Präzision mit Gründerpreis 2004 belohnt

Präzisionsarbeit: Ein mit dem neuen Verfahren erzeugter Nanokanal, der sich beispielsweise für Mikro-Pumpen im Bereich der Biotechnik oder Medizin eignet. Bild: Rolf Schuster

Gemeinsame Ausgründung von Max-Planck-Gesellschaft und Universität Stuttgart unter den besten Drei

Die ECMTEC GmbH hat sich in dem bundesweiten Wettbewerb um den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Konzept unter den drei besten Unternehmen platziert. Diese Anerkennung durch die prominent besetzte Jury aus Politik, Medien und Wirtschaft zeigt, was entstehen kann, wenn exzellente Grundlagenforschung und angewandte Ingenieurskunst zusammenfinden. Nach dem Erfolg in Baden-Württemberg ging ECMTEC gemeinsam mit zwei weiteren Firmen für den bundesweiten Wettbewerb um den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Konzept ins Rennen. In der Jury saßen Vertreter aus Wirtschaft, Medien und Politik. Die Preisverleihung in Anwesenheit von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement erfolgte am 22. Juni 2004 im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.

Die ECMTEC GmbH wurde im Oktober 2003 nach mehrjähriger Zusammenarbeit zwischen dem Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft und dem Lehrstuhl für Mikro-, Miniatur- und Zeitmesstechnik der Universität Stuttgart ausgegründet. Das Unternehmen befasst sich mit Entwicklung, Produktion und Vertrieb einer Maschinenserie, die auf der Grundlage eines elektrochemischen Materialbearbeitungsverfahrens entwickelt wurde. Diese Methode nutzt ultrakurze Spannungspulse und ermöglicht die Herstellung dreidimensionaler Strukturen in der Größenordnung weniger Mikrometer und – mit konkurrenzloser Präzision – im Nanometerbereich (Millionstel Millimeter). Kurze Spannungsimpulse erlauben dabei die Voreinstellung eines definierten Arbeitsabstands zwischen Werkzeug und Werkstück, der sich über die Pulslänge variieren lässt.

Dank des elektrochemischen, nahezu kräftefreien und werkzeugschonenden Abtrags können dünnste, stabförmige Werkzeuge mit Durchmessern kleiner als ein Zehntel eines menschlichen Haares eingesetzt werden. Die Werkzeugführung bei der Bearbeitung von dreidimensionalen Strukturen ähnelt dabei der einer mechanischen Fräse – nur mit einer um mehrere Größenordnungen höheren Genauigkeit.

Erfunden haben das neue Verfahren Rolf Schuster und Viola Klammroth in der Arbeitsgruppe von Gerhard Ertl am Berliner Fritz-Haber-Institut. Die Max-Planck-Gesellschaft hat die Methode zum Patent angemeldet, und Thomas Gmelin hat sie an der Universität Stuttgart zu einer ersten Forschungsmaschine weiterentwickelt.

Das Verfahren eröffnet neue Perspektiven zur Lösung von Fertigungsproblemen. So reichen die Anwendungen von der Biotechnologie über die Medizin- und Kfz-Technik bis hin zur Informationstechnologie. In der Biotechnologie sind zum Beispiel Bauelemente mit feinsten Flüssigkeitskanälen oder Mikropumpen gefordert; in der Automobilbranche oder bei Heizölbrennern ist die Produktion von immer kleineren energiesparenden Düsenstrukturen ein Muss. Allen Anwendungsbereichen gemeinsam ist die Notwendigkeit von zunehmend winzigen Bauteilen, die sich mit bislang bekannten Verfahren gar nicht oder zumindest nicht wirtschaftlich herstellen lassen. Die extrem hohe Ortsauflösung und Präzision, mit der ECMTEC in verschleißfesten Werkstoffen – von Metallen über Legierungen bis hin zu Halbleitern – Strukturen produziert, bietet neue Fertigungslösungen.

Die ECMTEC GmbH, an der auch die Max-Planck-Gesellschaft eine Beteiligung hält, wurde von Rolf Schuster und Thomas Gmelin gegründet. Die Garching Innovation GmbH berät unter der Federführung von Bernhard Hertel und Astrid Giegold das Unternehmen von Anfang an. Ziel der Firma ist die Produktion einer Maschinenserie, die das elektrochemische Puls-Ätzverfahren anwendet. Zu diesem Zweck soll neben dem Bau erster verkaufsfähiger Maschinen bis spätestens Anfang 2005 ein Anwendungslabor die Möglichkeit bieten, Referenzprodukte in Kleinserien zu produzieren sowie Werkzeugmaschinen und ein System für die Massenfertigung von Präzisionsbauteilen zur Marktreife zu entwickeln.

Anerkennung fanden das neuartige Verfahren, das Team und das Geschäftskonzept durch die Jury der StartUp-Initiative, die gemeinsam von McKinsey, den Sparkassen, dem ZDF sowie dem Magazin Stern ausgerichtet und von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement unterstützt wird. Auf Länderebene konnte sich die ECMTEC in Baden-Württemberg unter 95 eingereichten Business-Plänen erfolgreich als Sieger durchsetzen und wurde mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro belohnt – eine willkommene „Anschubfinanzierung“. Gemeinsam mit der Unterstützung einer Partnerfirma, eigenen Mitteln der Gründer sowie voraussichtlich einer anfänglichen Darlehensfinanzierung ermöglicht das Preisgeld einen schnellen und zunächst von Investoren unabhängigen Beginn. Parallel hierzu strebt das Unternehmen eine Wachstumsfinanzierung an, um das Marktpotenzial vollends zu erschließen und damit personell und umsatzmäßig deutlich wachsen zu können.

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Dipl.-Ing. Thomas Gmelin
ECMTEC GmbH, Holzgerdingen
Tel.: 0172 7190856
E-Mail: info@3d-ecm.com

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