2 Millionen für die Aufmerksamkeit – Graduiertenkolleg erfolgreich

„Wir wollen wissen wie unsere Wahrnehmung in allen Sinnesmodalitäten gesteuert wird und wie die Prozesse beim gleichzeitigen Eintreffen von Information aus mehreren Sinnen ablaufen, z.B. Sehen und Hören, wie dies im täglichen Leben immer geschieht.“ erklärt der Psychologe und Sprecher des Graduiertenkollegs Prof. Dr. Matthias Müller.

„Wir möchten beispielsweise beantworten ob es tatsächlich so ist, dass emotionale Reize unwillkürlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen – Lenken wir also beispielsweise unseren Blick auf die Szene eines Autounfalls, ob wir wollen oder nicht? Kann unser Gehirn ohne Fehler zu machen die Informationen mehrerer Sinnesmodalität gleichzeitig verarbeiten – Können wir uns also auf den Straßenverkehr konzentrieren, wenn wir gleichzeitig ein Telefongespräch über Freisprechanlage führen? Wie verändern sich die Prozesse der Wahrnehmung im Laufe des Lebens – Werden im Alter unangenehme Bilder und Nachrichten tatsächlich als weniger unangenehm empfunden und erhalten damit weniger Aufmerksamkeit als in jungen Jahren und woran liegt das?“

12 ganz unterschiedliche Arbeitsgruppen widmen sich diesen Fragen (vorwiegend Psychologie, Biologie und Medizin der Universität und des Max-Planck Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig) und ermöglichen nun 16 neuen Doktoranden aus den Fächern Psychologie, Biologie, Linguistik und Physik ihre Promotion. Im Graduiertenkolleg, das deutschlandweit das Einzige ist was sich diesen Forschungsfragen widmet, erhalten alle Promovierenten ein Stipendium und werden von mindestens 2 Betreuern aus jeweils unterschiedlichen Arbeitsgruppen begleitet und angeleitet. „Inwieweit die wissenschaftlichen Ergebnisse während der Laufzeit des Graduiertenkollegs schon umgesetzt werden, für die Anwendung etwa in der klinischen Psychologie oder aber auch in der Ausstattung und Gestaltung von Arbeitsplätzen und der Entwicklung von Produkten, bleibt offen“, meint Professor Müller. „Wir hoffen aber, dass die Anwendungsfächer der Psychologie und der Ingenieurswissenschaften unsere Erkenntnisse schnell aufgegreifen. Interessant wäre z.B. die Entwicklung von Robotern, die nur über die Messung von Gehirnsignalen gesteuert werden. Das könnte Patienten die keine andere Möglichkeit zur Mitteilung mehr haben, sowohl Kommunikation als auch Beweglichkeit ermöglichen.“ Die Arbeiten aus dem Graduiertenkolleg liefern hierzu die nötigen Grundlagen.

Seit Start des Graduiertenkollegs vor drei Jahren konnten bereits 10 Doktoranden erfolgreich ihre Dissertation abschließen und 6 befinden sich in der Endphase ihrer Arbeit. Hierbei wurden viele Erkenntnisse erzielt auf welche die neuen Doktoranden aufbauen sollen. So konnte in einem Projekt z.B. gezeigt werden, dass emotionale Bilder im Vergleich zu neutralen Bildern in der Tat für einen gewissen Zeitraum die Aufmerksamkeit unwillkürlich auf sich ziehen. Die Ergebnisse deuten auf spezifische Gehirnprozesse hin die in den kommenden Jahren genauer erforscht werden sollen. Sandra Hasse

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Matthias Müller
Telefon: +49 341 97-35960
E-Mail: m.mueller@uni-leipzig.de

Mehr zum Graduiertenkolleg:
www.uni-leipzig.de/~gkattent

Media Contact

Dr. Bärbel Adams Universität Leipzig

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer