordinierte Cisplatin-Abkömmlinge mit geringeren Nebenwirkungen für die Niere“. Mit NICE besteht die Hoffnung, dass die Nebenwirkungen von Chemotherapien verringert werden können und so schwerkranken Krebs-Patienten zusätzliche Leiden erspart bleiben.

Impfstoff gegen den Erreger des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers gefunden

Den zweiten Preis in Höhe von 10.000 Euro erhielten Dr. Michael Kleines, Professor Klaus Ritter und Kirsten Schellenberg vom Universitätsklinikum der RWTH Aachen für die Erfindung eines EBV-Lebendimpfstoffs. Das Epstein-Barr-Virus ist der Erreger des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers. Einmal im Körper setzt sich das Virus in den Immunzellen fest. Dort kann es im Laufe eines Menschenlebens jederzeit reaktiviert werden und unterschiedliche bösartige Erkrankungen auslösen. Auch eine Beteiligung an anderen Krankheiten, u.a. der Multiplen Sklerose, wird dem Virus nachgesagt. Kürzlich ist es erstmals weltweit gelungen, den Mechanismus zu entschlüsseln, mit dem es dem Epstein-Barr-Virus gelingt, in einer menschlichen Zelle unsterblich zu werden. Aufgrund dieser wirklich bahnbrechenden Entdeckung konnten die Aachener Wissenschaftler ein gentechnisch verändertes Impfvirus herstellen, das dem echten Virus gleicht, aber die Fähigkeit verloren hat, sich im Körper festzusetzen und Krebs oder andere schwerwiegende Erkrankungen auszulösen.

Maximale Datensicherheit bei minimalem Speicherbedarf

Mit dem dritten Preis über 8.000 Euro wurde in Paderborn die Erfindergruppe um Dr. André Brinkmann für das Computerspeichersystem „Redundant Share“ ausgezeichnet. Die Erfindung entstand am Heinz-Nixdorf-Institut der Universität Paderborn unter Mitwirkung der Professoren Christian Scheideler, Friedhelm Meyer auf der Heide und Ulrich Rückert – es handelt sich um ein dynamisches Verfahren zur redundanten Datensicherung in Speichersystemen. Das bedeutet: Auch nach dem Ausfall einzelner Festplatten können verlorene Daten mit Hilfe der restlichen Speichersysteme wiederhergestellt werden. Dabei erfolgt der Datentransfer im Normalbetrieb schneller als bei anderen Systemen. Und auch die volle Sicherheit nach dem Ausfall von Festplatten ist deutlich schneller wiederhergestellt als bei anderen Systemen. „Redundant Share“ macht Computer damit sicherer und schneller.

Sonderpreis für Instrument zur Vereinfachung minimal-invasiver Eingriffe

Der Sonderpreis Technologietransfer über 8.000 Euro ging an die von Dr.-Ing. Klaus Radermacher geleitete Abteilung „Chirurgische Therapietechnik“ am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen. Prämiert wurde das Projektteam von Dipl.-Ing. Markus Hahndorff, Dipl.-Ing. Wolfgang Lauer und Dr. Klaus Radermacher für die Erfindung einer neuartigen chirurgischen Halte- und Positioniervorrichtung, eine motorische Geräteträgerplattform, die modular an verschiedene chirurgische Instrumente angekoppelt werden kann. Das System kann zum Aufbau von miniaturisierten Telemanipulator- und Robotersystemen für die minimal-invasive Chirurgie – d.h. Operationen mit nur kleinem Eingriff – genutzt werden. Entstanden ist die Entwicklung im Rahmen des BMBF-Projektes MINOP II mit dem Kooperationspartner Aesculap AG & Co. KG, Tuttlingen. Gemeinsam von der RWTH Aachen und der Aesculap AG wurde die Erfindung zum Patent und Gebrauchsmuster angemeldet. Die Firma Aesculap will die chirurgische Halte- und Positioniervorrichtung zur Marktreife bringen und in ihr Produktportfolio aufnehmen. Ein Lizenzvertrag wurde im Juni abgeschlossen.

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Thomas Breustedt idw

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