Fördergelder zur Erforschung der geistigen Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas

VolkswagenStiftung bewilligt knapp zwei Millionen Euro zur Erforschung der geistigen Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas

Die VolkswagenStiftung fördert historische und gegenwartsbezogene Forschungen zum östlichen Europa, die die Vielfalt dieses Kulturraums in den Blick nehmen und zugleich dessen Bezüge und Verbindungen zum übrigen Europa beleuchten. Vorrangiges Ziel dabei ist es, Ähnlichkeiten und Unterschiede im Hinblick auf die Entwicklung in anderen Teilen Europas herauszuarbeiten und Prozesse der gegenseitigen Beeinflussung und Durchdringung unterschiedlicher Kulturen zu untersuchen. In ihrer Förderinitiative „Einheit in der Vielfalt? Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas“ stellt die VolkswagenStiftung jetzt für acht neue Vorhaben insgesamt knapp zwei Millionen Euro bereit, darunter:

1. 270.000 Euro für das Forschungsvorhaben „Roles, Identities, and Hybrids. Multiple Institutional Cultures in Southeast Europe within the Context of European Unification“; es wird geleitet von Professor Dr. Dieter Grimm vom Wissenschaftskolleg zu Berlin und von Dr. Alexander Kiossev vom Centre for Advanced Study, Sofia (CAS);

2. 316.000 Euro für das Vorhaben „Symbolkirchen in religiösen und politischen Umbrüchen im Ostseeraum. Rekonstruktion und Analyse ihrer religiösen und urbanen Nutzungen und Funktionen in Lübeck – Kiel – Stralsund – Szczecin – Gdansk – Kaliningrad“ unter der Leitung von Professor Dr. Wolfgang Grünberg vom Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg;

3. 273.100 Euro für das Vorhaben „Die historisch-kulturelle Pfadabhängigkeit der Transformationsprozesse in ehemals sozialistischen Ländern des Ostseeraums und ihre Bedeutung für die Erweiterung der Europäischen Union“, geleitet von Professor Dr. Thomas Straubhaar, HWWA Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv, und Professor Dr. Heinz Rieter, Institut für Wirtschaftssysteme, Wirtschafts- und Theoriegeschichte der Universität Hamburg.

zu 1: Das gemeinsam von Professor Dieter Grimm vom Wissenschaftskolleg zu Berlin und von Dr. Alexander Kiossev vom Centre for Advanced Study, Sofia, (CAS) geleitete Vorhaben verfolgt ein doppeltes Ziel: Im Kern geht es um die Erforschung von Rollen und Identitäten in den institutionellen Kulturen Südosteuropas – eine bislang für diese Region wenig untersuchte Fragestellung. Darüber hinaus sollen junge Wissenschaftler sich mit einem Projekt ihrer Wahl im thematischen Kontext des Vorhabens um ein neunmonatiges Stipendium am CAS bewerben können. 24 solcher Fellowships werden vergeben, verteilt über drei Jahre. Indem auf diese Weise junge Akademiker für ein interdisziplinäres und internationales Vorhaben, das ihnen Zugang und Kontakt zu internationalen Netzwerken anderer Gelehrter ermöglicht, zusammentreffen, kann das Projekt nachhaltig die Standards der Lehre und die wissenschaftlichen Kapazitäten junger Gelehrter in Südosteuropa befördern. Zugleich macht das CAS in seiner institutionellen Entwicklung einen entscheidenden Schritt nach vorn auf seinem Weg hin zu einem echten Centre for Advanced Studies und international anerkannten Centre of Excellence.

Kontakt: Wissenschaftskolleg zu Berlin, Prof. Dr. Dieter Grimm
Telefon: 0 30/8 90 01 – 119, E-Mail: rektor@wiko-berlin.de

zu 2: In dem zweiten Vorhaben geht es um das Verhältnis von Protestantismus und Urbanität. Gefördert mit 316.800 Euro, beschäftigt sich ein Hamburger Wissenschaftlerteam mit Stadtkirchen in den sechs Ostseestädten Lübeck, Kiel, Stralsund, Szczecin, Gdansk und Kaliningrad. Die Stadtkirchen werden dabei nicht nur als religiöse Orte verstanden, sondern sind – als Teil eines Ensembles, das Markt und Rathaus beziehungsweise ökonomische und politische Kräfte einschließt – zugleich Symbole ihrer Städte; Symbole, die Erinnerungsspuren religiöser, kultureller und nationaler Traditionen bergen. Dies vor Augen, fragen sich die Forscher, ob jene Kirchen – als Bauwerke, Symbole und als lebendige Institutionen – heute auch zu Brücken zwischen verschiedenen religiösen, kulturellen und politischen Kräften im erweiterten europäischen Raum werden können, ohne dabei das eigene Profil zu verleugnen. Entsprechend werden die Wissenschaftler nun gemeinsam mit Kollegen aus Polen und Russland die Funktionen und Nutzungen der genannten Stadtkirchen untersuchen, und zwar über den Zeitraum von vier Systemwechseln: von der reformatorischen Wende bis zum Umbruch 1989/90. Die Ergebnisse sollen aus theologischer und politologischer Perspektive kommentiert und Vertretern der untersuchten Kirchen zur Stellungnahme vorgelegt werden.

