Multimedia Generation 2004 gekürt: Wirtschaftsminister Döring übergibt Preise

Ein Marathonläufer braucht neben einer gehörigen Portion Ehrgeiz vor allem einen langen Atem. Mindestens die gleichen Qualitäten waren beim Softwarewettbewerb Multimedia Transfer des Rechenzentrums der Universität Karlsruhe (TH) gefragt, der in diesem Jahr in die neunte Runde ging: Von der erstmöglichen Bewerbung bis zur Preisverleihung vergingen neun Monate. Am Donnerstag vergangener Woche zeichnete Wirtschaftsminister Döring – gemeinsam mit den Sponsoren und dem Rechenzentrum – die insgesamt sieben Preisträger aus.

Bis zum Siegertreppchen hatten die Autorinnen und Autoren der rund 130 eingereichten Beiträge einige Hürden zu überwinden. So begutachtete eine 55-köpfige Jury, besetzt mit Vertretern aus Wissenschaft und Forschung, alle Arbeiten in einem mehrstufigen Verfahren. Die besten 20 Autorenteams präsentierten vom 10. bis 13. Februar ihre Arbeiten am Gemeinschaftsstand Forum Multimedia Transfer im Rahmen der Bildungsmesse Learntec in Karlsruhe. Dort wählte die Jury in einer letzten Bewertungsrunde die besten sieben Beiträge aus.

Frauen erreichten im Wettbewerb 2004 Spitzenplätze

Der mit 4.000 Euro dotierte Hauptpreis von EnBW ging an Kaja Bartel, Alexandra Lubk und Tine Pleines von der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig. Das Projekt „TAKlearnstation“ ist eine digitale Schulmappe für den Einsatz von neuen Medien im Grundschulunterricht. Ziel des Entwurfes ist es, die Stärken der neuen Medien für das Lernen zu nutzen. Der Jury gefielen besonders der hohe Innovationsgehalt sowie die didaktische Konzeption.

Seit drei Jahren verleiht IBM Deutschland den „Women’s Special“ über 2.500 Euro an Arbeiten, die Frauenthemen multimedial aufbereiten. Bemerkenswert ist, dass sich der Frauenanteil unter den Teilnehmerinnen seitdem fast verdoppelt hat. Dieser Preis blieb in Karlsruhe, genau genommen wechselte er in die unmittelbare Nachbarschaft: Die Sieger heißen Anke Thede, Daniela Grebe und Frederik Hermann von der Universität Karlsruhe (TH). Die Einreichung „Automatisierung des Mädchen-Techniktages“ beschreibt den Mädchen-Techniktag (MTT) der eigenen Universität, der das Ziel hat, technische Studiengänge und Berufszweige Schülerinnen der gymnasialen Oberstufe näher zu bringen, um sie zu einem technischen Studium zu ermutigen. Das Urteil der Jury: „Ein positives Beispiel für die Verknüpfung von praktischem Nutzen und technischer Informatik“. Über eine Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum denkt das Autorenteam derzeit nach.

Judith Konz von der Köln International School of Design gewann den Preis der Commerzbank über 2.000 Euro. „Perceptual Maps“ ist eine Art Browser. Momentaufnahmen werden hier in ihrem Erlebniskontext dynamisch abgebildet und können durch verschiedene Darstellungen erfahren werden. Zielgruppe sind Menschen, die gerne digitale Bilder verwalten möchten, und zwar über eine Listenverwaltung hinaus. Aus Jurysicht ist der Beitrag eine schöne Idee mit umfangreichen Möglichkeiten, um Wahrnehmungen und Bilder zu dokumentieren und zu kommunizieren.

