Technik und Wirtschaft präsentieren selbst konstruierten Rennwagen

50 Studierende der Fahrzeugtechnologie und 20 Studierende aus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften möchten dieses Ergebnis nun in diesem Jahr gerne noch toppen.

Für den Wettbewerb haben sich die Studierenden daher nicht darauf beschränkt, das Fahrzeug des Vorjahrs nur zu verbessern, sondern sie konstruierten und bauten einen völlig neuen Rennwagen, den sie am gestrigen Donnerstag, 3. Juli 2008, präsentieren konnten. Mit dem „F102“ werden sie an der „Formula Student Germany 2008“ mit abschließendem Rennen auf dem Hockenheimring teilnehmen.

Und auch hier galt es für das Team eine Hürde zu nehmen: Schon nach vier Minuten waren bei der Online-Anmeldung alle 64 Plätze vergeben, woraufhin die Organisatoren das Teilnehmerfeld auf 78 erweiterte. Erstmals wird das Team der Hochschule Karlsruhe anschließend auch auf der „Formula Student Italy“ auf der Ferrari-Teststrecke in Modena vertreten sein.

Die Wettbewerbsaufgabe lautet, einen Prototypen für einen Rennwagen herzustellen, der für die Produktion in einer Kleinserie geeignet ist. Sieger des Wettbewerbs wird nicht der schnellste Wagen des Rennens, sondern das überzeugendste Fahrzeugkonzept, was ebenso Beschleunigungs- und Bremsleistung einschließt wie auch Design, Handling, Gewicht und kalkulierte Kosten.

Vor den eigentlichen Wettbewerben galt es daher für die Studierenden viele Einzelprojekte zu koordinieren. 50 Studierende der Fahrzeugtechnologie kümmerten sich um die technische Entwicklung und Organisation, während rund 20 Studierende aus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften die Wirtschaftlichkeitsberechnungen einer Serienfertigung, Controlling und die Marketingaktivitäten übernahmen. Dabei gab es so manche ingenieurspezifische Herausforderung zu meistern, wollte das aktuelle Team mit ihrem F102 den Rennboliden ihrer Vorgänger noch deutlich übertreffen. Der F102 ähnelt zwar von außen einem Formel 3-Rennwagen, zum Wettbewerb sind aber nur Motoren mit maximal 610 ccm zugelassen.

Trotzdem soll das Triebwerk die Charakterzüge eines Sportmotors aufweisen, also bei möglichst geringem Gewicht eine entsprechende Leistung entwickeln. Diesen Motor galt es dann in das Fahrzeug zu integrieren und mit Getriebe und Fahrwerk abzustimmen. Zum Einsatz kommt hier ein sehr sportlicher Motorradmotor mit einer Leistung von rund 80 PS – 12 PS mehr als im Vorgängermodell. Ebenso wurde das Luft-Ansaugsystem neu gestaltet und die Zahl der Bezininjektoren wurde auf acht verdoppelt. Ein ingenieurspezifisches Highlight ist zudem das Fahrgestell: Es wurde vollständig aus hochwertigem Flugzeug- und Raumfahrtaluminium gefertigt.

Bei möglichst hoher Verwindungssteifigkeit und geringem Eigengewicht verbessert sich so das Handling des Boliden, der sich Damit leichter und schneller durch die Kurven eines Rennparcours steuern lässt. Durch eine selbst entwickelte Trockensumpfschmierung des Getriebes konnte die Höhe der Ölwanne von 13 auf drei Zentimeter reduziert werden. Dadurch ließ sich auch der Motor niedriger einbauen und zusammen mit einer mehr liegenden Fahrerposition ergibt sich ein wesentlich niedrigerer Schwerpunkt des Fahrzeugs, was Straßenlage und Wendigkeit erhöht. Besonders stolz ist das Entwicklungsteam auch auf die Fahrzeugverkleidung, bei der die Negativform die aus Kunstholz gefräst und mit Kohlefasern laminiert wurde. Sie besteht aus fünf Teilen und kann in weniger als fünf Minuten vollständig abmontiert werden.

Das gesamte Fahrzeug wurde mit diesen technischen Verbesserungen wesentlich kompakter, beschleunigt von 0 auf 100 km/h in weniger als vier Sekunden und erreicht in Abhängigkeit von der Übersetzung eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 200 km/h. Und noch ein technischer Leckerbissen: Auch das Cockpit des Rennboliden wurde von den Studierenden in Eigenarbeit entwickelt und wird über selbst programmierte Microcontroller und selbstentworfene Platinen angesteuert.

Nach der heutigen Vorstellung des F102 warten die Studierenden nun auf den Wettbewerb mit anderen Teams im August am Hockenheimring. Aber schon jetzt herrscht trotz der gemeinsamen Anstrengungen beste Stimmung : „Mit der Teilnahme an diesem Konstruktionsprojekt konnten wir Theorie und Kenntnisse aus dem Studium direkt in die Praxis umsetzen“, so Tihamer Vendeg, Student der Fahrzeugtechnologie im 8. Semester, „jeder von uns konnte seine Ideen und Fähigkeiten in das Projekt einbringen, lernten viel über den Automobilbau und erhielten zudem interessante Einblicke in kaufmännische und marketingbezogene Arbeitsfelder.“

„Der ausgeprägte Praxisbezug ist einer der zentralen Pfeiler unseres Ausbildungskonzepts an der Hochschule“, betont Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, „und das Resultat der aktuellen Projektarbeit – ein selbst konstruierter und gebauter Rennwagen – ist auch ein Beleg dafür, wie schnell unsere Studierenden das erworbene Wissen in die Praxis umsetzen können.“

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