Förderung von Tandemprogramm zur fachübergreifenden Zusammenarbeit von Postdoktoranden

VolkswagenStiftung bewilligt insgesamt rund 1,5 Millionen Euro für die ersten drei Gruppen in ihrem neu eingerichteten Tandem-Programm

Das von der VolkswagenStiftung vor kurzem ins Leben gerufene Tandemprogramm zur Förderung der fachübergreifenden Zusammenarbeit von Postdoktoranden trägt der Erkenntnis Rechnung, dass im deutschen Wissenschaftssystem derzeit der Reformbedarf in der Phase nach der Promotion am größten ist. Mit dieser Initiative möchte die Stiftung herausragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Möglichkeit eröffnen, sich unmittelbar nach der Promotion einer neuen, interdisziplinär ausgerichteten Aufgabe zu widmen. Dabei soll ein Team von zwei, gegebenenfalls auch drei Nachwuchsforschern – angesprochen sind alle Fachrichtungen – gemeinschaftlich an einem fachübergreifenden Projekt arbeiten. Gefördert wird die enge Zusammenarbeit zu Fragestellungen, denen bislang in etablierten fachübergreifenden Kooperationen nicht nachgegangen wird. Ziel ist es, jungen promovierten Wissenschaftlern auf diese Weise frühzeitig Gelegenheit zu geben, gemeinsam Erfahrungen in selbstständiger, disziplinenübergreifender Forschung zu sammeln. So können sie sich auch für Leitungsaufgaben in der Wissenschaft qualifizieren – etwa für die Übernahme einer Juniorprofessur. Jetzt hat die VolkswagenStiftung insgesamt rund 1,5 Millionen Euro für die ersten drei Tandems bewilligt, die sich als die besten unter zwanzig eingereichten Vorschlägen durchsetzen konnten, und zwar:

1. 652.700 Euro für das Vorhaben „Teaching Human Rights in Europe: Purposes, Realization and Consequences“ von Dr. Claudia Mahler, Menschenrechtszentrum an der Universität Potsdam, Dr. Anja Mihr, Institut für Politikwissenschaft der Universität Magdeburg, und Dr. Reetta Toivanen, Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität Berlin;

2. 387.800 Euro für das Vorhaben „Historische Wahrnehmungsformen in Bild und Text“ von Dr. Karin Leonhard vom Institut für Kunstgeschichte der Universität München und Dr. Silke Horstkotte vom Institut für Germanistik der Universität Leipzig;

3. 475.000 Euro für das Vorhaben „Mikro-Landschaften – Studien zu einer dynamisierten Kultur der Landschaft“ von Dr. Stefanie Krebs vom Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover und Dr. Brigitte Franzen vom Institut für Kunstgeschichte der Technischen Universität Graz.

Nähere Informationen zu den Vorhaben wie folgt:

zu 1: 1994 rief die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) die Dekade der Menschenrechtserziehung (1995 bis 2004) aus. Mit einer Resolution verpflichteten sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen nicht nur, den relevanten Menschenrechtsverträgen der UN beizutreten, sondern auch, die Bevölkerung darüber zu unterrichten, welche Menschenrechte ihnen als Individuen zustehen. Ziel der Forscherinnen aus Potsdam, Magdeburg und Berlin ist erstens eine kritische Untersuchung der vorhandenen internationalen und nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen für Menschenrechtserziehung am Kriterium des Schutzes von Minderheiten und der Bekämpfung von ethnischer Diskriminierung. Zweitens wollen sie ermitteln, welche Akteure auf nicht-staatlicher wie auf staatlicher Seite Menschenrechtserziehung betreiben beziehungsweise welche Abhängigkeiten und Beziehungen zu internationalen Gremien und internationalen staatlichen Organisationen bestehen. Drittens soll untersucht werden, inwieweit es die einzelnen Rahmenbedingungen und Menschenrechtsinstrumente den Minderheiten auch konkret ermöglichen, ihre Rechte wahrzunehmen. Geplant sind Fallstudien in Armenien, Estland, Finnland, Deutschland, Spanien und der Slowakei.

Kontakt: Dr. Anja Mihr, Tel.: 0175/8162387, E-Mail: anjamihr@aol.com
Dr. Reetta Toivanen, Tel.: 0173/6027624, E-Mail: reetta.toivanen@abo.fi

zu 2: Die Beziehung von „Verbalität“ und „Visualität“ – also das Spannungsfeld Text zu Bild – ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis der modernen Kultur. Dabei haben beispielsweise neuzeitliche „Seh-Technologien“ wie das Mikroskop, das Teleskop und der Photoapparat die Bedingungen von Textlichkeit und Bildlichkeit entscheidend geprägt – beziehungsweise umgeprägt. Die Wissenschaftlerinnen aus München und Leipzig gehen nun davon aus, dass Sehen und Wahrnehmen die entscheidenden Größen sind, bei denen sich bildliche und verbale Darstellungsstrategien überkreuzen. Zwei Schlüsselepochen nehmen sie in den Blick: Für das 17. Jahrhundert wollen sie die Funktion des Bildes in einer zunehmend rationalisierten und für das 20. Jahrhundert die Funktion des Erzählens in einer zunehmend visuellen Kultur untersuchen. Grundlage ist dabei die Medientheorie Mitchells, nach der alle Medien gemischt, heterogen und ambivalent wahrgenommen, Bilder insofern auch „gelesen“ und Texte „gesehen“ werden.

Kontakt: Dr. Karin Leonhard, E-Mail: KaLeonhard@compuserve.de
Dr. Silke Horstkotte, E-Mail: shorstkotte@web.de

zu 3: Das Vorhaben der Wissenschaftlerinnen aus Hannover und Graz zu den „Mikro-Landschaften“ orientiert sich an den interdisziplinär angelegten „Cultural Landscape Studies“, die in den USA seit den1950er Jahren entwickelt wurden. Hier wird versucht, aus landschaftsarchitektonischer und aus kulturwissenschaftlicher Perspektive einen umfassenden Begriff von Landschaft zu etablieren, der frei ist von Abgrenzungen wie etwa „Stadt zu Land“ – ein Ansatz, der bislang im europäischen Forschungskontext nicht verfolgt wurde.

Kontakt: Dr. Stefanie Krebs, Tel.: 0511/762 – 5683, E-Mail: krebs@igg.uni-hannover.de
Dr. Brigitte Franzen, Tel.: 0043 31/68736279, E-Mail: brigitte.franzen@tugraz.at

Media Contact

Dr. Christian Jung idw

Weitere Informationen:

http://www.volkswagenstiftung.de

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