Perspektiven des Alterns

Die Jacobs University Bremen erhält insgesamt rund 700.000 Euro für Forschungsprojekte zum Einfluss von beruflicher Mobilität auf kognitive und persönlichkeitsbezogene Anpassungsfähigkeit über die Lebensspanne sowie zur Bewertung des Erfahrungsschatzes älterer Mitarbeiter als Innovationsressource für Unternehmen.

Die beiden Projekte sind Teil der Forschungsinitiative „Perspektiven des Alterns“ der VolkswagenStiftung mit einem Gesamtvolumen von insgesamt rund 3,6 Mio Euro für 12 Projekte, an denen Wissenschaftler aus insgesamt 17 Universitäten und Forschungseinrichtungen beteiligt sind. Die Forschungsprojekte, die im Oktober 2008 starten, haben eine Laufzeit von 3 Jahren.

„Wir freuen uns sehr über diesen Bewilligungserfolg und sind stolz auf die Anerkennung unserer Forschungsleistungen auf einem Gebiet, das von höchster gesellschaftlicher Relevanz ist“, sagt Ursula M. Staudinger, Jacobs University-Vizepräsidentin und Leiterin des Jacobs Center on Lifelong Learning and Institutional Development. Immerhin habe man unter 90 Projektanträgen, die im Rahmen der Ausschreibung der VolkswagenStiftung eingegangen seien, nicht nur mit dem größten Forschungsvorhaben sondern als einzige Institution auch gleich mit zwei Projekten überzeugen können, so die Lebenslauf- und Altersforscherin weiter.

Prof. Staudinger selbst wird zusammen mit Ben Godde, Professor of Neuroscience and Human Performance, und Klaus Schömann, Professor of Sociology, das Thema „Mobilität und Entwicklungserfolg: Gibt es kumulative Effekte von beruflicher Mobilität auf die Entwicklung der kognitiven und persönlichkeitsbezogenen Adaptivität?“ bearbeiten, für das die VolkswagenStiftung 502.000 Euro zur Verfügung stellt.

Vor dem Hintergrund der Plastizität kognitiver Leistungsfähigkeit, die bisher jedoch hauptsächlich im Labor untersucht wurde, gehen die Forscher der These nach, ob freiwillige berufliche Mobilität sich förderlich auf die kognitive Entwicklung im Erwachsenenalter und Alter auswirkt. Aber auch die Auswirkungen auf die Persönlichkeit sind interessant: Bleibt beispielsweise die Offenheit für neue Erfahrungen, und die Risikobereitschaft länger erhalten? Diesen Fragen möchte das Wissenschaftlerteam der Jacobs University mit soziologischen, psychologischen und neurowissenschaftlichen Methoden nachgehen.

„Erfahrungsschätze heben: Kognitive Innovationsressourcen älterer Beschäftigter“ ist das Thema des zweiten Projektes unter der Leitung von Christian Roßnagel, Professor of Organizational Behavior, mit einem Fördervolumen von 184.600 Euro. Der Organisationspsychologe geht der überraschenden Frage nach, ob Routinisierung, die mit zunehmender Arbeits- und Lebenserfahrung kommt, die Innovationsfähigkeit in einem Unternehmen erhöht und nicht vermindert, wie man entsprechend des negativen Altersstereotyps von mangelnder Flexibilität und nachlassender Gedächtnisleistung vermuten würde.

Der Gedankengang der Arbeitsthese ist bestechend einfach: Durch Routinisierung werden kognitive Ressourcen freigesetzt, die sich anders – etwa für effiziente Umsetzung von Innovationen – nutzen lassen, wenn der Arbeitskontext entsprechende Möglichkeiten und Anreize dafür bietet.

Kontakt:
Prof. Dr. Ursula M. Staudinger
(http://www.jacobs-university.de/directory/03033/index.php)
Professor of Psychology | Vice President of Jacobs University Bremen
Academic Dean of Jacobs Center on Lifelong Learning and Institutional Development
Vizepräsidentin der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Tel.: 0421 200-4700 | E-Mail: sekstaudinger@jacobs-university.de
Zum Thema siehe auch: http://www.altern-in-deutschland.de
Die Akademiengruppe „Altern in Deutschland“ ist ein gemeinsames Projekt der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Sie wird von der in Zürich ansässigen Jacobs-Stiftung für eine Dauer von drei Jahren (2006 – 2008) finanziell gefördert. Ihre Aufgabe ist es, Chancen und Probleme einer alternden Gesellschaft zu untersuchen. Der Fokus richtet sich auf die Welt der Arbeit und des lebenslangen Lernens.

H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N

Forschungsinitiative „Perspektiven des Alterns“ der Volkswagenstiftung:

Im August 2006 startete die VolkswagenStiftung die Ausschreibung zum Thema „Individuelle und gesellschaftliche Perspektiven des Alterns“ – unter dem Dach ihrer Initiative „Zukunftsfragen der Gesellschaft“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten sich inhaltlich originell und methodisch ausgewiesen daran beteiligen mit dem Ziel, Entwicklungspotenziale einer alternden Gesellschaft auf individueller und gesellschaftlicher Ebene auszumachen und diese zu fördern – und zwar unter Beteiligung der „Betroffenen“, da für eine offensive Gestaltung demografischer Herausforderungen auch die älter werdenden Mitglieder einer insgesamt alternden Gesellschaft eine Mitverantwortung tragen.

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