EU-Projekt zur Wiederherstellung des Innenohrs stößt auf umfassendes Interesse

Ein EU-finanziertes Konsortium wurde für seine innovative Arbeit zu neuen Heilungsmöglichkeiten für Gehörlosigkeit ausgezeichnet. Das BIONIC EAR-Projekt untersucht Möglichkeiten zur Wiederherstellung des Innenohrs, dessen Haarzellen durch ein Trauma, Antibiotika oder Alterung geschädigt sind, was zu irreversiblen Hörschäden führt.

Das aus 1.340 Bewerbern ausgewählte Projekt wurde in eine Liste von Spitzenforschungsprojekten aufgenommen, die am 12. Dezember auf der Jahrestagung der American Society for Cell Biology (ASCB) in San Francisco vorgestellt wurde. Zu diesem Projekt sagte EU-Forschungskommissar Philippe Busquin: „Jedes Jahr verliert einer von zehn Europäern durch eine Schädigung des Innenohrs sein Gehör. Dies kann verhindert werden, und die Erkenntnisse im Rahmen des BIONIC EAR-Projekts sind sehr viel versprechend […]. Die Tatsache, dass das Potenzial dieser Forschung durch die USA und die internationale Wissenschaftsgemeinschaft anerkannt wird, zeigt, dass wir auf diesem und anderen Wissenschaftsgebieten einen Spitzenplatz einnehmen.“

Zwei der Projektpartner, die Université de Montpellier II (Frankreich) und das Stockholmer Karolinska-Institut (Schweden), arbeiten am Ersatz geschädigter Sinneshaarzellen und ihrer Neuronenverbindungen. Sie haben adulte Stammzellen aus vestibulären Sinnesepithelien (Vestibular Sensory Epithelia – VSE) in Mäusen isoliert, die in neue Sinneshaarzellen ausdifferenziert werden konnten. Ihren Aussagen zufolge muss jedoch weiter geforscht werden, um nachzuweisen, dass diese neu differenzierten Haarzellen geschädigte Bestandteile des menschlichen Innenohrs wirksam ersetzen können.

Ursprünglich war man der Ansicht, dass Sinneshaarzellen und ihre Neuronenverbindungen nicht ersetzt werden können. Zunehmende Berichte über neuartige Stammzellpopulationen im zentralen Nervensystem haben jedoch die Forscher auf den Gedanken gebracht, im Rahmen des BIONIC EAR-Projekts nach Stammzellen im Innenohr ausgewachsener Mäuse zu suchen. Die erfolgreiche Identifizierung dieser Stammzellen ist auf umfassendes Interesse gestoßen und veranlasste die Projektpartner, die Arbeit herauszustellen, die sie bereits unternommen haben, um dieses und weiteres Wissen in therapeutische Anwendungen umzusetzen.

In einer viel versprechenden Entwicklung haben die Projektpartner Zelltherapie und Cochlea-Implantate (ein elektronisches Gerät, das die sensorischen Neuronen des Innenohrs direkt stimuliert) an einem Tiermodell von pathologischer Taubheit kombiniert. Ihre Arbeit deutet darauf hin, dass auch die elektronische Stimulierung von Zellen im Innenohr zur Bekämpfung der Gehörlosigkeit beitragen könnte.

Für das auf vier Jahre angelegte BIONIC EAR-Projekt, das von Vertretern der Europäischen Kommission auf der Jahrestagung der ASCB in San Francisco vorgestellt wurde, wurden 1,53 Millionen Euro unter dem Themenbereich „Lebensqualität“ des Fünften Rahmenprogramms der EU bereitgestellt.

Weitere Informationen zum vorrangigen Themenbereich „Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit“ im Sechsten Rahmenprogramm (RP6) sind abrufbar unter: http://www.cordis.lu/lifescihealth/home.html

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