Alexander-von-Lichtenberg-Preis 2012 – Engagierte urologische Praxisprojekte im Zeichen der Zeit

So hatte die vierköpfige Fachjury wiederum die Qual der Wahl und musste aus den eingereichten Arbeiten die besten auswählen. Und weil die Entscheidung wie immer sehr schwerfiel, wurden auf dem diesjährigen DGU-Kongress in Leipzig gleich drei niedergelassene Urologen mit dem mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Alexander-von-Lichtenberg-Preis ausgezeichnet: Dr. Matthias Bauermeister und Dr. Tobias von Kügelgen, beide Vorstand des Netzwerkes Urologie Schleswig-Holstein Süd (NUSS) und Dr. Dietmar Betz, Düsseldorf.

Außerdem wurde zum dritten Mal in der Geschichte des Alexander-von-Lichtenberg-Preises ein Kollege für sein Lebenswerk ausgezeichnet: Dr. Hagen Bertermann, Kiel, erhielt für sein wissenschaftliches und persönliches Engagement bei der Etablierung des TRUS als fachspezifische Diagnostik in der Urologie den Alexander-von-Lichtenberg-Sonderpreis.

Prof. Dr. Haas, Mitglied der Fachjury, sieht die prämierten Arbeiten im Kontext einer praxisorientierten Wissenschaft, die in immer mehr urologische Praxen Einzug halte. Alle eingereichten Arbeiten seien ein Beweis für die Neuorientierung niedergelassener Urologen, sich mit den gesundheitspolitischen und medizinischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts kreativ und innovativ auseinanderzusetzen und somit den wachsenden Anforderungen an eine ganzheitliche Patientenversorgung gerecht zu werden. Die prämierten Arbeiten spiegeln sowohl die medizinisch-wissenschaftliche Qualität als auch den engagierten persönlichen Einsatz der Preisträger für das Fach Urologie wider – und dies verdient nach Ansicht der Fachjury einen Preis.

Die prämierten Praxis-Projekte

Im Jahr 2007 wurde das Netzwerk Urologie Schleswig-Holstein Süd (NUSS) gegründet. Dr. med. Matthias Bauermeister und Dr. med. Tobias von Kügelgen arbeiteten gemeinsam mit acht weiteren niedergelassenen Urologen daran, dieses Netzwerk als sektorenübergreifende Kooperation mit dem Klinikum Wedel sowie der urologischen Klinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf zur Optimierung der Versorgung urologischer Patienten in der Region zu etablieren. Das gemeinsame medizinische Vorgehen von Beleg- und Konsiliarärzten ließ Grenzen zwischen ambulantem und stationärem Bereich verschwinden und ebnete Behandlungspfaden den Weg, die nationalen und internationalen Versorgungsrichtlinien entsprechen. Die Arbeit des NUSS erstreckt sich sowohl auf die Teilnahme am Interessenverband uro-onkologischer Urologen IQUO) als auch auf die Neugründung des ambulanten urologischen Tumorzentrums(AUT) innerhalb des Klinikums Wedel. In dieser vertragsärztlichen überörtlichen Teilberufsausübungsgemeinschaft (KV Schleswig-Holstein) werden ambulante Chemotherapien urologischer Tumorentitäten (Hoden, Prostata, Blase) zentral durchgeführt, wobei besonders die Patienten von dieser „Behandlung aus einer Hand“ profitieren. Mit einer vorbildlichen Öffentlichkeitsarbeit konnte sich das NUSS als Qualitäts- und Gütesiegel in der Bevölkerung etablieren und erreichte dadurch einen überregionalen Bekanntheitsgrad und eine hohe Akzeptanz.

In seiner urologischen Gemeinschaftspraxis, bietet Dr. med. Dietmar Betz, Düsseldorf, als spezifischen Schwerpunkt die Behandlung der Harninkontinenz des Mannes an. Neben der Datenerhebung zu den Beschwerden seiner Patienten, führt er die komplette apparative Diagnostik sowie die konservative Therapie dieser Erkrankung in seiner Praxis durch. Zur stationären und operativen Behandlung kann er aufgrund eines Kooperationsvertrags mit einem örtlichen Krankenhaus dessen apparative und personelle Strukturen im Sinne einer urologischen Hauptabteilung nutzen, ähnlich dem im anglo-amerikanischen Raum bestehenden System des „Associate Specialists“. Dies kommt vor allem den Patienten zugute, die sich damit in die Hände ihres vertrauten Arztes begeben und so belastende Situationen besser verkraften können. Dieser menschliche Aspekt der Medizin kommt auch in Betz‘ aktivem Engagement bei der gemeinnützigen Organisation „Die Ärzte für Afrika“ zum Tragen. Dort ist er seit 2009 für ein Krankenhausprojekt in Ghana tätig, innerhalb dessen er die Patenschaft für das „Holy Family Hospital“ in Nkawkaw übernommen hat und das er regelmäßig persönlich vor Ort betreut.

In Anerkennung für sein Lebenswerk wurde Dr. Hagen Bertermann, Kiel, der Alexander-von-Lichtenberg-Sonderpreis verliehen. Neben seiner urologischen Tätigkeit als niedergelassener Urologe, hat sich Dr. Bertermann besonders intensiv mit der HDR-Brachytherapie des Prostatakarzinoms beschäftigt. Vor allem aber hat er während seiner Urologen-Laufbahn den transrektalen Ultraschall der Prostata (TRUS) nicht nur wissenschaftlich vorangebracht, sondern hat u.a. durch seine Tätigkeit im Arbeitskreis „Bildgebende Systeme“ der DGU maßgeblich dazu beigetragen, die Methode des TRUS in Deutschland zu verbreiten und zu verbessern. Die große Anzahl von Fortbildungsveranstaltungen zu TRUS, die Bertermann im Laufe der Jahrzehnte organisiert und durchgeführt hat, haben dem diagnostischen Verfahren zu seiner heutigen Bedeutung verholfen und zu seiner laufenden Optimierung beigetragen.

Die Veranstalter des Alexander-von-Lichtenberg-Preises bedanken sich bei allen Teilnehmern für die engagierten Praxis-Konzepte und wünschen allen niedergelassenen Kollegen weiterhin viel Erfolg und Freude an ihrer Arbeit.

Text: Marlies Potempa

Media Contact

Bettina-Cathrin Wahlers idw

Weitere Informationen:

http://www.dgu-kongress.de

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