Kontakt: Universität Hamburg, Fachbereich Evangelische Theologie
Prof. Dr. Wolfgang Grünberg, Telefon: 0 40/4 28 38 – 3797
E-Mail: wolfgang.gruenberg@theologie.uni-hamburg.de

zu 3: In dem Vorhaben der beiden renommierten Hamburger Wirtschaftsforschungsinstitute geht es um die Bedeutung kultureller Einflüsse auf die wirtschaftliche Entwicklung der drei ehemals sozialistischen Länder Polen, Lettland und Russland (unter besonderer Berücksichtigung der Nord-West-Region und Kaliningrads). Die Wissenschaftler suchen Antworten auf die Frage, warum die Länder bei der Umgestaltung ihrer politischen und wirtschaftlichen Systeme unterschiedlich weit fortgeschritten sind und welche Probleme sich daraus für die Integration Polens in die Europäische Union beziehungsweise einen möglichen Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation ergeben. Zunächst betrachten sie die nationalen Muster und Traditionen, die als geschichtlich-kulturelle Vermächtnisse für das Denken und Handeln der wirtschaftlichen Akteure dieser Länder noch heute von Bedeutung sind. Anschließend soll untersucht werden, ob es über den nationalen Rahmen hinaus gemeinsame historische und kulturelle Bezüge und eine Interaktion der Wirtschaftskulturen im Ostseeraum gab und gibt. Im Kern des Projekts geht es dann darum, ob und inwieweit die ermittelten Muster und Traditionen heute für das Denken und Handeln entsprechender Entscheidungsträger maßgeblich sind. Zu diesem Zweck befragen die Wissenschaftler international in Wirtschaft und Politik engagierte Akteure aus den Untersuchungsländern, aber auch vor Ort tätige westliche Politiker und Unternehmer. Kooperationspartner der Hamburger sind das Lettische Institut für Internationale Beziehungen, das Polnische Institut für Marktwirtschaft in Danzig und das St. Petersburger Leontiev-Zentrum sowie die St. Petersburger Universität für Ökonomie und Finanzen.

Kontakt: HWWA Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv, Prof. Dr. Thomas Straubhaar
Telefon: 0 40/4 28 34 – 350, E-Mail: straubhaar@hwwa.de

Des Weiteren bewilligte die Stiftung in der Europa-Förderinitiative jetzt:

4. 248.300 Euro für das Vorhaben „Die Europäisierung regionaler Strukturen in Mittel- und Osteuropa. Eine komparative Untersuchung am Beispiel Ungarns, Polens und Rumäniens“ unter der Leitung von Professor Dr. Roland Sturm vom Lehrstuhl Politische Wissenschaft I, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Erlangen-Nürnberg;

Kontakt: Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Roland Sturm
Telefon: 0 91 31/85 – 22370, E-Mail: rdsturm@phil.uni-erlangen.de

5. 220.000 Euro für das Vorhaben „Die Teilungen Polens. Teilungserfahrung und Traditionsbildung – Stipendiatengruppe aus vier Nachwuchswissenschaftlern am Deutschen Historischen Institut in Warschau“ von Professor Dr. Helga Schnabel-Schüle und Professor Dr. Andreas Gestrich, beide Abteilung Neuere und Neueste Geschichte der Universität Trier, gemeinsam mit Professor Dr. Klaus Ziemer und Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, Deutsches Historisches Institut Warschau;

Kontakt: Universität Trier, Prof. Dr. Helga Schnabel-Schüle
Telefon: 06 51/2 01 – 2192, E-Mail: schnabel@uni.trier.de

6. 300.000 Euro für das Vorhaben „Political, Economic and Social Inclusion and Exclusion in Poland and Bulgaria: an Anthropological Study“ unter der Leitung von Professor Dr. Christopher Hann vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Halle/Saale;

Kontakt: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, Halle/Saale
Prof. Dr. Christopher Hann
Telefon: 03 45/29 27 – 201, E-Mail: hann@eth.mpg.de

7. 290.200 Euro für das Vorhaben „Geschichte der sozialen Arbeit in Osteuropa 1900 bis 1960“; geleitet von Professor Dr. Sabine Hering, Integrierter Studiengang Sozialpädagogik und Sozialarbeit der Universität Siegen;

Kontakt: Universität Siegen, Prof. Dr. Sabine Hering
Telefon: 02 71/7 40 – 4245, E-Mail: hering@paedagogik.uni-siegen.de

8. 60.000 Euro für das Vorhaben „Hybride kulturelle Formen in Russland“ von Professor Dr. Jurij Murasov von der Universität Konstanz und Professor Dr. Hans Günther, Universität Bielefeld.

Kontakt: Universität Konstanz, Prof. Dr. Jurij Murasov
Telefon: 0 75 31/88 – 2451, E-Mail: Jurij.Murasov@uni-konstanz.de

Über alle neu bewilligten Projekte finden Sie in Kürze auch nähere Informationen auf unserer Homepage in den Bewilligungslisten zur Förderinitiative „Einheit in der Vielfalt? – Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas“. Dort können Sie sich zudem über die älteren Bewilligungen informieren.

Media Contact

Dr. Christian Jung idw

Weitere Informationen:

http://www.volkswagenstiftung.de

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