Erstmals vier Nachwuchspreise vergeben

Bereits bei den ersten drei Preisen wird deutlich: Im Wettbewerb 2004 haben die Teilnehmerinnen die männliche Konkurrenz überholt. Erst bei den Nachwuchspreisen bekommen diese ein Stück vom „Kuchen“ ab. Insgesamt wurden vier Nachwuchspreise im Wert von jeweils 500 Euro verliehen. Alle Preisstifter sind Finalisten des Vorjahres und haben inzwischen in der IT-Branche erfolgreich Fuß gefasst. Mit den Nachwuchspreisen möchten sie die nächste Multimedia Generation motivieren und gleichzeitig zeigen, dass eine Bewerbung beim Multimedia Transfer der Startschuss für die eigene Karriere sein kann. „Dabei ist es weniger wichtig, einen Preis zu gewinnen. Viel effizienter sind sämtliche Kontakte, die während der Messe geknüpft werden können“, so die einhellige Meinung unter den vier Nachwuchspreisstiftern. Beispielsweise entstand die Stuttgarter Firma Korion, nachdem sich die jetzigen Geschäftspartner auf der Learntec des letzten Jahres kennen gelernt hatten.

Gewinner der vier Förderpreise – gestiftet von den Firmen Korion, PHP Nuke, Speak+Play und Archimedix – sind: Alexander Brandl von der Fachhochschule Hagenberg; Nanna Beyer von der Köln International School of Design; Robert Ladstätter von der FH Joanneum Graz; Alexander Hornung, Benno Grützmacher und Richard Wagner von der RWTH-Aachen und der Kunsthochschule für Medien, Köln.

Thema Barrierefreiheit im Fokus

Im aktuellen Wettbewerb wurden kreative Multimedia-Projekte aus den Bereichen Creative Design, E-Learning, Webtechnologien, Hot Trends, Tools und Women’s Special ausgezeichnet. Zu dem in der IT-Branche derzeit vielfältig diskutierten Thema Barrierefreiheit konnten erstmals Beiträge eingereicht werden. Am Mittwoch, 11. Februar, diskutierten sechs Fachleute im Rahmen eines Expertenforums. Themenschwerpunkte waren u.a. rechtliche Rahmenbedingungen für die Gestaltung von Webseiten sowie multimediales Lernen für Blinde und Sehbehinderte. Die beiden Wettbewerbsteilnehmer zum Thema Barrierefreiheit präsentierten außerdem ihre Arbeiten, das Gebärdensprachenlexikon „SignLex.org“ gewann heute einen Nachwuchspreis. Als Praxisbeispiel führte Jurymitglied Henrike Gappa vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT.LIFE) einen Accessability Checker vor. Dass diese Veranstaltung sehr gut besucht war, hatte einen guten Grund: Auf Bundesebene sollen ab 2005 alle bestehenden Internet-Auftritte barrierefrei sein. Für neue Internet-Seiten gilt dies bereits jetzt. „Dabei gibt es ein Bewusstseinsproblem“, so Henrike Gappa. Die Technik, das Know-how und die Softwaretools seien vorhanden. Allerdings müssten die Institutionen das zur Umsetzung erforderliche Geld in ihren Budgets einplanen. Langfristig würden alle öffentliche Institutionen „barrierefrei“ werden. Der Bund hat empfohlen, dies auch in die Privatwirtschaft zu übertragen. Rechtliche Vorschriften dafür bestehen bisher nicht. Henrike Gappa: „Dabei bringt Barrierefreiheit Vorteile für alle: die Seiten sind schneller und besser lesbar“.

Jubiläum in 2005

Ziel des Wettbewerbs Multimedia Transfer ist es, qualifizierten, akademischen Nachwuchs mit Unternehmen zusammenzuführen, damit das Know-how aus den Hochschulen in die Praxis umgesetzt werden kann. Namhafte Firmen wie EnBW, Commerzbank und IBM unterstützen den Wettbewerb. Schirmherr ist der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Als Medienpartner fungiert die Zeitschrift Computerwoche.

Im Jahr 2005 wird der Multimedia Transfer das 10-jährige Jubiläum feiern.

Kontakt:

Multimedia Transfer 2004 (MMT)
Rechenzentrum Universität Karlsruhe (TH) Zirkel 2
76128 Karlsruhe
Petra Böck, Anne Habbel
Tel. 0721 / 608-4873 oder -6113
Fax 0721 / 69 56 39
E-Mail: mmt@rz.uni-karlsruhe.de

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Petra Böck idw

Weitere Informationen:

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